Freiberg. Ausnahmezustand herrschte am 17. Juni 1953 und in den Tagen danach in Freiberg: Mehr als 1000 Bauleute demonstrierten für freie Wahlen und ein vereintes Deutschland in Betrieben, wie den Bleierzgruben "Albert Funk", der Papiermaschinenfabrik "Pama", den Hütten in Halsbrücke und Muldenhütten sowie der Zellstoff- und Papierfabrik Weißenborn. 21 Bürger wurden verhaftet.
Geschichte für folgende Generationen festhalten
Oberbürgermeister Sven Krüger bittet Streikende und Beobachter von damals sich bei der Stadtverwaltung zu melden: "Anlässlich des 70. Jahrestages wollen wir Ihre Geschichten für folgende Generationen festhalten und zum Gedenktag daran erinnern."
Gedenktafel erinnert an Geschehnisse
Eine Gedenktafel in der Alfred-Lange-Straße am Haupteingang des ehemaligen "SolarWorld"-Gebäudes erinnert heute schon an die Geschehnisse um den 17. Juni 1953 in Freiberg. Hier waren Bauarbeiter der Zinkhütte in den Streik getreten. Die streikenden Arbeiter wurden in der Folge entlassen. Der Bau wurde gestoppt und erst ein Jahr später wieder aufgenommen.
Ausnahmezustand ab 17. Juni 1953
Theater, Kinos und Vergnügungsstätten mussten durch das Ausrufen des Ausnahmezustandes am 17. Juni ab 21 Uhr geschlossen werden. Auch Versammlungen waren verboten. Die Bürger waren aufgerufen das Haus nicht zu verlassen. Auch am 18. und 19. Juni 1953 wurde in Freiberg gestreikt. Der Ausnahmezustand wurde am 24. Juni wieder aufgehoben.
Die damalige Staatsführung verschleierte die Aufstände als ein von Westdeutschland organisierten Putsch zum Umsturz der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)
Verein "Forum 91" war bei Aufarbeitung sehr aktiv
Nachforschungen und Zeitzeugeninterviews über die tatsächlichen Geschehnisse setzten erst nach Niedergang der DDR ein.
In Freiberg sehr aktiv in der Aufarbeitung des SED-Unrechts war der Verein "Forum 91". 1992 erhielt Melanie Weber für Ihren großen Einsatz zur Hilfe der Opfer des Stalinismus den Bürgerpreis der Stadt Freiberg. Ebenfalls Siegfried Walther und Marianne Groß erhielten für Ihre Hilfe für die Opfer des Stalinismus im Jahr 2000 den Bürgerpreis der Stadt Freiberg.
Erhöhung der Produktionsnormen war offenbar Ursache
Heute geht man davon aus, dass die Arbeiteraufstände in der DDR ihren Ursprung am 16. Juni 1953 in Berlin nahmen und sich spontan aufgrund der großen Unzufriedenheit in der Bevölkerung ausbreiteten. Die Situation in der DDR im Frühjahr 1953 wird generell aufgrund von zunehmender politischer Unterdrückung als angespannt beschrieben. Hinzu kam im Juni 1953 die Erhöhung der Produktionsnormen ohne Anpassen der Löhne. Während zu Beginn hauptsächlich gegen die schlechter werdenden Arbeitsbedingungen demonstriert wurde, erweiterten sich im Verlauf der Demonstrationen die Forderungen auf freie Wahlen und den Sturz der SED-Regierung.
Eine halbe Million Menschen protestierten
Insgesamt protestierten eine halbe Million Menschen in über 400 Orte und rund 600 Betrieben der DDR für freie Wahlen und ein vereintes Deutschland. Als "Aufstand des 17. Juni" ging dieser Tag in die Geschichte ein. Durch Proklamation des Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke vom 11. Juni 1963 wurde der 17. Juni zum nationalen Gedenktag.
Zeitzeugen können sich melden
Zeitzeugen können sich an das Büro des Oberbürgermeisters wenden. Telefon: 0373 273 102.
Meistgelesen
- 1.
Solide bis launisch: Der Ford Kuga II beim Tüv
- 2.
Unfall auf der B174: Fahrer kommt von Fahrbahn ab und kollidiert mit Baum
- 3.
Neues Party-Stadl in der Chemnitzer Innenstadt
- 4.
66 Einsatzkräfte bei Carport-Brand: Flammen greifen auf Häuser und PKW über
- 5.
Polizeiwagen und PKW kollidieren nach Verfolgungsjagd in Chemnitz