Mit dem Begriff Kulturerbe bringen die meisten Menschen besondere Kirchen, Burgen, Schlösser oder Altstädte in Verbindung. Doch es gibt auch das sogenannte Immaterielle Kulturerbe wie mündliche Traditionen, darstellende Künste, Tanz, Theater und Musik. Capoeira in Brasilien ist so ein immaterielles Kulturerbe, auch Yoga in Indien oder Reggae in Jamaika. In das hiesige "Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" reiht sich nun auch das berühmte Steigerlied ein. Das hat die Kulturministerkonferenz am 15. März entschieden.

 

Hymne als Bestandteil der Bergbautradition

"Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt" - das Steigerlied wird seit Jahrhunderten in allen Bergbauregionen Deutschlands gesungen und steht für Identität und Gemeinschaft in den vom Berg- und Hüttenwesen geprägten Kulturlandschaften. "Das Steigerlied ist die Hymne der deutschen Bergleute und integraler Bestandteil der in Sachsen besonders lebendigen Bergbautraditionen", sagt Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch. "In ganz Deutschland engagieren sich Vereine und Privatpersonen, aber auch Gemeinden und Bildungsträger in herausragender Weise für den Erhalt dieser einzigartigen Kulturform. Ich gratuliere ganz herzlich zur Aufnahme in das Verzeichnis der UNESCO! Sie können stolz auf diese Auszeichnung sein."

 

Länderübergreifende Initiative

Der Antrag "Singen des Steigerlieds" wurde 2021 durch den Verein Ruhrkohle Musik e.V. in Nordrhein-Westfalen als länderübergreifende Initiative eingereicht und betont die Bedeutung des Liedes für alle Bergbauregionen Deutschlands. Die Erarbeitung wurde von einem Lenkungskreis aus Fachleuten begleitet und mit Stellungnahmen aller zehn deutschen Landesverbände der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine eingereicht. Für Sachsen war der 1990 gegründete Sächsische Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e.V. an der Ausarbeitung beteiligt. Der Dachverband vertritt die Interessen von 65 Vereinen mit aktuell mehr als 3.500 Mitgliedern aus Sachsen und der Tschechischen Republik.

 

Ursprung im Erzgebirge

Die Ursprünge des Steigerlieds reichen bis ins Erzgebirge des 16. Jahrhunderts zurück. Der erste Beleg für eine öffentliche Aufführung findet sich in der Beschreibung einer Festveranstaltung, die 1678 in Schneeberg zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. abgehalten wurde. Thema des Steigerlieds ist die Hoffnung der Bergleute, nach der harten und gefährlichen Arbeit im Bergwerk wieder ans Tageslicht und zu ihren Familien zurückzukehren. Details des Liedtextes variieren je nach Region. Das Lied wird in der Regel stehend gesungen und ist fester Bestandteil von Bergparaden im Erzgebirge, im Harz, im Ruhrgebiet oder im Saarland.