Am vergangenen Wochenende war es endlich soweit: Nach zwei Jahren Zwangspause stieg das Highviech wieder aus dem Strömthaler See, womit beim Highfield Festival endlich wieder ausgelassen gefeiert werden konnte. 35.000 Menschen kamen zusammen, um Dosenravioli zu genießen, Flunkyball zu spielen und vor den Bühnen zu tanzen. Und wir, die BLICK-Redakteurinnen Shila und Sandy, waren dabei. Vier Tage lebt man in einer Parallelwelt. Doch was bleibt vom Highfield?
Schlammige Gummistiefel
Das Wetter ließ zu Beginn vom Highfield sehr zu wünschen übrig. An den ersten beiden Abenden begann es in Strömen zu regnen, sodass wir komplett durchgeweicht mitten in der Nacht nach den letzten Acts wieder bei unserem Camp ankamen. Der Boden verwandelte sich in eine Schlammlandschaft, in der der eine oder die andere sogar einen Schuh verlor. Gummistiefel waren dabei unverzichtbar. Zum Glück hatten wir unseren dabei, denn wer keine hatte, hat sich eine Konstruktion aus Müllbeuteln, Plastikfolie und Panzertape gebastelt. Oder es wurde gleich ganz aufgegeben, seine Füße trocken zu halten und barfuß gegangen. Am dritten Tag verzog sich der Regen und brachte einige Wolken mit sich. Getoppt wurde dies nur noch von einem sonnigen Sonntag: Der Matsch trocknete und die Sonnencreme musste herausgeholt werden. Und so blieben die Gummistiefel am Sonntag im Camp und wurden gegen die endlich getrockneten Schuhe ausgetauscht. Trotz des Regens ist die Stimmung nicht gekippt. Alle Acts konnten auftreten und vor der Bühne wurde in Schlamm und Regen miteinander getanzt. Alles, was uns jetzt noch an das schlechte Wetter erinnert, sind die schlammigen Gummistiefel in der Dusche, die darauf warten, geputzt zu werden.
Glitzer überall
Da wir mit dem Wohnmobil gekommen sind, konnten wir diesmal unser Camp im Trailerpark aufbauen. Ein kleines bisschen Luxus wurde sich damit gegönnt. Die nassen Klamotten konnten im Wohnmobil besser trocknen und keiner musste auf einer Isomatte auf dem Boden schlafen. Außerdem bot dieser Campingplatz im Gegensatz zu dem normalen Zeltplatz und dem Grüner Wohnen Bereich mehr Platz und eine ruhigere Atmosphäre. Trotz dessen wurde es auch hier nicht langweilig: Flunkyball, Rage Cage, regelmäßiges Klopfertrinken und gemeinsames Kuchenessen mit den Nachbarn gab es zu jeder Zeit. Ein Nachteil dieses Campingplatzes war die große Entfernung zum Festival-Gelände. Nicht nur über den normalen Zeltplatz, sondern auch am Grüner Wohnen Bereich vorbei brauchten wir knapp 20 Minuten (bei Matsch und Regen 30 Minuten) bis zum Festival-Gelände. An manchen Tagen mussten wir den Weg mehrmals hinter uns bringen, was die bis zu 25.000 Schritte erklärt, die wir fast täglich sammelten.
Doch egal, ob Trailerpark, Zeltplatz oder Grüner Wohnen beim Dresscode sind sich alle einig - Glitzer, frei nach dem Motto "mehr ist mehr". So haben wir uns jeden Morgen gegenseitig mit Glitzer verschönert. Dass der nicht nur in unserem Gesicht landete war unvermeidlich und so finden wir auch jetzt noch an jeder erdenklichen Stelle Glitzer, egal ob an den Klamotten, in den Haaren oder im Schlafsack.
