Der 23-jährige Nick ist Azubi als Kanalbauer beim RAC-Rohrleitungsbau Altchemnitz GmbH. Seit mehr als 25 Jahren ist die Firma in den Bereichen Rohrleitungsbau, Anlagenbau, Straßen- und Kanalbau und Betonsanierung in Chemnitz und Umgebung tätig. Nick befindet sich im 3. Lehrjahr und legt somit im August seine praktische Prüfung ab. Er erzählt uns, wie er seine Ausbildung erlebt hat und was ihn an seinem Job so begeistert.
Wie bist du zu deinem Beruf gekommen und wie lange übst du diesen schon aus?
Seit ich denken kann, baue und werkle ich gern. Schon als Kind habe ich mich für jede Baustelle interessiert, die mir über den Weg gelaufen ist und mit meinen Eltern und Großeltern habe ich mich oft am Haus und im Garten handwerklich betätigt.
Nun bin ich seit fünf Jahren im Bauhauptgewerbe tätig. Direkt nach meinem Schulabschluss mit 16 Jahren begann ich eine erste Lehre zum Straßenbauer, die ich aber nach weniger Zeit wieder abgebrochen habe. Wegen der schwierigen Bedingungen und des Arbeitsklimas in der ersten Firma bin ich nicht richtig zu Recht gekommen.
Mit 16 Jahren sind sich viele Junge Leute ja auch noch nicht richtig im Klaren, was sie machen wollen und wenn man frisch aus der Schule kommt und wenig praktische Erfahrung hat, dann kann die Arbeit auf dem Bau auch schnell abschrecken.
Letztendlich war mir aber klar, dass ich mich im handwerklichen Gewerbe ausbilden lassen möchte und so habe ich eine Lehre zum Kanalbauer angefangen.
Nun bin ich seit 3,5 Jahren beim RAC. In der Firma sind das Arbeitsklima und das Miteinander super. Gut ist auch, dass man immer mehr oder weniger geregelte Arbeitszeiten hat.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag für dich aus?
Der Arbeitsalltag läuft eigentlich so ab, dass man sich morgens auf den Bauhof trifft und eine Baustelle zugeteilt bekommt, je nachdem ob man zurzeit auf einer Großbaustelle tätig ist oder einer Tagesbaustelle. Nachdem man dann alle Arbeitsmittel, Werkzeuge und Maschinen zusammengepackt hat, fährt man gemeinsam mit den Kollegen zur Baustelle. Die können quer verteilt um und in Chemnitz sein. Dann sperrt man die Baustelle ab und beginnt mit den normalen Tätigkeiten.
Was sind deine Tätigkeiten in dem Beruf?
Die Hauptaufgabe eines Kanalbauers ist Verlegen, Sanieren und Reparatur von Abwasserleitungen, Schächten und Kanälen. Trotzdem gehören auch Arbeiten vom Oberbau oder Unterbau, z.B. Ausheben von Gräben oder Asphaltdecken und auch Pflastern dazu. Also, es ist wirklich ein sehr vielseitiger und lehrreicher Beruf.
Was hat dich am meisten an diesem Beruf begeistert, was vielleicht weniger?
Am besten ist, dass es so ein abwechslungsreicher Beruf ist und man keine monotone, öde Arbeit vollzieht. Dadurch lernt man auch jeden Tag etwas dazu und erlangt handwerkliches Geschick, was ich vor allem privat zu schätzen weiß. Positiv ist auch, dass wir beim schönsten Wetter an der frischen Luft sind und uns eigentlich jeden Tag bewegen. Natürlich muss man dann auch bei schlechtem Wetter draußen arbeiten, für mich ist das ein negativer Punkt, viele meiner Kollegen stört das aber nicht.
Welche Eigenschaften sollte man mitbringen?
Handwerkliches Interesse und Wissbegierde, sowie gewisses handwerkliches Geschick sollte man auf jeden Fall mitbringen. Außerdem sollte man ein Interesse dafür haben, Neues praktisch zu erschaffen oder auch Lösungswege für Probleme zu finden.
Für die teilweise harte Arbeit sollte man auf jeden Fall auch körperlich eine gewisse Ausdauer und Kraft mitbringen.
Man arbeitet auch immer in Gruppen, also sollte man auf jeden Fall teamfähig sein.
Warum sollte ein Schüler eine Ausbildung in diesem Berufsfeld machen?
Also wenn man handwerkliches Interesse hat und Lust auf große Maschinen und Verantwortung, selbst etwas erschaffen möchte, dann würde ich diesen Job auf jeden Fall empfehlen.
Es gibt auch jede Menge Weiterbildungs- und Aufstiegschancen und auch Zusatzqualifikationen, die einem dann im Job mehr Kompetenzen ermöglichen. Ich habe zum Beispiel den Baggerschein gemacht, aber man kann auch einen Führerschein für LKW mit Anhänger machen oder andere Weiterbildungsmaßnahmen.
Welche Aufstiegschancen gibt es denn genau?
Man kann zum Beispiel eine Weiterbildung zum Vorarbeiter absolvieren, dann anschließend auch seinen Meister machen und danach gibt es noch weitere Fortbildungsmöglichkeiten. Also vom Facharbeiter zum Polier zum Meister zum Bautechniker oder Bauleiter.
Kanalbauer ist ja schon ein seltener Beruf. Würdest du sagen, er zählt zu den Berufen, die vom Aussterben bedroht sind?
Also es gibt sehr wenige junge Leute, die sich an diesen Beruf rantrauen. Im Berufsschulzentrum in Zwickau haben wir zum Beispiel eine Bundesklasse, die aus 20 Mann aus drei Bundesländern besteht und das sind sicherlich zu wenig Leute, als wirklich gebraucht werden. Ich würde trotzdem eher sagen, es ist ein gefährdeter Ausbildungsberuf, aber aussterben wird er nicht, da er gebraucht wird, wie so viele andere handwerkliche Beruf auch. Es müssten sich nur mehr junge Leute dazu entscheiden, eine Ausbildung in diesem Beruf zu machen, denn die Vergütung ist mittlerweile auch echt gut.
Vielen Dank für das Interview!
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