Region. Insgesamt 380.000 Liter grünes Benzin (E-Fuel) plant ein Konsortium aus Forschung und Industrie, darunter auch Teams der TU Bergakademie Freiberg und der Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH (CAC), in den kommenden vier Jahren herzustellen. Der synthetische Kraftstoff wird in einer Demonstrationsanlage im sächsischen Freiberg aus biogenem oder regenerativ gewonnenem Methanol erzeugt. Am 25. Mai wurden die ersten im Vorhaben produzierten 15.000 Liter des synthetischen Benzins an der Pilotanlage abgeholt.
90-prozentige CO2 Einsparung möglich?
Mit der Produktion des E-Fuels über den geplanten Zeitraum von vier Jahren soll das Projekt demonstrieren, dass mit Hilfe einer Kohlenstoffkreislaufführung eine bis zu 90-prozentige CO2-Einsparung möglich ist. Gefördert wird das Verbundprojekt "Demonstrating a Circular Carbon Economy in Transport along the Value Chain" - kurz DeCarTrans - vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV).
Zusammenarbeit mit Industrie in Sachsen
Das Teilprojekt der TU Bergakademie Freiberg wird in enger Zusammenarbeit mit dem Technologiegeber CAC realisiert und erhält eine Förderung von 12,78 Millionen Euro. Die ersten im Rahmen des Projektes erzeugten 15.000 Liter des synthetischen Benzins wurden am 25. Mai an der Demonstrationsanlage bereitgestellt. "Nach dieser initialen Versuchsfahrt wird die an der TU Bergakademie Freiberg betriebene Benzinsynthese-Großversuchsanlage mit einer optimierten Produktaufbereitung ausgerüstet, die eine weitere Verbesserung der Benzinqualität ermöglicht", erklärt Prof. Martin Gräbner. "Danach soll in weiteren mehrmonatigen Versuchskampagnen die Dauerbetriebsfähigkeit des Produktionsverfahrens bestätigt werden", so der Projektleiter und Professor für Energieverfahrenstechnik.
Politische Weichenstellungen sind Voraussetzungen
Zur Anwendung des Verfahrens erklärt Jörg Engelmann, Geschäftsführer CAC: "Voraussetzung für die Umsetzung als industrielle Großanlagen sind politische Weichenstellungen, um den Investoren die notwendigen Sicherheiten zu geben. Nur mit Technologieoffenheit und schnellen Entscheidungen lassen sich die Klimaziele im Verkehrssektor erreichen." CAC als Technologiegeber dieser Benzinsynthese bringt langjährige Kompetenz als Engineeringunternehmen für die Planung und Umsetzung von komplexen Chemieanlagen ein. Ausgehend von Methanol, das u. a. aus Kohlendioxid (CO2) und "grünem" Wasserstoff (H2) hergestellt werden kann, hat CAC den patentierten Prozess entwickelt. "Wir freuen uns mit diesem Projekt, den angestrebten Dauerversuchen und Umbaumaßnahmen die Marktreife unserer Technologie zu bestätigen und weiter zu verbessern", so Engelmann. Weiterhin wollen die Forschenden an der TU Bergakademie Freiberg verschiedene Qualitäten regenerativ hergestellten Methanols testen. Die benötigten Katalysatoren werden an der Freiberger Professur für Reaktionstechnik optimiert, um die Produktion noch effizienter zu machen.
Produktion im Dauereinsatz betreiben
Bis 2026 sollen 380.000 Liter Benzin produziert werden, die den Projektpartnern für Kraftstoffuntersuchungen sowie umfangreiche Kfz-Tests zur Verfügung gestellt werden. Die Großversuchsanlage für synthetisches Benzin wurde 2009 als bundesweit erste und größte ihrer Art von der CAC an der TU Bergakademie Freiberg errichtet. Im Rahmen mehrerer Forschungsprojekte, gefördert vom Bund, dem Freistaat Sachsen sowie mit Eigenmitteln der CAC, konnte bis 2023 die Entwicklung weiter vorangetrieben, die Technologie patentiert und für die Großproduktion vorbereitet werden. Das nun laufende, vom BMDV geförderte DeCarTrans-Verbundvorhaben ermöglicht es, die Benzinsynthese im Dauereinsatz zu betreiben und Kraftstoffe in für Demonstrationszwecke ausreichenden Mengen zur Verfügung zu stellen.
Forschungsprojekt DeCarTrans
Zu den geförderten Partnern des Projekts Demonstrating a Circular Carbon Economy in Transport Along the Value Chain (DeCarTrans) gehören neben der TU Bergakademie Freiberg und Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH die FEV Europe GmbH, Hermann Lother & Co. Mineralölhandelsgesellschaft mbH, Coryton Advanced Fuels Deutschland GmbH und Forschungszentrum Jülich GmbH. Weitere Unternehmen aus den Automobil- und Mineralölbranchen unterstützen das Projekt als assoziierte Partner. Das Projekt DeCarTrans wird im Rahmen des Gesamtkonzepts Erneuerbare Kraftstoffe mit insgesamt 14,93 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Die Förderrichtlinie für die Entwicklung regenerativer Kraftstoffe wird von der NOW GmbH koordiniert und durch die Projektträger VDI/VDE Innovation + Technik GmbH sowie die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. umgesetzt.
erschienen am 26.05.2023