Freiberg. Es war ein mutiger Versuch und man kann sagen, dass er nicht vergebens war. Gemeinsam mit der TU Bergakademie und dem Mittelsächsischen Theater hatte die Stadt Freiberg am Freitagnachmittag zu der Veranstaltung "Kultur verbindet - Gespräche vereinen" auf den Obermarkt eingeladen. Trotz widrigen Wetters kamen rund 400 Menschen, um im Schatten des Otto-Brunnens nicht nur der Musik zu lauschen, welche das Bergmusikkorps Saxonia, die Little Big Band der Mittelsächsischen Philharmonie und die Freiberger Bergsänger darbrachten, sondern auch den Worten von Oberbürgermeister Sven Krüger, Prof. Urs Peuker von der Universität und Steffen Döhner, Leiter der Bergsänger.
Ins Gespräch kommen
Doch bildeten diese Reden nur den Auftakt. Am wichtigsten war es den Veranstaltern, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, ihren Ansichten und Gedanken eine Plattform zu bieten. Hintergrund sind die seit Monaten in Freiberg stattfindenden sogenannten Montagsspaziergänge, mit denen teils tausende gegen die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen und die Einführung einer Impfpflicht protestieren. In der öffentlichen Debatte, so wurde am Freitag klar, existieren auch einige Missverständnisse. So wurde nicht selten das Bürgerbündnis "Freiberg für alle" angeführt, welches sich, nach Meinung mancher Kritiker, gegen die Demonstrationen ausgesprochen habe.
Hoffnung auf Austausch und Dialog
Pfarrer Michael Stahl, der im Bündnis aktiv ist, stellte jedoch klar, dass dies an keiner Stelle der Fall war. "Freiberg für alle hat nie einen Gegenprotest zu den Pflegekräften organisiert", so Stahl. Auch habe man sich nie für die Impfpflicht eingesetzt. Man habe für Impfungen geworben, weil man überzeugt sei, dass sie vor schweren Verläufen und Tod schützen. Als eine Kritikerin der Impfpflicht distanzierte sich die Freibergerin Anke Martin-Heede vom Bündnis, sie stehe aber für Dialog und hoffe darauf, dass der lang geforderte Runde Tisch zum Thema endlich kommen möge.
Verbindung durch Kultur
Hin und wieder schlugen die Emotionen etwas hoch, doch der respektvolle Dialog behielt immer die Oberhand. An eine Pinnwand konnten die Menschen heften, was sie sich wünschen und was sie stört. Insgesamt 27 Karten kamen dabei zusammen. "Gemeinsames statt Trennendes finden", "Ich wünsche mir, dass wir alle verbal "abrüsten".", "Mich stört, dass wir in Freiberg 'gegeneinander' sind." schrieben unter anderem die Freiberger auf. "Es ist uns gelungen, Menschen, die in Freiberg verschiedene Wege gehen, auf dem Obermarkt zusammen und ins Gespräch zu bringen", stellte Sven Krüger am Ende der Veranstaltung fest. "Die Versammlung hat auch gezeigt, wie groß das Bedürfnis nach Kultur ist. Ich fand es toll, die Little Big Band des Theaters, das Bergmusikkorps Saxonia Freiberg und die Freiberger Bergsänger zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne zu erleben und zu hören, wie sie die Ode an die Freude darboten. Das war für mich ein Zeichen, wie Kultur uns verbindet und verbinden kann."
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