Historie sichtbar gemacht: Sächsisches Schloss wird vom Lost Place zum Hotspot

Kultur Seit 17. April 2024 gibt es im Schlossmuseum Colditz einen neuen emotionalen Rundgang. Mit Tablet, erweitertem Fluchtmuseum und Erlebnisstationen ist der Lost Place seitdem wieder lebendig.

Colditz. 

20.000 Besucher kamen seit Mitte April ins Museum von Schloss Colditz. Die erste Saison nach dem großen Neustart geht damit erfolgreich zu Ende. Schon wenige Tage nach der Eröffnung wurde die Technik aufgerüstet und fast 100 HistoPads nachbestellt - so groß war der Ansturm. Der neu gestaltete Rundgang, die spannenden Fluchtgeschichten und der einzigartige Charme des Schlosses lockten Gäste aus Deutschland an. Ausländische Besucherinnen und Besucher kamen überwiegend aus Großbritannien (25%), den Niederlanden (6%), Tschechien, Polen und Frankreich. Über 80 Gruppen, unter anderem aus Dänemark oder sogar aus Australien, entdeckten die Vergangenheit des Renaissanceschlosses. Oftmals wurden Führungen von Schulklassen weiterführender Schulen oder im Rahmen von Firmenausflügen gebucht. Englische Besucher nutzten häufig ergänzend zum HistoPad-Rundgang die fünfmal pro Woche angebotene "Extended Tour", die auch die Fluchtorte außerhalb des Museums zeigt. Durchschnittlich blieben Gäste mehr als zwei Stunden im Schloss. Fazit der Besucher: 4,8 von 5 möglichen Sternen für das Erlebnis und der Tripadvisor Travellers' Choice Award 2024. Um der langen Verweildauer der Besucher Rechnung zu tragen, wurden bereits mehr Sitzgelegenheiten geschaffen. Die Sitzplätze im Museum wurden verdoppelt, zusätzliche Bänke für den Schlosshof sind bestellt. Optimiert wurde auch die Beschilderung im verwinkelten Schloss. Am meisten fasziniert nach wie vor der "Colditz Glider". Das von Gefangenen selbstgebaute Segelflugzeug, das zur Flucht verhelfen sollte, ist als Nachbau auf dem Dachboden zu finden.

Ausblick & Jubiläum: 80 Jahrestag der Befreiung von Schloss Colditz

Ab 1. Dezember ist die erste Saison zu Ende. Das Museum öffnet dann nur noch bei Gruppenanfragen. Eigentlich sollte schon nach dem ersten Novemberwochenende Schluss sein. Es kommen aber gerade so viele Besucher und gab so viele Gruppenanfragen, dass spontan entschieden wurde, noch den ganzen November zu öffnen. "In der Winterpause lassen wir die vergangenen Monate Revue passieren und werten mit dem Team aus, was gut lief und was noch verbessert werden kann", verrät Geschäftsstellenleiterin Nancy Baumert. Auch die Planung für das Jahr 2025 läuft natürlich schon auf Hochtouren. Bereits entschieden ist die Anpassung der Öffnungszeiten: "Die Nachfrage, besonders von Gruppen, ist so groß, dass wir ab 2025 unsere Öffnungszeiten erweitert haben. Wir verzichten auf den Ruhetag und haben von April bis Oktober täglich geöffnet. Im März und November haben wir zusätzlich an fünf Tagen die Woche auf.",begründet Schlossleiter Peter Knierriem.

Mit dem 80. Jahrestag der Befreiung von Schloss Colditz steht 2025 ein wichtiges Jubiläum an. Am 16. April 2025 finden auf jeden Fall besondere Aktionen statt. Aber auch das restliche Jahr wird geplant. Es soll neue Sonderführungen hinter verschlossene Türen, Angebote für Familien und ein spezielles Ferienprogramm geben. Außerdem ist ein Buch geplant, das sich hauptsächlich den niederländischen Gefangenen und deren Fluchtversuchen widmet.

Die wichtigsten Daten und Fakten zur Neugestaltung von Schloss Colditz

Nach zwei Jahren Planung und einem halben Jahr Schließzeit für Umbauten, eröffnete auf Schloss Colditz am 17. April ein neuer emotionaler Erlebnisrundgang. Auf 1.300 Quadratmetern des einst prächtigen Jagdschlosses werden 500 Jahre Schlossgeschichte durch 300 Exponate und immersive Szenen auf dem Tablet-Guide HistoPad erlebbar. Der Rundgang konzentriert sich auf zwei besonders prägende Epochen: Die Renaissance und die Zeit des Zweiten Weltkriegs, als Schloss Colditz Kriegsgefangenenlager für hochrangige Offiziere der Westalliierten war. Die vielen, beeindruckenden Ausbruchsversuche der Inhaftierten gelten besonders in Großbritannien bis heute als legendär und sind durch eine TV-Serie und das Buch "The Colditz Story" bekannt. Zehn der über 300 Fluchtgeschichten werden im Rundgang aufgegriffen und durch Animation auf einzigartige Weise erlebbar. Reichlich 500 T€ wurden durch die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG) in die Verwandlung des Museums von Schloss Colditz investiert. Gäste finden in den Museumsräumen auch nach der Neueröffnung kein fertig saniertes Schloss vor. Alleinstellungsmerkmal bei SBG: Der besondere Lost Place-Charakter des Schlosses bleibt erhalten. Die unterschiedlichen Epochen und Nutzungen werden so vor Ort erfahrbar.

Immer noch geheimnisvoll: Loch im Schlosshof weckt Spekulationen um möglicherweise unentdeckten Fluchttunnel

Noch immer birgt die imposante Schlossanlage unentdeckte Geheimnisse. Im Spätsommer fehlte auf einmal ein Pflasterstein im Schlosshof. Mitarbeiter des Schlosses entdeckten darunter einen großen Hohlraum. Seit Ende September sind das Landesamt für Archäologie, das Sächsische Immobilien- und Baumanagement und weitere Fachfirmen dabei, diesen Hohlraum zu erforschen. Gefunden wurden unterirdische Abflussleitungen, die schon seit der Renaissance bestehen und später von Kriegsgefangenen für Fluchtversuche genutzt worden. Ein aus Bruchsteinen gemauerter Schacht, Porzellanscherben und Fliesenstücke belegen dies. Vielleicht gibt es also im Schloss Colditz bald noch eine neue Geschichte zu erzählen.

Öffnungszeiten 2024 noch bis zum 30. November

Mittwoch bis Sonntag, 10-16 Uhr

Öffnungszeiten 2025

1. bis 31. März & 1. bis 30. November 2025 | Mittwoch bis Sonntag, 10-16 Uhr

1. April bis 31. Oktober 2025 | Montag bis Freitag 10-17 Uhr | Samstag, Sonntag, Feiertag 10-18 Uhr

Eintritt: 10 € | ermäßigt 8 € | Kinder 6-16 Jahre 4 €

Gruppenführungen auf Anfrage auch während der Schließzeiten jederzeit möglich.



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