Mittweida. Ein Lehrender der Hochschule Mittweida ist Träger des Sächsischen Lehrpreises 2020: Professor Dr. Marc Ritter erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis in der Kategorie Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Der Sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow übergab die Auszeichnung am Vormittag des 3. Juni 2021 in einer gemeinsamen Festveranstaltung der sächsischen staatlichen Hochschulen im Herbert-E.-Graus-Studio der Hochschule Mittweida.
Ausgezeichnet wird Ritter für seine innovative Weiterentwicklung von Blended Learning-Szenarien. "Sein modulübergreifendes Konzept integriert digitales Lehren, Lernen und Prüfen mit einem individuellen Coaching, das die Stärken der Studierenden fördert", heißt es in der Begründung der Jury.
In einer ersten Reaktion zeigte sich Rektor Prof. Dr. Ludwig Hilmer hoch erfreut. "Der Preis würdigt nicht nur die didaktischen Leistungen von Marc Ritter, sondern unsere gesamte Medieninformatik. Der Preisträger hat es mit seinem Team geschafft, das Spielerische des Gaming mit seriöser Wissenschaft perfekt zu kombinieren. Sein jahrelanges kreatives Engagement für moderne Hochschullehre in der digitalen Welt lässt sich auf den Punkt bringen: Blendende Ideen für Blended Learning - made in Mittweida!"
Je eine weitere Auszeichnung wurde in den Kategorien "Musik- und Kunsthochschulen" und "Berufsakademie" vergeben. Darüber hinaus ging in der Kategorie "Universitäten" mit der Auszeichnung an Prof. Dr. Jutta Stumpf-Wollersheim von der TU Bergakademie Freiberg ein zweiter Lehrpreis nach Mittelsachsen.
"Die letzten Monate standen an unseren Hochschulen ganz im Zeichen der Pandemie und damit auch der digitalen Lehre", sagte Staatminister Sebastian Gemkow in der per Livestream übertragenen Festveranstaltung. "Nur mit Hilfe der Flexibilität und der Kreativität von Lehrenden, Mitarbeitenden und Studierenden ist es gelungen, den Lehrbetrieb weitgehend aufrecht zu erhalten. Der Lehrpreis 2020 steht daher ganz im Zeichen der Digitalisierung", so Gemkow weiter.
Moderne Methoden etablieren und individuelle Stärken fördern
Als Professor Marc Ritter im März 2020 mit dem ersten Lockdown seine Lehre kurzfristig auf "digital" umstellen musste, war er gut vorbereitet. An einen Professor für Medieninformatik waren die Erwartungen auch besonders hoch. Moderne Lehr-Lern-Formen hatte er mit seinem überaus engagierten Kollegium an den Fakultäten Medien und Angewandte Computer- und Biowissenschaften über viele Jahre entwickelt und rechtzeitig in den Studien- und Prüfungsordnungen etabliert. "Mein Kollege Christian Roschke und ich hatten ein Lehrkonzept an der Schnittstelle zum Blended Learning und Distanzlernen ausgearbeitet. Die Coronapandemie fungierte als Katalysator und hat die Umsetzung und den breiten Einsatz beschleunigt. Glücklicherweise konnten wir auf umfangreiche Erfahrungen aus langjährigen interdisziplinären Lehrprojekten zurückgreifen", blickt Ritter auf die vergangenen 15 Monate zurück.
Das studiengangsübergreifende Lehrkonzept "Digital Skills and Products" von Ritter und seinen Kollegen integriert nicht nur Online- und Präsenzformen, sondern die konkrete praktische Anwendung des Gelernten im gesamten Verlauf des Studiums in semesterübergreifenden Projekten. Agiles Projektmanagement und ein individuelles Coaching begleiten den Lern-Prozess. Hier ist auch der Weg das Lern-Ziel: Studierende im Bachelorstudiengang "Medieninformatik und Interaktives Entertainment" entwickeln ihre digitalen Fähig- und Fertigkeiten, um Aufgaben in der angewandten Informatik oder im Gaming umzusetzen.