Ohrwurm-Medley
Zwei Jahre warten hat dem Line-Up keinen Abbruch getan, immer wieder kamen neue Acts dazu, so dass zum Schluss ein Programm mit bester Besetzung stand. Dass ein Festival unter den jetzigen Bedingungen nicht problemlos abläuft, war von vornherein klar. So gab es kurz vorab und auch während des Festivals einige Änderungen im Line-Up. Beispielsweise ersetzten die Donots die Band Bad Religion, die Orsons sprangen für You Me At Six ein und die Leoniden übernahmen den Zeitslot der Giant Rooks, die kurz vorher wegen mentalen Problemen absagten. Um so magischer war es, als der Frontman der Leoniden Jakob Amr am Piano das Lied "Watershed" der Giant Rooks anspielte und das Publikum mitsang.
Auch die restlichen Acts lieferten gute Shows und spielten einige Lieder, die jetzt noch immer in unserem Ohrwurm-Medley nachhallen. Jeder Tag hielt einige Highlights bereit, darunter Kraftklub, die am Freitagabend dafür sorgten, dass einem der Regen komplett egal war. Am Samstagabend überzeugten Kummer und Annenmaykantereit mit ihren Auftritten. Das Highlight am Samstag war für viele jedoch Deichkind. Wir müssen gestehen außer "Leider geil" und "Remmidemmi" kennen wir keine Lieder, aber wir wollten uns die Show nicht entgehen lassen. Deshalb beobachteten wir mit einiger Entfernung den Auftritt, der uns nachhaltig faszinierte - sowohl im positiven wie im negativen Sinne. Der Sonntag war für uns vollgepackt mit einigen Höhepunkten, auf die wir schon das ganze Wochenende hinfieberten. Umso enttäuschender war die Show von Nura, die völlig unvorbereitet wirkte. Nach dem guten Auftritt von Casper, der den Abschluss auf der Blue Stage bildete, haben wir uns vorzeitig und ein letztes Mal auf unseren (sehr langen) Rückweg gemacht, denn am nächsten Morgen ging es für uns nach Hause. Und so trällern wir schon seit der Abfahrt unseren Ohrwurm-Medley, der sich seit dem ersten Act stetig erweitert hat.
Zwei Tage Dosenessen
Um zu vermeiden, dass wir uns vier Tage lang nur von Dosenessen ernähren (denn sind wir mal ehrlich, auch wenn es sehr klischeehaft ist: Dosenravioli sind nicht so geil, wie alle tun), wurde vorher in mühevoller Kleinarbeit ein Speiseplan vom allerfeinsten aufgestellt. Was wir jedoch nicht bedacht haben, war, dass wir aufgrund vieler Acts an manchen Tagen von früh bis spät auf dem Festival-Gelände waren und dort etwas zu essen suchen mussten. Zum Glück war das nicht schwer, denn von Pommes mit verschiedenen Toppings über Handbrot, Flammkuchen und Bowls mit Falafel bis hin zu vegetarischen Burgern und asiatischen Nudeln war für alle etwas dabei. Auch Klassiker wie Bratwurst und Langos gab es zu kaufen. Die Preise lagen im Durchschnitt bei acht bis elf Euro. Für die Getränke waren auf dem gesamten Festival-Gelände mehrere Stände aufgebaut, die Bier, Cocktails, Softgetränke oder Wasser anboten. Es gab jedoch auch kostenlose Trinkwasserspender, die auf dem gesamten Gelände verteilt waren. Leider waren an den Ständen die beliebten Highfield-Becher in der Anzahl begrenzt und nicht überall verfügbar. Deswegen konnten auch wir leider keinen ergattern.
Aufgrund all dieser Köstlichkeiten wurde das Dosenessen aus dem Speiseplan gestrichen und die Dosen wanderten wieder in den Rucksack. Zu unserer Enttäuschung mussten wir zu Hause aber feststellen, dass der Kühlschrank so mager gefüllt war, dass wir uns jetzt damit begnügen müssen. Das übrige Dosenbier bleibt jedoch erst einmal zu - immerhin beginnt jetzt wieder der Ernst des Lebens.
erschienen am 24.08.2022