Burgstädt. Bereits im Februar berichteten wir darüber https://www.blick.de/mittelsachsen/pfoten-weg-praeventions-projekt-zu-sexueller-gewalt-an-kindern-kommt-nach-burgstaedt-artikel12013827 , wie wichtig die Präventionsarbeit im Bereich sexueller Gewalt an Kindern ist. Genau dafür macht das Projekt "Pfoten weg!" www.pfoten-weg.de als Kooperation zwischen der Polizei Konstanz, dem Weißen Ring e.V. und Pädagogin Irmi Wette, seit Sonntag in Burgstädt Halt.
Betroffene Ines Römer holte das Projekt in die Stadt
Dabei sind verschiedene Programmpunkte in den nächsten Tagen geplant. Am Sonntagmittag wurde das Projekt mit Vertretern der Stadt, unter anderem Bürgermeister Lars Naumann, eröffnet. Dabei dankte er besonders Ines Römer, die als Betroffene den Kontakt zu Irmi Wette und ihrem Projekt hergestellt und das Ganze somit überhaupt möglich gemacht hat. Eine Umsetzung in Burgstädt war bereits in den vergangenen Jahren geplant, doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung.
"Ich bin bereits seit drei Jahren mit Irmi Wette im Kontakt", sagt Ines Römer. "Zunächst hatte ich als Betroffene Anschluss gesucht, da es im Landkreis hier kaum Ansprechpartner gibt. Dabei stieß ich auf das Projekt "Pfoten weg" und setzte mich seither dafür ein, dass wir es auch hier in Burgstädt aufführen können."
Auch Irmi Wette freute sich sehr, dass es jetzt in Burgstädt klappt. "Wir zählen das Jahr 2022. Menschen fliegen mit Sonden auf den Mars und bringen Gesteine mit Robotern auf die Erde. Man sollte sich mehr darum kümmern, die Kinder gescheit zu schützen." Sie beziehe auch immer die Politiker vor Ort und aus der entsprechenden Region mit ein, damit auch die Pädagogen in den Schulen entsprechend geschult werden. Vor Ort waren demnach auch Infostände des Weissen Rings, der Woge, der Diakonie Rochlitz, des Landkreises Mittelsachsen und natürlich auch vom Projekt "Pfoten weg" selbst. Hier konnte durch Infomaterial für Erwachsene, aber auch Bücher für Kinder gestöbert werden. Auch das Kinderschminken statt mit auf dem Programm - und war natürlich beliebt bei den Kleinsten.
Figurentheater bewegt auch die Erwachsenen
Im Anschluss folgte das Figurentheater, auf das die zirka 30 Kinder vor Ort schon gewartet haben. Dabei tritt Irmi Wette selbst hinter die Bühne und zeigt im interaktiven Puppentheater die drei Katzenkinder, die dem Besuch von Onkel und Tante mit gemischten Gefühlen entgegenstehen, wie sie ihre Gefühle offen ansprechen und laut "Nein!" sagen, wenn es ihnen zu weit geht.
"Ich freue mich auch immer besonders über das Feedback der Erwachsenen aus dem Publikum", berichtet die Pädagogin. "Das sind oftmals Personen, die selbst sexualisierte Gewalt erlitten haben und dann sagen: 'Schön, dass auf diese sanfte und spielerische Art und Weise herübergebracht wird - und gezeigt wird, dass man nicht selbst schuld ist!'. Denn das ist eine der perfidesten Täterstrategien ist nun mal, dass die Täter sagen, dass die Opfer selber Schuld seien oder Mitschuld haben." Und es sei so wichtig, den Betroffenen zu zeigen: "Nein, du bist nicht selbst Schuld." Und es wäre besser, wenn die Erwachsenen das auch schon als Kinder gehört hätten, denn es treibe zum Schweigen."
Das Stück wurde 2003 zum ersten Mal aufgeführt und hat seitdem mindestens 80.000 Kinder erreicht. "Doch wir haben noch viel zu tun", mahnt Wette. Denn der überwiegende Anteil der sexualisierten Gewalt und des Missbrauchs finde im engen Familien- und Bekanntenkreis statt. Kinder müssten bis zu sieben Mal von der Tat erzählen, bis ihnen jemand glaubt.
Wie man mit so einem Thema täglich umgeht? "Meine eigene Wut und die Tränen der Betroffenen transformiere ich in Kreativität und Kampfenergie", sagt die Pädagogin.
In den nächsten Tagen wird das Stück noch weitere fünf Mal in der Turnhalle an der Mohsdorfer Straße für Kinder aus verschiedenen Einrichtungen aufgeführt. Auch ein Elternabend mit der Polizei ist geplant.
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