Leipzig. Schlimme Tierquälerei spielte sich jetzt im Leipziger Stadtteil Lößnig ab. Am dem im Volkmund genannten "Silbersee" unterhalb einer Wohnsiedlung hatten Unbekannte einer Ente die Flügel mit Plastik verschnürt. Am Wochenende rettete die Leipziger Wildvogelhilfe das arme Geschöpf.
Anwohner hatten zunächst von einer mit blauem Plastikmaterial verschnürten Stockente berichtet. "Bei der Meldung hofften wir, dass sich die Ente 'nur' in Abfall verfangen hat und von selbst wieder frei kommt", hieß es wortgemäß auf der Facebookseite der Leipziger Wildvogelhilfe. "Eine Nachkontrolle bestätigte das aber nicht", lautete später das alarmierende Ergebnis.
Also starteten die ehrenamtlichen Vogelhelfer eine Einfangaktion. Mit Futter, Kescher und Booten sollte die flugunfähige Ente gesichert und von ihren hinderlichen Plastikfetzen befreit werden. Anlockversuche über Futter gelangten laut Wildvogelhilfe vor Ort nur mit großem Abstand.
Ente unternahm panische Fluchtversuche
Vor der Rettungsaktion hatten nämlich schon Anwohner das leidende Tier einfangen wollen. "Umso vorsichtiger war sie uns gegenüber", teilten die Helfer mit und schrieben: "Also schwupps, die Boote zu Wasser gelassen, um die Ente einzukreisen." Sie habe im Tauchgang allerdings mehrmals Fluchtversuche unternommen. "Aber nach und nach war sie so erschöpft, dass sie nur noch kurz untertauchte und unterhalb der Wasseroberfläche zu sehen war", schilderten die Vogelprofis die Lage am Silbersee. Dann kam der Kescher zum Einsatz - und das Tier ans Ufer!
An Land offenbarte sich die ganze Quälerei: Dem unschuldigen Tier waren die Flügel mit einem blauen Plastikstreifen auf dem Rücken fest zusammengebunden! Als hätte diese brutale und empathielose Tat nicht gereicht, war das "Werk" der Tierquäler auch noch mit einem Doppelknoten versehen! "Das schafft nicht die Natur, sondern grausame Menschenhand", schrieb die Wildvogelhilfe erschüttert. Das dankbare Entlein wurde schließlich von dem Übel befreit und wieder ins gewohnte Revier in dem Regenrückhaltesee entlassen.
Vorher schon ähnliche Vorfälle
Auf Anfrage sagte Karsten Peterlein (45) von der Leipziger NABU-Wildvogelhilfe: "Die Ente konnte schwimmen und laufen. Sie war also für die Sommermonate eingeschränkt überlebensfähig". Feinden wäre sie indes hilflos ausgeliefert gewesen. Und im Herbst und Winter hätte ihr das unvollständig abgedeckte Federkleid das Leben kosten können. "Die Flügel waren nach oben gebunden, somit war sie weder vor Regen, Schnee, Nässe noch Kälte geschützt", fügte der Vogelkenner traurig hinzu.
In jüngster Vergangenheit war es in der Messestadt schon zu ähnlichen Quälereien gekommen. Demnach wurden Vogelbeine zusammengebunden oder Flügelfeldern abgeschnitten. "Auch bunte Bändchen oder selbstgebastelte Ringe werden Vögeln verbotenerweise angelegt, vermutlich als Markierung", berichtete Peterlein weiter. Enten und Rabenkrähen sind demnach am häufigsten von so etwas betroffen. Die Tiere würden privat als Jungtier aufgenommen, auf den Menschen geprägt und dann als dessen "Besitz" gekennzeichnet. - Wenn lästig, setze man sie kurzerhand vor die Tür... "Manchmal sollen wir sie sogar beim 'Besitzer' abholen, weil sie inzwischen zu groß sind oder die Wohnung zu arg verschmutzen", weiß Peterlein. Vor zwei Wochen erst sei in der Innenstadt an der Thomaskirche eine handzahm aufgezogene Krähe mit Brotclip am Beinchen aufgefallen, so der traurige Alltag. Tierquälerei ist kein Kavaliersdelikt. Derartige Taten werden nach dem deutschen Tierschutzgesetz als Ordnungswidrigkeit eingestuft und mit Geldbußen bis zu 25.000 Euro geahndet.
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erschienen am 25.07.2022