Hartha. Dem Polizeirevier Döbeln wurde am gestrigen Donnerstag ein Betrug zur Anzeige gebracht, der sich über zwei Jahre angebahnt und für die Geschädigten letztlich einen Verlust von mehr als 40.000 Euro zur Folge hatte.
Alles begann 2021
Im Herbst 2021 hatte sich ein Ehepaar dazu entschlossen, zwei Lexikotheken zu veräußern. Daraufhin wurde im November 2021 ein angeblicher Verlagsvertreter bei den Geschädigten vorstellig. Er bot seine Hilfe beim Verkauf der Sammlungen an und ließ sich wegen zu erwartender Unkosten die Bankdaten des Ehepaars geben. Daraufhin bekamen die Geschädigten Post von einer Bank wegen eines abgeschlossenen Kreditvertrages im fünfstelligen Eurobereich, der höchstwahrscheinlich durch den angeblichen Vertreter oder seine Komplizen abgeschlossen worden war.
Ehepaar bezahlte Kaution von mehreren tausend Euro
Einige Monate später, im Sommer 2022, meldete sich ein weiterer Mann von einem angeblichen Bücherhaus bei dem Ehepaar. Er versprach horrende Erlöse für die Lexika-Sammlungen - unter einer Bedingung. Die Geschädigten sollten eine der Sammlungen vervollständigen und ein Buch für eine Summe von mehr als 15.000 Euro zukaufen. Dies taten sie auch. Im Herbst 2022 meldete sich der Mann erneut und gab an, dass das Ehepaar wegen des Verkaufs der Lexikotheken eine Kaution von mehreren tausend Euro bezahlen sollte. Auch dieser Forderung kamen die Geschädigten nach.
Anruf aus einem Callcenter
Im Sommer 2023 bekamen die Geschädigten zunächst einen Anruf eines Callcenters, dass ein Käufer gefunden sei. Wenig später erschien ein Vertreter beim Ehepaar zum Verkaufsgespräch. In dessen Folge erhielten die Geschädigten erneut Post von einer Bank. Ein weiterer Kredit über tausende Euro war bewilligt - höchstwahrscheinlich wieder veranlasst durch die Betrüger.
Kontaktabbruch nach Überweisung
Im September 2023 meldete sich ein angeblicher Mittler des Interessenten für die Lexikotheken. Nicht weniger als 150.000 Euro wolle der Käufer bezahlen, versprach der Mittler dem Ehepaar. Doch auch diesmal sollten die Geschädigten vorab Zahlungen für den Transport der Sammlungen leisten. Einige hundert Euro überwiesen die Geschädigten im Glauben, die Lexika werden zeitnah abgeholt und der Verkauf abgeschlossen. Nach der Überweisung brachen jedoch alle Kontakte und Gespräche mit den Betrügern ab. Die Geschädigten wurden misstrauisch und wandten sich nun an die Polizei.
Die Polizei warnt
Die Maschen beim sogenannten Bücherbetrug bzw. Faksimile-Betrug variieren von Fall zu Fall. Regelmäßig versprechen die Betrüger aber Wertsteigerungen durch das Ergänzen einer bereits bestehenden Sammlung. Die Polizei nimmt den aktuellen Fall aus Hartha zum Anlass, nochmals eindringlich vor derartigen dubiosen Haustürgeschäften und Bücherbetrügereien zu warnen:
- Lassen Sie unaufgefordert kommende "Vertreter" oder "Verkäufer" nicht in Ihre Wohnung oder in Ihr Haus!
- Lassen Sie sich auf keine Besuchstermine von angeblichen Vertretern oder Kaufinteressenten ein!
- Lassen Sie sich grundsätzlich nicht zur Unterzeichnung von Verträgen an der Haustür hinreißen!
- Halten Sie Rücksprache mit Vertrauenspersonen und gleichen Sie gegebenenfalls in Antiquariaten oder im Internet ab, wie hoch der Verkaufswert der entsprechenden Güter tatsächlich ist!
- Bestehen Sie insbesondere bei angedachten Käufen auf ordentliche Kaufverträge mit eindeutigen Widerrufspflichten!
- Übermitteln Sie Fremden niemals Bankdaten und leisten Sie keine Unterschriften, die gerne als "reine Formsachen" dargestellt werden!
- Suchen Sie bei horrenden Angeboten gegebenenfalls Rat bei der Polizei oder einer Verbraucherzentrale!
- Legen Sie eine gesunde Skepsis an den Tag, wenn Sie bei Käufen oder Verkäufen plötzlich unter Druck gesetzt werden und angebliche "Eile geboten" ist!
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