Kürzlich ist es mir tatsächlich passiert. Gut gelaunt (warum auch immer) bestieg ich mein Auto und steuerte mit ihm fröhlich und allein über die Straßen unseres Freistaates. Nach einer Weile und auch erst, als ich misstönend einen vor Jahrzehnten gefeierten Hit, der im Radio lief, mitröhren wollte, stellte ich fest, dass ich nach wie vor meinen Mund-Nasen-Schutz vor dem Gesicht klemmen hatte. Du meine Güte, schoss es mir durchs Resthirn, ist es tatsächlich schon so weit gekommen? Ist er mir so lieb und teuer geworden, dass ich ihn, obwohl allein im PKW, nicht abnehmen möchte? Geh ich mit dem Ding demnächst auch noch schlafen?
Ein Stofffetzen und sein Werdegang
Zu Beginn der Pandemie war mir der Stofffetzen suspekt. Wer wollte schon so rumrennen wie die übervorsichtigen Japaner in ihren versmogten Großstädten? Dann schlich sich der Lappen aber immer langsamer heran an unser Alltagsleben, nistete sich ein, wurde Teil davon, zeitweise gar zum modischen Statement. Scheinbar stimmt die alte Weisheit tatsächlich: Man gewöhnt sich an alles.
erschienen am 28.05.2021