Alle Straßenbahnen stehen still. Und das an einem Demotag. Weltweit wurde an diesem Freitag gestreikt. Der Streik in Leipzig ist jedoch sehr besonders und findet in dieser Art das erste Mal statt, denn es handelt sich um eine Kombination aus Klimastreik und Planstreik- Verdi und Fridays For Future gehen zusammen auf die Straße.

 

"Gemeinsam geht mehr"

Verdi, die LVB- Beschäftigten und Fridays For Future sind mit insgesamt 7.500 Demonstrantinnen  und Demonstranten in Leipzig auf die Straße gegangen. Die Arbeiterbewegung und die Klimabewegung schließen sich heute zusammen, denn "Gemeinsam geht mehr". FFF Leipzig solidarisiert sich vollends mit dem Streik der LVB- auch wenn der Weg zum Streik für einige Demoteilnehmerinnen und Teilnehmer sich dadurch um einiges komplizierter gestaltete.

Motto "Klimaschützen ist kein Verbrechen"

Die Auftaktkundgebung fand ab 15 Uhr auf dem Augustusplatz statt. Unter dem Motto "Klimaschützen ist kein Verbrechen" wurde in Redebeiträgen von der Klimabewegung "End Fossil: Occupy!" das Recht und die Notwendigkeit friedlich, zivilen Ungehorsams begründet. Viele der Rednerinnen und Redner solidarisierten sich nicht nur mit dem Streik des ÖPNV sondern mit Sprüchen wie "Lützi lebt!" vor allem mit dem seit einigen Wochen geräumten Dorf Lützerath.

 

"Diese Arbeitsbedingungen machen krank!"

"Diese Arbeitsbedingungen machen krank! Wir sind es leid uns kaputtzuarbeiten. Wir waren lange genug bescheiden- doch jetzt geht es an die Substanz." Die Wut war in der Stimme des Sprechers der Jugend- und Auszubildendenvertretung, Tilman Harms, nicht zu überhören. Wut auf die nicht mehr zulässigen Arbeitsbedingungen der Fahrerinnen und Fahrer, auf die viel zu geringen Löhne und auf die Entscheidungen der Politik- Autobahnausbau anstelle ÖPNV- Ausbau. Die Klimabewegung braucht den Nahverkehr. Und eine Verkehrswende ist nicht möglich, wenn die Beschäftigten des ÖPNV nicht genug Lohn bekommen. Daher solidarisiert sich die Klimabewegung in vollem Umfang mit den Streiks der LVB und sämtlicher Gewerkschaften des ÖPNV. Einige Mitglieder der Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft heizten die Stimmung mit Tröten und Fanfaren ordentlich auf.

 

Autozulieferfabrik in Italien seit 20 Monaten besetzt

In der Nähe von Florenz halten Arbeiterinnen und Arbeiter eines Autozulieferers seit etwa 20 Monaten eine permanente Betriebsversammlung ab- anders gesagt, sie besetzen ihre Fabrik. Einer dieser ehemaligen Angestellten und jetziger Besetzer stand heute in Leipzig auf der Demo- Bühne und erzählte, wie es dazu kam und was die Forderungen dieser Besetzung sind. Am 9. Juni 2021 wurde den dort etwa 450 Arbeitenden per Mail gekündigt. Doch die Angestellten hatten andere Pläne, besetzten kurzerhand die Fabrik und entwickelten einen Vorschlag für die italienische Politik und den Fabrikbesitzer: Die Umstellung auf die Herstellung grüner Busse. Die Arbeiterinnen und Arbeiter fordern nämlich nicht etwa höhere Löhne, sondern eine klimafreundliche Produktion.