Hochweitzschen. Nach wie vor existieren viele Ängste zum Thema Covid-19-Impfung - trotz eindeutiger Empfehlungen von anerkannten Medizinern, Virologen und anderen Wissenschaftlern. In seriösen Medien und auf Websites, wie der vom Robert Koch-Institut, werden zudem Fragen nach möglichen Risiken detailliert beantwortet. Woher kommen also die Sorgen, die einer Impfung im Wege stehen, wie kann man mit ihnen umgehen und sich im besten Fall von ihnen befreien?
Umgang mit Impfangst
Prof. Dr. Francisco Pedrosa Gil, Ärztlicher Direktor des sächsischen Fachkrankenhauses Bethanien Hochweitzschen, hat das Thema Impfangst umfassend analysiert und zeigt auf, wie Betroffene und Angehörige damit umgehen können.
Was bedeutet Angst und was verstärkt sie?
Angst sei grundsätzlich nichts Negatives: "Naturgemäß ist der Mensch so beschaffen, dass Angst gesund für ihn ist. Evolutionstechnisch muss ein Mensch Gefahren schließlich schnell erkennen, um zu überleben", so der Mediziner. Jedoch müsse zwischen den rational begründeten und den irrationalen Ängsten unterschieden werden. In der derzeitigen Lage seien viele Menschen mit der Einordnung von Gefahren überfordert. Zudem beobachtet der Psychiater Informationsdefizite und Menschen, die sich von irrationalen Ängsten leiten lassen. Betreffende Personen könnten oft Tatsachen sowie Vernunftwahrheiten nicht von Falschinformationen unterscheiden.
"Schwarze Schafe" auf Social Media
Auch Jugendliche, bei denen beispielsweise die Medienkompetenz fehlt, sind dann wiederum überfordert, sachliche Informationen herauszufiltern. "Halten sich diese betreffenden Personen dann überwiegend in Social-Media- Kanälen auf, begegnen sie dort auch 'schwarzen Schafen', die gezielt Ängste schüren. Sind bereits irrationale Ängste vor möglichen Impfschäden oder Spätfolgen vorhanden, werden seriöse Nachrichtenformate oder Wissenschaftsportale oft nicht mehr als Informationsquelle wahrgenommen", erklärt der Mediziner.
Enden von irrationalen Ängsten in Panikzuständen
Stattdessen werde gezielt nach sogenannten Parallelinformationen gesucht, welche die vorgefassten Meinungen und Vorurteile zusätzlich bestätigen. Die irrationalen Ängste können im schlimmsten Fall in unbewussten, nicht kontrollierbaren Panikzuständen enden. Pedrosa Gil: "Im Gehirn ist das Entstehen von Angstgefühlen unter anderem im Mandelkern neurobiologisch verankert. Wird dieses Areal überproportional aktiviert, ist ein großer Teil des Gehirns damit überfordert, den Angstreiz adäquat einzuordnen."
Seriöse Quellen als Weg aus der Angst
Umso wichtiger sei es, Quellen auf ihre Seriosität zu überprüfen und auf die Expertise von anerkannten Wissenschaftlern zu vertrauen. Angehörige könnten Betroffene unterstützen, indem sie nachfragen, woher sie ihre Informationen bekommen und welche Quellen diese belegen. "Auch kann es Betroffenen helfen, Angstgedanken durch Ablenkung bewusst zu unterbrechen und zu überprüfen, wie realistisch die Ängste wirklich sind. Rationales Denken sollte nicht durch Angst oder irrationale Affekte überlagert werden", erklärt Francisco Pedrosa Gil.
Aufklärung und Informationen als Weg
"Dass das Leben endlich und unsicher ist, wissen wir alle. Diese Tatsache wird aber in unserer Gesellschaft verdrängt. Dadurch können irrationale Gefahren bedeutender erscheinen als real existierende, wie zum Beispiel die Gefährdung im Straßenverkehr." Aufklärung und Informationen sind für ihn der einzig mögliche Weg, um sich von der Impfangst zu befreien. "Die Frage, die sich jeder stellen sollte, ist: Wieviel Macht gebe ich der Angst?", so der Professor. Er ist überzeugt: "Können Menschen ihre Ängste kontrollieren, gibt ihnen das ihre Autonomie zurück."
Vollversorgung für 230.000 Einwohner
Das Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen stellt mit den Kliniken für Allgemeinpsychiatrie und -psychotherapie, Suchtmedizin, sowie Gerontopsychiatrie und -psychotherapie mit insgesamt 121 Betten die stationäre Vollversorgung für etwa 230.000 Einwohner im mittleren und südlichen Mittelsachsen sicher. Es gliedert sich in einen stationären Betriebsteil mit Standort Hochweitzschen, einen teilstationären Betriebsteil mit zwei Tageskliniken in Döbeln und Freiberg und drei Psychiatrische Institutsambulanzen mit den Standorten Döbeln, Hochweitzschen und Freiberg.
erschienen am 16.12.2021