Dieser Sommer ist trocken. Aktuell ist es sogar der trockenste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Dabei schlägt er selbst den Dürresommer 2018 um Längen, zumindest bis jetzt. Vor 20 Jahren sah die Lage ganz anders aus. Im August 2002 traf ein Jahrhunderthochwasser insbesondere die Elbe und ihre Nebenflüsse. Die Schadensumme lag bei rund 8,6 Milliarden Euro. Was hat sich seither in Sachen Hochwasserschutz getan?
Drei Milliarden Euro für den Hochwasserschutz
Nach dem Augusthochwasser 2002 wurden für alle sächsischen Gewässer I. Ordnung und die Bundeswasserstraße Elbe Hochwasserschutzkonzepte erarbeitet. Nach einer Priorisierung der Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes begann deren Planung und Umsetzung. Wie die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen informiert, wurden seitdem im Freistaat Sachsen über drei Milliarden Euro für Verbesserung des Hochwasserschutzes, die nachhaltige Schadensbeseitigung an den Gewässern und die naturnahe Gewässerentwicklung investiert.
Davon werden voraussichtlich rund 2,2 Milliarden Euro bis Ende 2022 auf Projekte der Landestalsperrenverwaltung, die für den Hochwasserschutz an den Gewässern I. Ordnung und der Bundeswasserstraße Elbe verantwortlich ist, entfallen. Etwa drei Viertel der 749 Projekte des sächsischen Hochwasserschutzprogramms sind bereits abgeschlossen, 23 befinden sich derzeit im Bau, 156 sind in Planung oder Genehmigung.
Hochwasserschutz als Generationenaufgabe
"Die Verbesserung des Hochwasserschutzes in gefährdeten Ortslagen ist und bleibt eine Generationenaufgabe", sagte der Geschäftsführer der Landestalsperrenverwaltung, Eckehard Bielitz. "Jedoch ist es mit dem Bau von Hochwasserrückhaltebecken, Deichen und Hochwasserschutzwänden nicht getan. Der Betrieb und die Unterhaltung der Anlagen sind die Voraussetzung dafür, dass alles bei einem Hochwasser auch nach Jahrzehnten noch einwandfrei funktioniert.
Auch das ist eine Daueraufgabe, für die langfristig die entsprechenden Ressourcen erforderlich sind." Außerdem sei es wichtig, dass sich jeder Bürger über sein individuelles Hochwasserrisiko bewusst ist, sich informiert und aktiv damit auseinandersetzt. Denn: "Nur so können Betroffene selbst vorsorgen. Öffentlicher Hochwasserschutz durch den Freistaat ist weder überall möglich noch sinnvoll", so Bielitz. Hochwasser seien extreme und komplexe Naturereignisse, die auch künftig auftreten werden und vorhandene Schutzanlagen dabei auch überfluten können. "Ein vollständiger Hochwasserschutz ist deshalb nicht möglich, sondern es verbleibt immer ein bestimmtes Risiko."
Eigenvorsorge zentraler Bestandteil
Deshalb seien neben Hochwasserschutzanlagen insbesondere Information, Warnung und Eigenvorsorge zentrale Bestandteile eines effektiven Hochwasserrisikomanagements. Künftig soll zudem der Fokus noch mehr auf den natürlichen oder gesteuerten Rückhalt von Wasser in den Flussauen oder Poldern gelegt werden.
Denn der gezielte Rückhalt von Wasser ist ein wichtiger Beitrag, Hochwasserschäden zu vermindern. "Das ist in unserem dicht besiedelten Bundesland natürlich nicht überall möglich. Deshalb ist es umso wichtiger, bisher freie Flächen in Überschwemmungsgebieten nicht weiter zu bebauen und zu versiegeln. Jeder Neubau in einem Hochwasser-Risikogebiet ist ein neuer potenzieller Schaden bei möglichen künftigen Hochwassern". Die entsprechenden Risiko-Karten lägen den Kommunen und Planern vor.
erschienen am 12.08.2022