In dieser Reihe soll es darum gehen welche konkreten Schritte jede und jeder in seinem Leben unternehmen kann, um umweltbewusster zu leben.
Die Sorge ist da - doch wo fängt man an?
Die Trendstudie "Jugend in Deutschland" fand heraus, dass der Klimawandel das Thema ist, was den meisten jungen Menschen Deutschlands im Alter von 14 bis 29 Jahren Sorgen bereitet (56%). Doch die Bereitschaft selber auf Dinge zu verzichten, oder sein Verhalten zu ändern, fiel vergleichsweise gering aus. Wieso? Liegt es vielleicht daran, dass man sich oft allein fühlt, wenn man als Einzelperson mit dem ungeschriebenen Verhaltenskodex, dem "Alles-wie-gehabt" bricht?
Wir können und müssen im Alltag noch viel mehr tun, als hier und da auf eine Plastiktüte zu verzichten oder das Licht auszuschalten, wenn wir einen Raum verlassen. Wenn der Klimawandel verlangsamt, oder sogar gestoppt werden soll dann sind politische Schritte besonders wichtig. Doch damit diese geschehen, muss jeder sein Verhalten hinterfragen. Albert Einstein hat einmal gesagt: "Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Hier sind zwölf direkte und indirekte Arten, wie wir unseren Lebensstil anpassen und unsere Emissionen senken können:
Hinweis zur Verwendung des Ausdrucks "CO2"
100 Tonnen CO2 sind nicht gleich 100 Tonnen CO2. Es gibt neben Kohlenstoffdioxid (CO2) noch andere Treibhausgase die auch unterschiedlich stark zur Erderwärmung beitragen. Zum Beispiel Methan. Methan hat ein Treibhauspotential von 23, eine Tonne Methan hat also den Treibhauseffekt von 23 Tonnen CO2. Um dies zu vereinheitlichen werden Emissionen oft in CO2-Equivalente umgerechnet. Wenn also eine Tonne Methan emittiert wird, redet man dann oft von 23 Tonnen CO2-Equivalenten, oder man sagt oft auch einfach nur 23 Tonnen CO2.
Pflanzen essen - Klimakiller Viehwirtschaft
Weltweit geht man davon aus, dass Viehwirtschaft für 14 bis 15% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Der Konsum tierischer Lebensmittel nimmt dabei global immer weiter zu und das ist ein Problem. Es beginnt schon damit, dass fast 80% der landwirtschaftlich genutzten Fläche weltweit für die Viehwirtschaft genutzt werden. Sie ist der wichtigste Treiber für Brandrodungen im Amazonas und anderen Regenwaldgebieten und verschlingt Unmengen an Ressourcen wie Wasser, Lebensmittel (als Futter), Düngemittel und Treibstoff. Durch die hohe und stetig wachsende Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln brauchen wir ständig mehr Fläche für die Weidehaltung und zum Anbau von Futtermitteln. Für ein Kilo Fleisch werden je nach Tierart mehrere Kilogramm Getreide und Hülsenfrüchte verfüttert. Das sind mehrere Kalorien an Lebensmitteln, die wir verfüttern um eine Kalorie in Form von Milch, Eiern oder Fleisch zu erhalten. Auch die Herstellung von Düngemitteln ist ein Energie und Kraftstoffintensiver Prozess.
Todeszonen in den Meeren
Riesige Mengen von Gülle und Düngemitteln aus der Futtermittelproduktion gelangen in die Umwelt und über Umwege auch ins Meer. Der gewaltige Zustrom von Nährstoffen in die Gewässer führt immer häufiger gerade in küstennahen Gebieten zu Algenblüten, die im Nachhinein oft zu einem Absterben der Tiere und Pflanzen führen, weil die Algen das Sonnenlicht blockieren und die Tiere, welche die Algen fressen den gesamten Sauerstoff verbrauchen. Was noch an Sauerstoff verbleibt, wird bei der Zersetzung der organischen Masse verbraucht. Es entsteht eine sauerstoffarme (hypoxische) sogenannte Todeszone, die nicht lebensfreundlich ist. Es ist dasselbe Phänomen wie wenn ein Tümpel oder See "umkippt".
