Historische Meile, Vereinsleben und mehr: So wird das Landeserntedankfest in Mittweida

Fakten Am letzten September-Wochenende dreht sich in Mittweida alles um die Landwirtschaft

Mittweida. 

Am letzten September-Wochenende dreht sich in der Stadt Mittweida alles um die Landwirtschaft. Zu dem dreitägigen Sächsischen Landeserntedankfest erwartet die Stadt zwischen 40.000 und 50.000 Gäste. Besucher  können sich auf ein großes Unterhaltungs- und Informationsprogramm in der Innenstadt freuen. Zwischen Weberstraße und dem Technikumplatz wird garantiert keine Langeweile aufkommen. Es gibt Angebote für jedes Alter und jeden Geschmack.

Es wird viel los sein

Die Weberstraße wird beispielsweise zur Historischen Meile mit einem entsprechendem Markttreiben. Auf der Rochlitzer Straße, die während des Festes zur Grünen Meile wird, gibt es viele Beratungsangebote. Zum Beispiel ist dort am Festsamstag Helma Bartholomay, MDR-Gartenberaterin und staatlich ausgebildete Pflanzendoktorin, vor Ort. Kreispilzberaterin Sieglinde Köhler präsentiert eine Pilzausstellung und bietet auch einen Pilzbestimmungsservice an. Zudem präsentieren sich Kleingartenvereine, deren Mitglieder bei Problemen im Garten gern mit Rat weiterhelfen. Pomologen bieten eine Apfelbestimmung an. Auf dem Technikumplatz gibt es die Kinder- & Jugendmeile mit viel Spaß für Kinder und Erwachsene. Dort werden sich am Nachmittag des Festsamstags auch mehrere Vereine aus der Region vorstellen wie etwa der Rossauer Karnevalsclub, der Ringethaler Carnevalsverein und das Tanzteam Eternity aus Geringswalde. Tags darauf werden sich an gleicher Stelle unter andere der Mittweidaer Karnevalsverein 1985 und die Abteilung Judo/Karate des HSG Mittweida vorstellen. Musik darf bei dem Volksfest selbstverständlich auch nicht fehlen. Sie ertönt von drei Bühnen, die auf dem Marktplatz, dem Technikumplatz und er Weberstraße aufgebaut werden. Das musikalische Spektrum reicht von der Volksmusik über Schlager und Pop bis hin zum Hardrock.

Großes Fest in Mittweida

Selbstverständlich ist der Regionalbauernverband Mittel- und Westsachsen beim Sächsischen Landeserntedankfest präsent. Mit einem "Direktvermarkter-Forum" will der Verband für die hochwertigen Produkte der hiesigen Landwirte und - ganz nach dem Motto "frisch auf den Tisch" - für den direkten Verkauf an die Kunden werben. "Allerdings wollen wir die Besucher auch für die Probleme der Landwirtschaft sensibilisieren", so der Verbandsgeschäftsführer Peter Köhler. Die diesjährigen Ernteerträge sind in seinen Augen eher durchwachsen. "Außer bei der Sommergerste liegen wir bei anderen Sorten im Schnitt etwa fünf bis zehn Prozent unter dem Fünfjahresmittel. Die Preise, die vom Handel geboten werden, orientieren sich an den derzeit niedrigen Weltmarktpreisen. Zudem drückt Getreide, das aus der Ukraine zu uns kommt, zusätzlich die Preise. Unterm Strich liegen diese derzeit etwa 30 bis 40 Prozent unter dem Niveau vor dem Ukraine-Krieg.

Regionalbauernverband macht auf Probleme aufmerksam

Ein weiteres Problem: die hohen Energiekosten. Köhler weist auf eine Statistik, die Dieselkosten pro einem Hektar - bei einem angenommen Verbrauch von 120 Liter - in mehreren Ländern vergleicht. Sie liegen beispielsweise in Russland bei 80 und in den USA bei 111 Euro. In Deutschland dagegen bei 189 Euro. Sauer stößt ihm auch die nach seinen Worten "ideologisch motivierte Politik" der Bundesregierung auf. Als ein Beispiel nennt er die angestrebte pauschale Reduzierung von Pflanzenschutzmittel und Antibiotika. "Wie würden die Leute reagieren, wenn man künftig nur noch die Hälfte der Bevölkerung impfen würde?", fragt der Verbandschef. Und er fügt hinzu: Wir haben ja selbst großes Interesse daran, nur so viel Pflanzenschutzmittel und Antibiotika einzusetzen, wie nötig ist. Schließlich verursachen diese uns auch Kosten."

