Mittweida. Vor dem Museum an der Pestalozzi-Schule hatten sich am Samstagnachmittag eine Gruppe betagter Senioren getroffen. Es wurde geschnattert wie zu Schulzeiten, denn es war ein Klassentreffen anlässlich der Entlassung vor 60 Jahren. Vier Männer und zehn Frauen waren der Einladung der beiden Organisatoren Gudrun Seidel und Jürgen Kitzing gefolgt.
"In Erinnerungen schwelgen"
"Eigentlich waren wir ja 28 Klassenkameraden, aber mit den Jahren kamen immer weniger zu unseren Treffen. Einige sind schon gestorben, andere gesundheitlich nicht mehr in der Lage. Zuletzt haben wir uns aller zwei Jahre getroffen. Zum 60. wollen wir nochmal in Erinnerungen schwelgen", berichtet Jürgen Kitzing, der damit rechnet, dass das das letzte Treffen war.
Zurück im Klassenzimmer
11 der 28 Mädchen und Jungen wurden in Lauenhain 1952 eingeschult und lernten dort bis zur 8. Klasse. Dann bildeten sie gemeinsam mit Kindern aus Neusorge und Mittweida die 9a in der Pestalozzi-Schule und verließen diese 1962. "Wir fuhren mit dem Fahrrad über die Bleiche in die Stadt. Das Neubaugebiet gab es noch nicht, aber Kirschbäume säumten den Weg, die haben wir immer geplündert", erzählt Jürgen Kitzing, der 1969 eine Wagenpflege, das heutige Autohaus Kitzing, gründete. Karin Imhof hatte die weiteste Anreise, sie kam aus Berlin, dort lebt sie seit 1988. "Klar komme ich gern nach Mittweida, wenn unser Klassentreffen ist, bin ja schließlich hier aufgewachsen", so die 76-Jährige. "Unser Klassenzimmer war ganz oben die 305. Nach der Entlassung waren wir nie wieder hier in der Schule. Heute zum 1. Mal wieder", berichtet Gudrun Seidel, die sehr sportlich war und dann als Disponentin arbeitete. Marianne Wilfert ist vielen als Frisörmeisterin bekannt. Sie nahm an vielen nationalen und internationalen Wettbewerben, Meisterschaften sowie an der WM in Tokio 1993 teil. Für das Klassentreffen besuchten die ehemaligen Schüler diesmal das historische Klassenzimmer und erlebten eine unterhaltsame Schulstunde mit dem Oberlehrer Michael Kreskowsky. Bevor es los ging wurde noch die Schulkleidung wie vor 120 Jahren angelegt. "Wir haben jetzt drei Unterrichtsstunden", waren die Worte des Oberlehrers. Im Anschluss gab es noch einen gemütlichen Teil in einer Gaststätte.
erschienen am 02.10.2022