Burgstädt. Bereits seit 2020 dürfen junge Leute in Burgstädt über die Geschicke der Stadt mitentscheiden. Damals wurde zum ersten Mal ein Jugendstadtrat gewählt und mit Entscheidungsbefugnissen sowie einem 5000 Euro-Budget ausgestattet. Möglich wird das durch einen entsprechenden Paragrafen in der sächsischen Gemeindeordnung, nach dem Kommunen Kinder und Jugendliche an der Umsetzung ihrer Interessen in angemessener Weise beteiligen sollen. In seiner Amtszeit hatte das bisherige Gremium einige Vorhaben umgesetzt. Im Ortsteil Mohsdorf entstand ein neuer Skaterpark, ein Sommerfest wurde organisiert, und derzeit befindet sich ein Projekt mit dem Namen "Take a seat" in der Realisierung, bei dem Bänke als Sitzgelegenheiten aufgestellt werden sollen. Im Januar ging die erste Legislaturperiode zu Ende, die, bedingt durch die Einschränkungen während der Coronapandemie, um zwei Jahre aufgestockt wurde. Deshalb wurden in Burgstädts Bildungseinrichtungen nun interessierte Nachfolger gesucht.
Lea-Sophie Roßner als Vorsitzende
Seit Anfang Februar standen die Wahlergebnisse für den neuen Jugendstadtrat fest. In der vergangenen Woche ist die Gruppe aus sieben Schülerinnen und Schülern jetzt zu ihrer konstituierenden Sitzung im Burgstädter Rathaus zusammengekommen, bei der auch Funktionen und Ämter gewählt wurden. Mit Lea-Sophie Roßner übernimmt erstmals eine junge Frau den Vorsitz. Die 16-Jährige, die die Diesterweg-Oberschule besucht und dort bereits Schulsprecherin ist, sagt: "Es wird zu wenig für die Jugend in Burgstädt getan. Wir müssen mehr mit Jugendlichen in der Stadt ins Gespräch kommen." Vor allem deshalb habe sie kandidiert und wolle sich in ihrer Funktion für Veränderungen einsetzen. Auch die anderen Ratsmitglieder haben indes bereits konkrete Vorstellungen, was sie in den nächsten beiden Jahren anpacken wollen. Oliver Tauchmann, Schüler am Burgstädter Gymnasium, bemängelt, dass es in seiner Heimatstadt Penig keine Möglichkeit gibt, als junger Mensch in politische Entscheidungen einbezogen zu werden. Deshalb wolle der 16-Jährige etwas in der Stadt tun, in der er lernt und einen Großteil seiner Freizeit verbringt. Auch an das bereits auf den Weg gebrachte Bänkeprojekt will der neu gewählte Rat anknüpfen. Louis Weiß (14) und Justin Hildebrandt (15) besuchen beide die in unmittelbarer Nähe zum Wettinhain gelegene Schule am Taurastein. Hier sehen die beiden jungen Männer die besten Möglichkeiten einer Umsetzung für die geplanten Sitzgelegenheiten. Zusätzlich wolle man im Burgstädter Stadtpark auch die Aufstellung von Mülleimern und Vogelhäuschen in Angriff nehmen, so die beiden Jugendstadträte weiter.
Ideensammlungen für die Stadt
Mit Fabian Arnold wurde ein Mitglied in das neue Gremium gewählt, das bereits einige politische Erfahrungen gesammelt hat. Der 16-jährige Oberschüler ist Landesdelegierter des Kreisschülerrats Mittelsachsen und hat 2022 am Planspiel Kommunalpolitik teilgenommen, das jährlich in den 9. Klassen der Diesterweg-Oberschule durchgeführt wird. In dem mehrtägigen Unterrichtsprojekt erarbeiten Schülerinnen und Schüler zusammen mit Pädagogen fiktive Gestaltungsideen für ihre Stadt, die im Anschluss in einer gespielten Stadtratssitzung unter Leitung des Bürgermeisters diskutiert und zur Beschlussreife gebracht werden. "Dieses Projekt war interessant, hat aber meine Entscheidung zur Kandidatur nicht beeinflusst", sagt Arnold. Vielmehr sei er durch die Vorstellung des alten Jugenstadtrats an seiner Schule und dessen Auftritten in den sozialen Netzwerken aufmerksam geworden.
Jugendstadträte weitverbreitet
Auch in anderen sächsischen Städten gibt es Jugendstadträte. Ein Beispiel ist Hoyerswerda in der Lausitz. Bereits 2016 gründete sich in Meißen ein Jugendstadtrat. Und auch in Oschatz gibt es ein entsprechendes Gremium. In Limbach-Oberfrohna besteht ein Jugendbeirat.
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