Die Tätigkeit als Hufschmied ist für Kai Fankhänel nicht einfach nur ein Job. Er geht darin auf, ist mit Herz und Seele dabei. Der 50-Jährige ist gelernter Schmied und hat eine Weiterbildung als Hufschmied absolviert, denn Hufschmied ist kein eigenständiger Beruf, wie er sagt. Und auch wenn der Job anstrengend und oftmals nicht ganz leicht ist, möchte er nichts anderes tun. Die Arbeit sei das eine, das Vertrauen und das Zwischenmenschliche das andere.
Wie sind Sie zu ihrem Beruf gekommen?
Meine Vorfahren waren alle Hufschmiede. Ich selbst habe sie zwar nie kennengelernt, aber trotzdem haben sie mir das Berufliche quasi vererbt. Schon in jungen Jahren hatte ich Kontakt mit Pferden und zum Pferdesport und hatte schon da zum Beruf eine innige Beziehung. Dazu gekommen bin ich später. Zuerst war ich als normaler Schmied tätig zu DDR-Zeiten. Zur Wende kam dann eine berufliche Neuorientierung und ich war neun Jahre Zimmermann. Ich hatte aber immer den Wunsch zurück in den alten Beruf zu gehen. Damals habe ich mich an der Tierklinik in Leipzig beworben, habe die Weiterbildung zum Hufschmied absolviert und bin danach in die Selbständigkeit gestartet.
Wie lange üben Sie diesen Beruf schon aus?
Mittlerweile sind es 18 Jahre, dass ich als Hufschmied tätig bin.
Was hat Sie am meisten an diesem Beruf begeistert, was vielleicht weniger?
Was mich daran am meisten begeistert ist die Arbeit mit Tieren. Bei einem Hufschmied ist viel auch mit Orthopädie verbunden. Dazu beitragen zu können, Beschwerden von Pferden zu beheben oder sie zumindest zu lindern, ist eine schöne Sache. Ein Vorteil in dem Beruf ist auch, dass man nicht nur mit Pferden, sondern auch mit vielen Menschen zu tun hat. Etwas Negatives kann ich nicht sagen.
Gab es ein tolles Erlebnis, was im Gedächtnis geblieben ist?
Das ist ein Thema, damit könnte ich ein ganzes Buch füllen. Das ist unzählig viel, was ich in den 18 Jahren erlebt habe. Es ist schwer, das zu filtern. Aus heutiger Sicht ärgere ich mich etwas. Ich hätte mir wirklich die Arbeit machen sollen, täglich aufzuschreiben, was mir passiert ist und was ich erlebt habe. Das würde wahrscheinlich ein Bestseller. Was immer wieder ein tolles Erlebnis ist, wenn man Pferde, die eine Lahmheit haben, wieder zum Laufen bringt. Es ist ein einfach ein cooles Erfolgserlebnis, wenn man das mit der eigenen Hände Arbeit schafft. Das macht es auch. Wenn es den Pferden gut geht, sind auch die Besitzer zufrieden. Natürlich gibt es auch Rückschläge. In der Szene liegen Glück und Elend ganz nah beieinander.
Warum sollte ein Schüler eine Ausbildung in diesem Berufsfeld machen?
Das Pferd ist heute kein Wirtschaftsfaktor mehr, sondern ein Begleiter in der Freizeit. Der Beruf eines Hufschmieds ist ein wichtiger Punkt. Das Hobby Pferd und Reiten kann nur in Verbindung mit einem Hufschmied ausgeübt werden. Hinzu kommt das Erlebnis, etwas Positives für Tiere, hier speziell für Pferde, zu tun und mit Menschen zu arbeiten.
Wie sieht die Ausbildung aus? Wo kann man sich ausbilden lassen, wenn man als Hufschmied arbeiten möchte?
Die Ausbildung hat sich etwas geändert. Früher musste man einen Metallberuf haben. Das ist jetzt seit einigen Jahren nicht mehr der Fall. Das Hufbeschlaggesetz wurde geändert. Man kann heute auch als Quereinsteiger zu diesem Job kommen. Voraussetzung ist, dass man ein zweijähriges Praktikum bei einem Hufschmied absolviert. Dann kann man sich bundesweit an Lehrschmieden bewerben, die meistens bei Tierkliniken verankert sind. Die Ausbildung dort dauert drei Monate. Es gibt auch einige Hufschmiede, die eine Lehrausbildung anbieten.
Vielen Dank für das Interview.
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erschienen am 29.07.2020