Es ist für uns alle das erste Mal. Für Julia und Lisa ist es der erste Pressetermin und für uns ist es das erste Interview für diese aufstrebende Kolumne. Wenn man das überhaupt "Interview" nennen kann, was wir da veranstaltet haben. Eigentlich haben wir uns einfach unterhalten, 60 Prozent über Tofu, 10 Prozent darüber, ob die einzigen anderen Menschen auf der Küchwaldwiese wohl die Menschen von der Tierschutzorganisation Ariwa sind, mit denen wir zum veganen Picknick verabredet sind und 30 Prozent über Chemnitz  (wer die Stadt ist, warum man hier ist und so - man kennts). Aber so ist das eben hier, das ist sozusagen die Warm-Up-Frage, so wie man eben in anderen Städten über das Wetter spricht.

 

Julia, Lisa und die Liebe

 

Wir sitzen auf einer Decke, auf der Küchwaldwiese, die beiden tragen liebevoll selbst gestaltete T-Shirts, mit der Aufschrift "Tofu Lovers". Julia kommt aus Plauen, wollte mal nach Frankfurt ziehen, dann aber doch nicht. Lisa kommt aus einem Thüringer Dorf - sie ist durch die Liebe in Chemnitz gelandet. Julia war letztes Jahr in Japan, dort gibt es Tofurestaurants, also Restaurants in denen Tofu die Hauptrolle spielt und nicht als "Fleischersatz" oder "vegane Alternative" angepriesen wird. Das Tofu dort ist "weich und lecker" schwärmt sie. Das wollte sie lernen - Spoiler: sie hat es aber sowas von gelernt.

 

Und das geht so:

  1. Man kauft trockene Sojabohnen und weicht sie ein (das dauert ein paar Stunden und es gibt einen genauen Zeitpunkt, den man einhalten sollte, damit der Tofu später gelingt)
  2. Die Bohnen werden püriert oder kommen in eine Mühle, dann entsteht Brei, der mit Wasser aufgekocht wird
  3. Das Ganze wird abgesiebt, dann erhält man Sojamilch wie bei der Käseherstellung und der Sojaschrot bleibt übrig.
  4. In die Sojamilch kommt das Gerinnungsmittel "Nigiri-Meersalz", dann gerinnt der ganze Spaß und wird fest

 

"Das ist jedes Mal wieder spannend" sagt Julia, denn es kommt auf viele Faktoren an: Die Außentemperatur, die Stimmung des Tofumeisters (so steht es weise im Tofubuch) und besonders wichtig: die genaue Einweichzeit der Bohnen.

 

Wie wir zum Höhepunkt gekommen sind

 

Wir lernen von den beiden: Frischer Tofu hebt sich durch die Cremigkeit ab, ist aber dennoch schnittfest. Ihr selbstgemachter Tofu ist deshalb auch nur etwa 5-6 Tage haltbar, im Glas - ganz ohne Verpackung. "Am besten ist er, wenn er direkt aus der Presse kommt" erzählt Lisa. Ihre Lieblingsmarinade ist Orange, die von Julia Ingwer. Die meisten Kunden- insbesondere Männerherzen erobert aber laut Aussage der beiden die Senf-Marinade. Ihre neuste Kreation nennt sich "Pfeffersteak" - wir probieren uns beim späteren Grillen durch die gesamte Palette und sind uns einig: Ingwer bringt uns am schnellsten zum Höhepunkt.

 

Was wir besonders heiß an dem Produkt und der Idee finden

 

Der Tofu wird ganz ohne Plastik vertrieben. Es wird in Gläser abgefüllt und dann direkt zum Kunden gebracht. Die beiden beziehen ihre Sojabohnen von einem bayrischen Biohof, die Gewürze ihrer Marinade vom Chemnitzer Gewürzcasanova "Direkt vom Feld" und bereiten alles in einer kleinen Produktionsstätte in Chemnitz zu. Das Produkt wird soweit es geht aus Bio-Zutaten hergestellt- was sich natürlich auf den Preis der Produkte auswirkt. "Jetzt geht es daran, herauszufinden ob Chemnitz frischen Bio-Tofu will" so Lisa.

 

Das sind die feuchten Träume der Tofu Bar Gründerinnen

 

Das Wort "Bar" steht zum einen für die Vielfalt an Produkten, die aus Tofu entstehen kann. Zum Beispiel kann man aus dem Sojaschrot "Okara" Salate herstellen, wie uns die beiden beim späteren Grillen gekonnt demonstrieren. Man kann aber auch Gnocchi daraus herstellen - Genaueres dazu erfahrt ihr auf der Website der beiden. Außerdem experimentieren die beiden mit dem Umami-Geschmack von Miso (eine fermentierte Sojabohnen-/Reispaste) mit der auch Süßspeisen verfeinert werden können - mit Speiseeis zum Beispiel, haben die beiden schon erste Versuche gestartet.

 

Zum anderen steht das Wort "Bar" für die Vision einer eigenen Tofu-Bar in Chemnitz, dort soll ein anders Essen-geh-Gefühl stattfinden, als in herkömmlichen Restaurants - ein freieres, geselligeres. Es soll ein Ort sein, wo man mit gutem Gefühl alleine hinkommen und genießen kann. Weg von der allgemeinen deutschen Facon "mal-kommt-in-einer-Gruppe-jeder-bestellt-sich-sein-Essen-dann-ist-man-satt-und-geht", keine einzelnen Tische, eher eine lange Tafel - südlicher, gemütlicher, offener. Das Restaurant soll vegan sein, sich aber nicht unbedingt dadurch deklarieren. Es soll vor allem eins sein - gut. "Ein gutes Restaurant wird von allen besucht, nicht nur von Veganern" so Lisa.

 

Unser Nachmittag mit den beiden endet 50 Meter weiter, wo die Menschen vom Chemnitzer Tierschutzverein vegan Picknicken. Die Chemnitzer Band "Herz Dich Selbst" spielt, dazwischen bimmelt die Parkeisenbahn, Kinder lachen, der Wind rauscht durch die ersten braunen Blätter, es gibt unfassbar gutes veganes Essen und noch mehr Tofu-Talk. Wir sind heute mehrfach gekommen. Extrem gutes erstes Mal.

 

Gewinnspiel

Damit auch ihr in den Genuss dieser Delikatesse kommen könnt, verlosen wir ein Glas Senftofu der Tofubar.