Rochlitz. Hunderte Besucher strömten bereits am Samstagvormittag auf das Schloss Rochlitz, denn dort fand der traditionelle Kunsthandwerkermarkt statt. Andreas Wolf vom Kulturhof Zickra aus Thüringen organisiert alljährlich das Zusammentreffen der Meister des traditionellen Kunsthandwerks. Knapp 70 Aussteller hatten sich vor dem Schloss, im Schlosshof und in einigen Räumen des Schlosses einen Platz gesucht.
Großes musikalisches Angebot
Das vielfältige Angebot war breit gefächert. Gleich drei verschiedene musikalische Künstler waren engagiert und spielten teils einzeln oder auch zusammen an unterschiedlichen Orten im Areal. Linda Trillhaase fand, dass der Saisonauftakt in Rochlitz gut gelungen war. "Ich freue mich über die vielen Besucher, das zeigt mir, dass die Genießer-Kultur nicht ausstirbt, das Interesse bei den Menschen ist da", so die Sängerin. An ihrer Seite musizierte Manfred Kaiser mit seiner Gitarre. "Ich bin tatsächlich zum ersten Mal auf dem Schloss und finde es traumhaft", schwärmt der Musiker, Komponist und Entertainer, der auch oft Solo auftritt. In Rochlitz gesellen sich dann auch ab und zu die zwei Musiker vom Duo Lied-Fass hinzu oder ziehen über den Markt um die Leute mit ihrer Musik zu erfreuen. Bunt und frühlingshaft geht es am Stand von Susi's Scherbenkeller zu. Die Keramikerin Susann Lehmann ist aus Bitterfeld angereist und campiert mit ihrem Mann auf der Muldeninsel bis zum Sonntag. "So sind wir wenigstens am Wochenende zusammen, sonst bin ich auf Montage", sagt ihr Mann während er gekaufte Ware einpackt oder auf die zwei Hunde aufpasst.
Töpferware und Holzspielzeug
Vor 24 Jahren nahm Susann Lehmann an einem Töpferkurs an der Hochschule teil und war begeistert. Töpfern wurde zu ihrem Hobby und seit 2018 betreibt sie hauptberuflich einen Hofladen und eine Werkstatt. "Meine Kurse sind stets ausgebucht", erklärt sie. Gerade jetzt finden Pflanzgefäße, Wichtelhäuser und Gartenstecker ihre Abnehmer. Aller vier Wochen steht sie auf einen Markt, dann töpfert sie 14 Tage lang neue Ware, eine Woche wird diese glasiert und eine halbe Woche muss dekoriert und verpackt werden. Sie liebt die Märkte. "Wir kennen uns alle gut und sind wie eine große Familie". Eine weitere Anreise hatte Jan Horovský. Er kommt aus dem tschechischen Bad Libverda. An seinem Stand findet man jede Menge Holzkinderspielzeug. Und er hat seine Drechselbank mitgebracht. Das historische Stück hat 150 Jahre auf dem Buckel und wurde von ihm umgebaut, so dass es transportabel ist. Gern zeigt er wie die Werkbank mit Fußantrieb, wie bei einer Nähmaschine, funktioniert. Eigentlich war er Bauer und machte nebenbei Holzspielzeug, vor ein paar Jahren hat sich das gewandelt und das Drechseln steht nun an erster Stelle. Man findet den Sechzigjährigen auch auf Märkten in Österreich, Frankreich, Deutschland und in seiner Heimat.
"Es ist ein wunderschönes Erlebnis"
Interessiert schaut sich Gudrun Müller aus Zinnberg besonders die handwerklichen Stände an. Sie flechtet in ihrer Freizeit und hat sich bereits mit einem Korbmacher fachlich ausgetauscht. "Ich bin von der Fülle auf dem Kunsthandwerkermarkt begeistert. Es ist ein wunderschönes Erlebnis", so die Besucherin. Auf einem Schild prangern die Letter "Lieblingsstück" damit gemeint sind die tollen Hüte, Schals und Tücher von Bettina Kübler. Die Textilgestalterin aus Schlöben hat sich vieles Autodidakt angeeignet. "Irgendwann kam ich in Berührung mit Wolle und dieses Erlebnis hat mich nicht wieder losgelassen. Ich filze und gestalte alle Sachen selbst auch Teppiche und Kleidung und biete handgemachte Seifen an", berichtet Bettina Kübler, die gern fachmännisch berät und die sich ergebenden Gespräche am Marktstand schätzt.
Besucher mussten anstehen, um hereinzukommen
Jutta Günter aus Mittweida probiert einen Hut auf und lässt sich beraten. Als Hobbytöpferin wollte sie unbedingt auf den Kunsthandwerkermarkt um zu schauen was hier angeboten wird. "Wir sind extra vormittags hergekommen, damit es nicht so voll ist. Der Ansturm auf den Parkplatz ging gerade noch so", erklärt Ehemann Jörg, der das Schloss noch nicht kannte, aber einen Besuch der Ausstellungen für später einplant. Auf dem Rückweg zum Parkplatz auf der Muldeninsel am späten Nachmittag reihen sich Autos in Schlangen und warten auf freie Plätze.
erschienen am 19.03.2023