Garnsdorf. Beim Wort "Urgestein" winkt Stephan Kern lässig ab. Seit 1985 ist er mit dem Sommerbad Garnsdorf fest verwurzelt, war zwischen 1985 und 2018 Schwimmmeister des beliebten Freizeitdomizils. Bis heute hilft er aus, läuft mit geschärftem Blick ums Becken und macht Späßchen mit den Badegästen. "Ich war früher beim Wirkmaschinenbau und habe das des betriebseigenen Ferienlagers betreut. Als in Garnsdorf ein Schwimmmeister gesucht wurde, ging es ins Erzgebirge", erzählt der 68-jährige gebürtige Chemnitzer.
Sofort packte er damals mit einer vierköpfigen Feierabendbrigade an und verwandelte innerhalb von vier Jahren das 1929 eröffnete Freibad mit Holzverkleidung in ein zeitgemäßes Schmuckstückchen mit Betonbecken. "Der Rat des Kreises investierte damals 150.000 Mark. Die Materialbeschaffung war aber die reinste Bettelei", schmunzelt Stephan Kern. Nach der Wende wurde das Sommerbad grundlegend umgebaut, der rührige Schwimmmeister stand mit Rat und Tat den Firmen zur Seite. Am liebsten mag er es auch heute noch, wenn das Wasser glitzert, Kinder, Jugendliche und Erwachsene fröhlich planschen. Viele der heutigen Badegäste haben unter seiner Leitung die Schwimmstufe abgelegt. Stephan Kern packte während seiner 33 Dienstjahre auch in den Herbst- und Wintermonaten mit an.
"Hier ist immer zu tun. Grünschnitt erledigen, Filteranlagen reinigen und Reparaturarbeiten", erklärt er. Seit fünf Jahren ist seine Nachfolgerin Diana Wolf die hauptamtliche Schwimmmeisterin, doch seine Dienstkleidung hängt noch immer für den Bedarfsfall am Haken. Einen ganz großen Wunsch äußerst Stephan Kern: "Unsere in die Jahre gekommene Absorberanlage auf dem Dach des Umkleidetraktes muss generalüberholt werden", betont er. Dank des sechs Kilometer langen Schlauchsystems kann bei mehrstündigem Sonnenschein das Wasser erwärmt werden. In knapp sechs Jahren feiert das Bad sein 100-jähriges Bestehen. "Bis dahin helfe ich aus, wenn ich gebraucht werde", sagt das "Urgestein" des Sommerbad Garnsdorf.
erschienen am 24.09.2023