Tag des Offenen Denkmals: Freiberger Bahnhof öffnet seine Tore für die Zukunft

Geschichte 400 Personen konnten am Samstag durch das Gebäude geführt werden

Freiberg. 

Freiberg. Zum Tag des Offenen Denkmals am 8. September, für Freiberg zusätzlich am 7., sollten die Freiberger erstmalig das Baudenkmal "Bahnhof" besichtigen können. Aus organisatorischen Gründen musste das verschoben werden und fand nun am 28. September statt.

Geschichte des Bahnhofs

Der Bahnhof Freiberg (Sachs) wurde am 11. August 1862 eröffnet, als die Eisenbahnstrecke von Dresden über Tharandt nach Freiberg verlängert wurde. Das Empfangsgebäude, das für die damalige Zeit großzügig bemessen war, wurde vom Architekten Constantin Hille entworfen. In Zusammenarbeit mit dem Landbaumeister Karl Moritz Haenel entstand 1860/61 ein Bauwerk im Stil der englischen Tudorgotik. Obwohl Instandsetzungsarbeiten im 20. Jahrhundert vieles verändert haben, ist das Gebäude in seiner Grundstruktur erhalten geblieben. Nach der Wende wechselte der Bahnhof mehrfach den Besitzer und verfiel zusehends. Mit dem Erwerb des Bahnhofsgebäudes und des umliegenden Grundstückes sowie des Parkplatzes vor dem Gebäude wurde dieser Verfall durch die Stadt Freiberg am 1. Dezember 2019 gestoppt. Seitdem laufen unzählige Planungs-, Genehmigungs- und Projektierungsverfahren. Denkmalschutz, Bauökologie, Sorgfalt bei Entscheidungen über Abriss oder Erhaltung und so manche nicht vorhersehbare Verzögerung, machte den Stadtvätern und Verantwortlichen für dieses Bauprojekt manche schlaflose Nacht. Nun ist Licht am Ende des Tunnels sichtbar.

Mindestens 10 Führungen

Etwa 400 Freiberger, ehemalige Freiberger und interessierte Gäste nutzten an diesem Sonnabend die seltene Gelegenheit, das Bahnhofsgebäude in seinem aktuellen baulichen Zustand zu besichtigen. Oberbürgermeister Sven Krüger und die Mitarbeiter des Freiberger Hochbauamtes Herr Schönherr und Herr Vogel erklärten den Besuchern den Stand der Großbaustelle Bahnhof in allen Details.

Sanierung bei Westflügel abgeschlossen

Am Gebäudeteil 1 (Westflügel) ist die Fassade bereits saniert und sogar die endgültige Farbgebung an einem Teststück schon sichtbar. Die vorangegangenen Abriss-Arbeiten im Inneren der Gebäudeteile waren äußerst umfangreich, bis die eigentlichen Tests erfolgen konnten, welche Balken, Säulen oder sonstige Bauelemente in der Form erhalten werden können, verstärkt werden müssen oder eine Erneuerung notwendig ist. Jeder Säulensockel wurde bis ins Fundament freigelegt, um die Standfestigkeit zu prüfen und zu sichern. Für einen Inside-Aufzug wurden Suchschachtungen vorgenommen, was leider durch den extrem harten Gneisboden nicht erfolgreich war. So wird es einen Außenaufzug geben. Imposant war auch die Besichtigung der Bahnhofshalle, die zwar ohne die ursprünglich vorhandene Empore, aber doch im alten Stil erhalten bleibt. Das gesamte Gebäude wird mit einer modernen Erdwärmeheizungsanlage ausgestattet, die nur in extremen Kältezeiten durch eine Zusatz-Gasheizung ergänzt wird.

Dach des Ostflügels konnte nicht erhalten werden

Im 1.OG konnten die Besucher bereits rohbaufertige Räume sehen, hier laufen schon die Ausschreibungen für die Ausbaugewerke. Leider konnte das Dach des Ostflügels nicht erhalten werden, die Verantwortlichen entschlossen sich zum spontanen Abriss aus Sicherheitsgründen. Um den restlichen Bau zu sichern, wurde ein Interims-Metall-Dach errichtet, das auch den extremen Regenfällen der letzten Wochen standhielt und alles trocken blieb. Das Dach wird noch vor dem Winter im Schutz des Überdachs neu gebaut und mit Photovoltaik ausgestattet. Die Ostfassade ist schon fertig für den Außenputz, was jedoch erst im Frühjahr 2025 erfolgen wird, damit der neue Putz nicht durch Kälte und die noch im Inneren stattfindenden Baumaßnahmen reißt.

Erinnerungen der Besucher

Während der Führungen kam es auch mit den Besuchern zu spannenden Gesprächen und Erinnerungen. Ehemalige Mitarbeiterinnen plauderten aus dem Nähkästchen, die freundliche Dame vom Reiseservice erzählte von früher und auch eine Familie, die bis 1992 mit ihren 3 kleinen Kindern im Bahnhof wohnte, freute sich, die ehemalige Wohnung im Rohbau zu sehen. Alle Besucher sind auf jeden Fall gespannt, wie der Freiberger Bahnhof eines Tages aussehen wird.

Zukünftige Mieter

Wohnungen wird es hier keine mehr geben, aber eine interessante Mischung aus wichtigen Ämtern, Handel, Gewerbe, Kunst und Kultur. Konkret werden das Amt für Jugend, Bildung und Soziales, das Tiefbauamt, das Ordnungsamt die Zulassungsstelle des Verkehrsamtes und auch Nummernschild-Prägefirmen und Versicherungsagenturen Ende 2026 oder spätestens 2027 hier zu finden sein. Auch Gastronomie wird es geben und ein regionaler Bäcker ist auch auf der Liste der potenziellen Mieter.

Visionen

Geplant ist ein vielfältiges gastronomisches Angebot mit großzügigen Gestaltungsmöglichkeiten, die sowohl Reisende als auch Einheimische ansprechen sollen. Ein Außenbereich und eine attraktive Lage nahe der Stadt erhöhen den Reiz für Gäste. Verschiedene Gastronomiekonzepte wie Bistros, Restaurants oder Lounges bieten Platz für schnelle Snacks oder entspannte Aufenthalte. Der neugestaltete Bahnhofsvorplatz mit Sitzmöglichkeiten und Grünanlagen schafft zusätzlich ein angenehmes Ambiente. Das historische Bahnhofsgebäude soll Raum für Kunst- und Kulturveranstaltungen wie Konzerte, Theater oder Ausstellungen bieten. Die gute Verkehrsanbindung macht es attraktiv für überregionale Gäste. Synergien mit Gastronomie, Parkmöglichkeiten und ÖPNV-Anbindung sollen genutzt werden, um vielseitige Veranstaltungen und Freizeitangebote zu ermöglichen. Künstler, auch Nachwuchskräfte, finden in Freiberg ein kreatives Umfeld und ein interessiertes Publikum.

Resümee

Die Führungen durch das Gebäude waren spannend und lehrreich und man spürte die Begeisterung der Guides für dieses wunderschöne Freiberger Bauprojekt.



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