Wunsch und Forderung nach Entbürokratisierung

Nicht zuletzt fordern die Landwirte von der Politik eine wirkliche Entbürokratisierung, um wieder Zeit für ihre eigentliche Arbeit zu haben. Auch nach den Bauernprotesten habe sich in dieser Hinsicht - trotz Versprechungen - bisher aber nichts Wesentliches getan, bedauert Köhler. Der Regionalbauernverband Mittel- und Westsachsen ist der Interessenvertreter von 255 Landwirtschaftsbetrieben - vom kleinen Nebenerwerbsbetrieb bis zur Aktiengesellschaft - die in seinem Einzugsgebiet arbeiten. Dieses umfasst den gesamten Landkreis Zwickau, die Stadt Chemnitz sowie das Gebiet der Altkreise Mittweida und Döbeln.

Die schönste Erntekrone wird anlässlich des Landeserntedankfestes gesucht

Einer der zahlreichen Höhepunkte des Landeserntedankfestes ist der Wettbewerb um die Schönste Erntekrone und den Schönsten Erntekranz Sachsens". In diesem Jahr wetteifern acht Erntekränze, sechs traditionelle Erntekronen und 17 'Freestyle'-Exponate um die Gunst einer Fachjury und des Publikums", sagt Heike Sparmann, Geschäftsführerin des Sächsischen Landfrauenvereins. Sie erklärt: "Der Wettbewerb ist für alle offen. Die Kränze und Kronen wurden unter anderem von Landfrauenvereinen, Heimatvereinen, Privatpersonen und Schulklassen gebunden. Zu sehen sein werden sie ab dem 24. September, 16.30 Uhr zur Eröffnungsveranstaltung bis zum 29. September, 18 Uhr in der Stadtkirche Mittweida.

Fachjury bewertet Ausstellungsstücke

Die Ausstellungsstücke bewertet bereits am Dienstag eine Fachjury. Die Besucher können per Stimmzettel bis Samstagmittag ihre Publikumslieblinge bestimmen. Und sogar alle, die nicht in Mittweida vor Ort sein können, haben die Möglichkeit über ein Online-Voting ihre Stimme abzugeben. Die Geschäftsführerin des Sächsischen Landfrauenverbandes freut sich auf viele interessierte Besucher. "Voriges Jahr in Frohburg haben wir in der Ausstellung etwa 6.000 Besucher gezählt. Ähnliche Resonanz erwarten wir auch in diesem Jahr", freut sich Heike Sparmann. Den Wettbewerb, der in diesem Jahr wieder vom Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung ausgelobt wurde, gibt es bereits seit 31 Jahren. Mit ihm will der Freistaat ländliche Bräuche und Traditionen fördern. Sie sind ein lebendiges Kulturerbe und stiften damit nicht zuletzt Identität.

Auserwählte Erntekrone wird im Erntedankgottesdienst ausgetragen

Ganz in diesem Sinne wollen auch die 850 Frauen, die Mitglied im Sächsischen Landfrauenverband sind, wirken. "Wir möchten in vielfältiger Weise dazu beitragen, die Lebensqualität der Frauen und Mädchen auf dem Land zu verbessern und setzen uns deshalb auch für Projekte ein, die die Mobilität, Digitalisierung und die Infrastruktur auf dem Land voranbringen oder der Vereinsamung entgegenwirken", betont Heike Sparmann. Ziel sei es, vor allem jungen Frauen und jungen Familien eine Bleibeperspektive auf dem Land aufzuzeigen. Die von der Fachjury gekürte schönste Erntekrone wird zum ökumenischen Erntedankgottesdienst am Sonntag, den 29. September in der Stadtkirche gesegnet und feierlich ausgetragen. Anschließend wird das Pferdegespann mit der Krone zum Stellplatz des Festumzuges fahren und kann anschließend von den Festbesuchern im Festumzug bestaunt werden. Nach der Übergabe der schönsten Krone an den Ministerpräsidenten während der Abschlussveranstaltung des Landeserntedankfestes wird sie bis zum ersten Advent in der Sächsischen Staatskanzlei zu sehen sein.