Pflanzliche Lebensmittel schonen Ressourcen
Wenn wir uns pflanzlich ernähren würden, würde nur ein Bruchteil dieser landwirtschaftlichen Flächen gebraucht werden und man könnte theoretisch Millionen von Hektar Land gezielt renaturieren, was viele Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre ziehen würde. Dazu müssten aber auch entsprechende politische Entscheidungen gefällt werden. Auch Hunger ist politisch: Lebensmittel wie Getreide, Mais und Hülsenfrüchte (z.B. Soja und Erbsen) werden an unsere 60 Milliarden Nutztiere weltweit verfüttert um die Lust auf Fleisch zu Stillen, während weltweit mehr als eine Milliarde Menschen an Hunger leiden oder von Hunger bedroht sind. Der Verzicht auf tierische Lebensmittel allein, bewirkt aber natürlich nicht, dass Menschen plötzlich Geld und Land besitzen um sich selbstständig zu ernähren, soll aber zeigen, dass es genug Ressourcen gibt um uns Menschen zu ernähren, sie sind nur ungerecht verteilt.
Tiere verbrauchen nicht nur viele Ressourcen, insbesondere Rinder stoßen auch selber das Treibhausgas Methan über ihre Blähungen und Rülpser aus und der Fleischkonsum der Deutschen ist dadurch für rund eine Tonne ihrer jährlichen Pro-Kopf-CO2-Emissionen verantwortlich. Die Zahl der methanausstoßenden Wiederkäuer weltweit geht übrigens zum allergrößten Teil auf vom Menschen gehaltene Nutztiere zurück. Nur ein sehr kleiner Anteil sind Wildtiere.
Ein Wandel in den Köpfen - und im Körper!
Eine Pflanzliche Ernährung schont Ressourcen und natürliche Lebensräume von Wald bis Meer und hat außerdem viele gesundheitliche Vorzüge. Anstatt Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente über einen Umweg durch tierische Produkte aufzunehmen, können wir alle notwendigen Nährstoffe direkt und in hoher Qualität über Pflanzen aufnehmen. Nur das Vitamin B12 wird durch pflanzliche Kost nicht sicher bereitgestellt und sollte supplementiert werden. Zudem enthalten Pflanzen Ballaststoffe und eine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen wie Antioxidantien, Vitaminen und Verbindungen, die sich zum Beispiel günstig auf Blutzucker, Blutdruck, Hormone oder Krebs auswirken. Außerdem verhindert sie logischerweise unnötiges Tierleid.
Lieber mit kleinen Schritten starten
Eine Umstellung von Heute auf Morgen ist für viele sehr schwer und rüttelt auch an unserer Identität und Kultur, doch jeder sollte sie mit kleinen Schritten auf den Weg bringen. Hierfür stehen im Internet und auch in jeder Buchhandlung viele Rezepte, sowie umfangreiche und leicht verständliche, wissenschaftlich fundierte Ressourcen zur Verfügung. Zum Beispiel das Buch "Vegan Klischee Ade" von Niko Rittenau. Als Gesellschaft, werden wir darum bestimmt nicht herum kommen den Trend umzukehren und uns wieder mehr pflanzlich zu ernähren.
Regional, saisonal und unverpackt
Zusätzlich sollte man auch darauf achten, dass man Lebensmittel regional, saisonal und unverpackt kauft, wo immer es geht. Hier sollte auch die Politik ansetzen und Einwegplastikverpackungen bekämpfen, deren CO2-Fußabdruck oft den der Lebensmittel übersteigt und die sich nicht oder nur kaum recyceln lassen.
Hier geht es weiter zum zweiten Teil unserer kleinen Nachhaltigkeitsserie.