Darüber hinaus verknüpft das Lehrkonzept Module so, dass Inhalte aufeinander bezogen sind und Fertigkeiten modul- und semesterübergreifend trainiert werden. Hierzu gehört eine mehrsemestrige Ausbildung in der Informatik, die um die Vermittlung kreativ/künstlerischer Fertigkeiten ergänzt und in interdisziplinären Aufgabenkomplexen aus den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft praxisnahe Anwendung finden. Im Masterstudiengang liegt der Fokus auf der Entwicklung höherwertiger interaktiver digitalisierter und internationalisierter Produkte mit erklärenden Leitfäden unter Beachtung der individuellen Kompetenzentwicklung der Studierenden. Beispiele sind die virtuelle Darstellung der historischen Stadt Mittweida ab dem Jahr 1865, das mittels VR-Brille begehbare Auge, eine auf den Mars verlegte Finanzsimulation und authentische Erlebnisse im Fahrsimulator, die durch Sammlung und Analyse von komplexen Daten ermöglicht werden. "Hier stellen wir uns der Herausforderung, komplexe Sachverhalte derart darzustellen und erlebbar zu gestalten, dass die intrinsische Motivation von Nutzerinnen und Nutzern gesteigert werden kann. Das gilt natürlich auch für die Motivation meiner Studierenden", sagt Ritter, die der Professor auch in seiner digitalen Lehre immer im Blick hat.
Das Lehrkonzept sieht diesen Blick auf den Einzelnen vor: "Mein Ziel ist, Menschen zu entwickeln und Perspektiven zu eröffnen. Dazu muss man individuelle Stärken und Schwächen berücksichtigen. Etwas Wunderbares kann entstehen, wenn man das auch noch strukturiert durchführen und so unterstützen kann, dass Menschen sich ihrer Fähig- und Fertigkeiten bewusst werden, über sich hinauswachsen und gemeinsam etwas erschaffen. Dann habe ich habe mein Ziel erreicht."
Prof. Dr. rer. nat. Marc Ritter
Prof. Dr. rer. nat. Marc Ritter (Jahrgang 1980) hat an der Technischen Universität Chemnitz im Diplomstudiengang Informatik an der Fakultät für Informatik studiert, im Jahr 2014 promoviert und besetzte dort anschließend die Juniorprofessor Media Computing. Weitreichende Erfahrung konnte er in zahlreichen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Nachwuchsforschergruppen sammeln. Seit 2016 ist er Inhaber der Professur Medieninformatik an der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften der Hochschule Mittweida. Seit dem Jahr 2018 ist er Studiendekan des Bachelor- und Masterstudiengangs "Medieninformatik und Interaktives Entertainment" mit zurzeit 450 Studierenden.
Schwerpunkte in Forschung und Lehre von Professor Marc Ritter sind die Entwicklung von interdisziplinären Lernsimulationen und Spielen mit fortgeschrittener Künstlicher Intelligenz sowie Interaktion, Spielen, Lernen und Lehren in der erweiterten und virtuellen Realität ergänzt um intelligente Bild- und Videoanalyse in großen Datenbeständen.
Professor Marc Ritter ist nach Professor Dirk Labudde der zweite Preisträger des Sächsischen Lehrpreises an der Hochschule Mittweida. Labudde wurde im Jahr 2014 mit dem damals erstmals verliehenen Preis ausgezeichnet.
Der Studiengang "Medieninformatik und Interaktives Entertainment"
Der sechssemestrige Bachelorstudiengang "Medieninformatik und Interaktives Entertainment" verbindet Informatik, Medien und Entertainment zur Entwicklung von interaktiven Software- und Medienangeboten, zu denen auch digitale Spiele gehören. Hierzu stehen sowohl Projekt- und Medienmanagement als auch die inhaltliche, gestalterische und programmiertechnische Entwicklung im Studienplan. Für die Absolvent:innen dieses Bachelorstudiengangs oder anderer Studiengänge aus den Bereichen Informatik, Medientechnik und Gaming gibt es in Mittweida die Möglichkeit, sich auf Master-Niveau weiter zu qualifizieren. Lehr- und Forschungsfelder im viersemestrigen Masterstudiengang sind u.a. Immersive Games als Lernplattformen, Künstliche Intelligenz, Virtuelle und Erweiterte Realität (VR/AR), Prozedurale Content-Generierung, Digitalisierung im Umfeld von Medien und Entertainment sowie Gamification.
Der sächsische Lehrpreis
Seit 2014 wird die Auszeichnung alle zwei Jahre verliehen (coronabedingt der Preis 2020 erst im Jahr 2021). Damit soll die Lehre an den sächsischen Hochschulen und den Studienakademien der Berufsakademie Sachsen in besonderer Weise hervorgehoben und die besten Ideen sowie die beste Umsetzung von Lehre gewürdigt werden. Er wird in vier Kategorien verliehen und ist mit insgesamt 40.000 Euro dotiert. Die Verleihung des Lehrpreises 2020 war eingebettet in die Fachtagung des Hochschuldidaktischen Zentrums Sachsen zum Thema "Gerechte Lehre". Weitere Preisträger in diesem Jahr sind Professorin Dr. Jutta Stumpf-Wollersheim von der TU Bergakademie Freiberg, Julia Bartha von der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig sowie Professor Dr. Tenshi Hara von der Staatlichen Studienakademie Dresden.
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