Stadtmaskottchen Mitti macht auch beim Landeserntedankfest mit

Stoff-Mittis suchen neues Zuhause! So heißt es derzeit bei der Stadt Mittweida. Denn bei dem Landeserntedankfest macht selbstverständlich auch das Stadtmaskottchen Mitti gern mit. "Ab sofort können die neuen Stoff-Löwen mit Landeserntedankfest-Shirt im Bürger- und Gästebüro erworben werden", sagt Nancy Wagner von der Pressestelle der Stadt. Und sie fügt hinzu: "Der kleine Kerl ist 17 Zentimeter groß und sehr weich - ideal für kleine Kinderhände und zum kuscheln." Vorlage für das Maskottchen Mitti bildet natürlich der Löwe des Mittweidaer Wappens. Es ist seit 1423 in dem überlieferten Stadtsiegel nachweisbar und durch die Jahrhunderte beibehalten worden. Lediglich wechselte mehrfach die Darstellung der Löwenfigur. Das Stadtwappen wurde übrigens nach einem Gutachten des damaligen Hauptstaatsarchives aus dem Jahre 1894 revidiert und im Jahre 1938 erneut bestätigt. Mitti und weitere Souvenirs sind im Bürger- und Gästebüro im Rathaus zu haben sowie im Internet.

Mit Erntetechnik beim Festumzug

An dem großen Festumzug am Festsonntag wird sich auch die Agrargenossenschaft Mittweida mit ihrer Erntetechnik beteiligen. Zudem wird sie der Stadt unter anderem Strohballen zu Dekorationszwecken zur Verfügung stellen. Lukas Bohnwagner, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, freut sich auf das Landeserntedankfest: "Bei dem Fest können alle Besucher erfahren, wie wichtig die Landwirtschaft ist. Sie sorgt schließlich dafür, dass auf den Feldern Lebensmittel in bester Qualität wachsen. Und das Fest ist eine gute Gelegenheit allen Gästen aus Sachsen und weit darüber hinaus zu zeigen, wie gut sich Mittweida in den vergangenen Jahren entwickelt hat und was für ein schönes Umfeld die Stadt zum Beispiel mit der Kriebstein-Talsperre hat."

Ackerland und Rinderzucht

Ein Standbein der Agrargenossenschaft ist die Rinderzucht. Der Tierbestand besteht aus hochwertigen Charolais-Rindern aus eigener Aufzucht. Zum Bestand gehören derzeit etwa 60 Mutterkühe und zwei Bullen. Durch artgerechte Haltung und liebevolle Betreuung der Tiere könne die Genossenschaft einzigartige Rinder anbieten. Auch die Gänse haben viel Platz auf den weitläufigen Weiden, so Bohnwagner. Zudem bewirtschaftet die Genossenschaft zirka 500 Hektar Land, davon mehr als zwei Drittel Ackerland. Die diesjährige Ernte beschreibt Bohnwagner als mittelmäßig. Der frühe Beginn der Vegetation und die sehr spät noch einmal einsetzenden Fröste haben besonders dem Raps zu schaffen gemacht. Dagegen liegen die Erträge bei Gerste und Weizen im Durchschnitt.

Viel in Technik und Gebäude investiert

Neben Viehzucht und Ackerbau bieten die Genossenschaftler ihre Dienstleistungen auch anderen Landwirten an. Um auf dem neusten Stand zu bleiben, hat die Genossenschaft in den vergangenen zwei Jahren viel in Technik und Gebäude investiert. In diesem Jahr schaffte die Genossenschaft unter anderem auch einen neuen Mähdrescher an. Die Situation der Landwirtschaft generell sieht Bohnwagner derzeit eher schwierig. Zu schaffen machen ihm und seinen Kollegen vor allem immer wieder neue Gesetze der Bundesregierung, die vor allem zu immer mehr Verwaltungsaufwand führen und damit die eigentliche Arbeit ausbremsen. Sorgen macht ihm zudem die Nachwuchsgewinnung, da sich viele junge Leute scheuten, den mitunter schweren und zeitaufwändigen Beruf zu erlernen. Dessen ungeachtet ist für Bohnwagner selbst Landwirt einer der schönsten Berufe, die er sich vorstellen kann. "Durch die Abhängigkeit vom Wetter ist der Landwirt jedes Jahr vor neue Herausforderungen gestellt. Und der Beruf bietet viel Abwechslung, da ich immer zwischen Tierzucht, Feldarbeit und dem Büro wechseln muss."

 



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