Auerswalde. Schrödingers Katze - das ist so etwas wie die Quadratur des Kreises. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Katze stirbt, ist genauso hoch wie die, dass sie überlebt. Das paradoxe Gedankenexperiment aus der Quantenmechanik ist schwer in Worte zu fassen und lässt Fragen offen. Ganz ähnlich verhält es sich mit einer neuen Kunstausstellung in der Dorfgalerie Auerswalde. Der Name "Schrödingers Hand" ist dabei sicher nicht unüberlegt gewählt. Im Mittelpunkt der ersten gemeinsamen Exposition von Lydia Thomas und Florian Merkel steht die Gestaltung des Treppenhauses der Dorfgalerie. Auf eher unkonventionelle Weise wird dabei das Haus selbst in eine Art temporäre Kunst einbezogen. Aufgesprühte Hände und Arme zieren für die nächsten Wochen die Wände der Galerie. "Vorbild hierfür waren Malereien aus der Steinzeit. Wie die Katze, die verschiedene Zustände hat, ist es sowohl mein Werk als auch das von Lydia Thomas", begründet Florian Merkel die außergewöhnliche Idee, die er und seine Ausstellungspartnerin umgesetzt haben. Die Unschärfe der abgebildeten Hände spiegele die Theorie von Schrödingers Katze wider. Nach der Ausstellung muss nun renoviert werden. "Selbstverständlich übernehmen wir das", so der Künstler. Man habe das aber nicht gemacht, um der Galerie neue, saubere Wände zu bescheren, sondern um den Zusammenhang zum eingangs genannten physikalischen Gedankenspiel aufzuzeigen, sind sich Merkel und Thomas einig. Entsprechend skeptisch habe man die Anfrage auch im Galerieverein bewertet, aber trotz aller anfänglichen Vorbehalte zugestimmt, so Vorstandsmitglied Holger Reichelt, der am Dienstagabend die Gesprächsrunde zur Vernissage leitete. Die Bilder, die Merkel und Thomas eigentlich zeigen, sind klassische Kunst. Lydia Thomas präsentiert Ölmalereien, auf denen sie Konformitätsmechanismen gruppendynamischer Zusammenhänge nachgeht, während Merkel seine Serie "Aspekte demokratischen Zusammenlebens" zeigt. Fotografien modellhafter Verhaltenssituationen, die mittels manueller Transformierung auf ihren linearen Gehalt und damit auf ihre rationale Aussage reduziert werden. Der Hingucker der Ausstellung sind jedoch die umgestalteten Wände.
freiberuflicher Künstler aus Berlin
Florian Merkel ist studierter Fotograf. In zahlreichen nationalen und internationalen Sammlungen findet man die Werke des 61-Jährigen, der heute als freiberuflicher Künstler in Berlin arbeitet. "Mein großes Vorbild", nennt ihn Lydia Thomas. Er habe sie immer inspiriert, und es sei zudem ihr großer Wunsch gewesen, in Auerswalde mit ihm zusammenzuarbeiten. Eigentlich sei die Ausstellung mit einem anderen Künstler geplant gewesen, durch dessen krankheitsbedingten Ausfall sich jedoch die Möglichkeit ergeben habe, gemeinsam mit Merkel auszustellen, erzählt die 35-Jährige Chemnitzerin, die ab 1989 nach der Flucht über die Prager Botschaft mit ihren Eltern in Bayern lebte und seit 2004 wieder in ihrer Heimatstadt wohnt. Inzwischen ist sie studierte Malerin und Grafikerin und pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der Kunstgalerie Weise am Chemnitzer Rosenhof.
Duo "Rosengarten" sind keine keine gelernten Musiker
Ebenso ungewöhnlich wie die gesprayten Hände ist die Darbietung, die Florian Merkel im Rahmen der Vernissage am Schlagzeug präsentiert. Zusammen mit Laurin Erdmann (Gitarre) experimentieren die beiden als Duo "Rosengarten". Beide betonen, dass sie keine gelernten Musiker sind, was selbst dem ungeschulten Ohr eines musikalischen Laien nur schwer zu entgehen vermochte. In einer Orgie aus infernalischem Lärm lässt Erdmann seine E-Gitarre kreischen, während Merkel sein Instrument zeitweise mit einem Hammer malträtiert. Nach zehn Minuten hat die Performance ein Ende. Musik, so Merkel, wollen das die beiden selbst nicht nennen.
Die Ausstellung in der Dorfgalerie Auerswalde, Am Erlbach 4, ist bis zum 7. April zu sehen. Geöffnet ist zu Veranstaltungen und nach Absprache unter der Telefonnummer 037208 83944.
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