Hainichen. Nach 46 Jahren als Bibliothekarin verabschiedet sich Gabriele Hohmann, die Leiterin der Kreisergänzungsbibliothek Mittelsachsen, in den Ruhestand. Zum 30. Juni übernimmt Anne Rombach ihren Posten. Sie war zuvor sechs Jahre lang als Leiterin der Gemeindebibliothek Neukirchen tätig und suchte eine neue berufliche Herausforderung. Zu ihren Aufgaben gehört die Kontrolle des Haushaltes für die Bibliotheken. Außerdem wird sie in Abstimmung mit der Mittelsächsichen Kultur gGmbH Freiberg Fördermittel für bestimmte Projekte beantragen. Auch das Planen von Veranstaltungen, der Einkauf von Medien für die Onleihe oder die Organisation der Ausleihe fallen unter ihren Verantwortungsbereich. Zudem übernimmt sie die Haltestellenplanung für die Fahrbibliothek. "Die Bibliothek muss immer mit der Zeit gehen. Ich habe viele Ideen im Kopf, diese müssen aber Stück für Stück umgesetzt werden", sagt die 32-Jährige.
Größeres Angebot für junge Leute
Unter anderem plant sie ein noch größeres Angebot für junge Leute, zum Beispiel mit Tonie-Boxen. Dabei handelt es sich um Tonabspielgeräte für Kinder in Würfelform. "Eine der Hauptaufgaben für die nächsten Jahre wird die Digitalisierung aller Gemeindebibliotheken sein. Dadurch wird eine Vernetzung der Einrichtungen untereinander möglich", erzählt Anne Rombach. Anders als in Neukirchen hat sie jetzt ein Team unter sich. In den ersten Tagen war es für sie deswegen "ungewohnt, so ein Gewusel um mich herum zu haben".
Nach zwei Monaten in Mutterschutz
Nach zwei Monaten im Dienst wird sie sich jedoch vorerst in den Mutterschutz verabschieden. Sie sagt: "Ich möchte die Kollegen aber nicht im Stich lassen und sie so gut es geht weiterhin unterstützen, auch, um das Erlernte nicht wieder zu vergessen". Zusammen mit ihrem Verlobten baut sie aktuell ein Haus in Frankenberg, wodurch sich auch ihr Arbeitsweg deutlich verkürzt. Gabriele Hohmann hofft, mit Anne Rombach eine würdige Nachfolgerin zu haben. "Sie kommt aus der Branche und wird in die Materie hineinwachsen. Dabei kann sie neue Ideen mit einbringen. Es ist gut, wenn auch mal frischer Wind von auswärts kommt", zeigt sie sich zuversichtlich. Die 63-Jährige wurde von 1976 bis 1978 in der Stadt- und Kreisbibliothek Hainichen zur Bibliotheksfacharbeiterin ausgebildet. 1982 übernahm sie die Stelle der Leiterin. Drei Jahre später begann sie parallel dazu ein Studium zur Diplombibliothekarin, welches sie 1990 abschloss. 1992 wurde die Einrichtung aufgelöst und zu einer Fahrbibliothek umfunktioniert. Diese bringt seitdem mit einem Bus täglich 4500 Medien an unterschiedliche Orte. Seit 2018 gibt es die Kreisergänzungsbibliothek, wo sich sechs Personen um den Ankauf der Medien für die 50 Gemeindebibliotheken sowie die Fahrbibliothek im Landkreis Mittelsachsen kümmern.
Über 150.000 Medien
Ihr Bestand umfasst 150.000 Medien, auf die zurückgegriffen werden kann, wenn an einem Standort ein bestimmtes Buch aus Platzgründen nicht verfügbar ist. Weiterhin betreuen sie die Bibliotheken fachlich und methodisch und bieten Veranstaltungen für diese an. "Über die Jahre hat sich vieles geändert. Die Fachliteratur ist zurückgegangen, dafür stieg das Interesse an Belletristik und Unterhaltungsliteratur. Früher gab es ausschließlich Bücher, mittlerweile sind auch Hörbücher, E-Books, CDs, DVDs oder Computerspiele sehr gefragt", blickt Gabriele Höhmann zurück. Nach knapp 46 Jahren freut sie sich auf den Ruhestand, wird die Arbeit aber ein Stück weit auch vermissen: "Es ist erst mal eine Umstellung. Oft verbrachte ich mehr Zeit in der Bibliothek als zu Hause." Die neu gewonnene Freizeit möchte sie nutzen, um mit ihrem Lebensgefährten zu reisen, zum Beispiel über die Wintermonate auf die Kanaren. Außerdem möchte sie ihren Kindern und Enkelkindern mehr Zeit widmen. Sie sagt: "Am meisten freue ich mich auf ein Leben ohne Terminkalender".
erschienen am 29.06.2022