Er ist wohl der bekannteste Tierpfleger Deutschlands und das Gesicht des Zoos Leipzig, zudem Star in "Elefant, Tiger & Co": Jörg Gräser. Der 54-jährige Tierpfleger übernimmt seit vielen Jahren eine wichtige Rolle in der Pflege der Löwen, Erdmännchen und Hyänen. Durch seinen sächsischen Dialekt und den herzlichen Umgang mit den Tieren wurde er einer der bekanntesten Tierpfleger vor der Kamera. Große Bekanntschaft erlangte er, als er 2004 den verstoßenen Löwenjungen Malik mit der Hand aufzog. Jörg Gräser war immer präsent, nicht zuletzt auch durch seine Bastelkünste, was Leckereien für die Vierbeiner anging.
Jörg Gräser nicht mehr bei "Elefant, Tiger & Co" zu sehen?
Bis jetzt. Denn der geübte Zuschauer von ETC sah Jörg nämlich seit einiger Zeit nicht mehr in der wöchentlichen Serie im MDR oder im Afrikabereich des Zoos. Der Grund: Der Zoo hat ihn nach über 20 Jahren in einen neuen Revierbereich, nach "Südamerika", versetzt, angeblich nach Unstimmigkeiten mit der Zooleitung. Ob der TV-Liebling wieder gezeigt wird, ist bislang unklar. Für die Quoten wäre es sicher von Vorteil.
Zoo äußert sich via Social Media
Nun äußerte sich der Zoo erstmals öffentlich zu den Geschehnissen: "Liebe Zoofans, eine betriebsübliche Entscheidung zu einer Veränderung des Einsatzbereiches unseres Tierpflegers Jörg Gräser gerät aktuell zu einer öffentlichen Diskussion, in der sich Medienvertreter und eine fachfremde Öffentlichkeit anmaßen, die Arbeit unseres Personals zu bewerten und öffentlich und vor Ort zu be- und abzuwerten. Revierwechsel gehören im Zoo Leipzig zu den betriebsüblichen Entscheidungen im Rahmen der Personaleinsatzplanung, die sich nach organisatorischen und sonstigen Belangen richten. Wir akzeptieren nicht, dass die Arbeit in einem Tierpflegebereich (zum Beispiel Südamerika) im Vergleich zu einem anderen (zum Beispiel Raubtiere in Afrika) als niedere Arbeiten abgewertet werden. Ebenso wenig tolerieren wir die verbalen und medialen Angriffe auf andere Mitarbeiter. [...] Der Zoo trifft Entscheidungen wie jedes Unternehmen und jede Institution. Er hat das Recht und die Pflicht dazu."
Dieses Statement kam bei den Fans und Besuchenden des Zoos nicht besonders gut an, wie man an der Kommentarspalte ablesen konnte. "Ohne Jörg fehlt etwas" oder "Anstatt mal eine vernünftige Erklärung abzugeben und damit allen Spekulationen den Wind aus den Segeln zu nehmen, kommt so ein patziger Post!???? Sehr professionell. DAS hätte man sich lieber sparen sollen", schreibt eine Userin auf Instagram. "Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen!!! Und sehe es wie viele andere, dass gerade jetzt Jörg Gräser bei Kigali sein sollte", schreibt eine andere. Aber der Zoo bekommt auch Zuspruch, wenn auch weniger: "Es ist schlimm, wie manche Menschen und viele Medien sich in interne Dinge einmischen und diese ohne Kenntnisse "bewerten". Diese Richtigstellung ist somit notwendig. Vielen Dank. Für Jörg Gräser alles Gute im neuen Bereich."
Einige sehen das Statement als "Öl ins Feuer gießen". Immerhin äußerte sich der Zoo immer noch nicht zu den Gründen, warum Gräser versetzt wurde. Es wird hier als "betriebsübliche Entscheidung" benannt. Das glauben viele Fans aber nicht. Gerüchten zufolge soll es Entscheidung in der Löwenanlage gegeben haben, die Gräser nicht unterstützen wollte.
Statements des Zoos
Nun meldete sich der Zoo zu Wort: " Liebe Zoofans, eine betriebsübliche Entscheidung zu einer Veränderung des Einsatzbereiches unseres Tierpflegers Jörg Gräser gerät aktuell zu einer öffentlichen Diskussion, in der sich Medienvertreter und eine fachfremde Öffentlichkeit anmaßen, die Arbeit unseres Personals zu bewerten und öffentlich und vor Ort zu be- und abzuwerten. Revierwechsel gehören im Zoo Leipzig zu den betriebsüblichen Entscheidungen im Rahmen der Personaleinsatzplanung, die sich nach organisatorischen und sonstigen Belangen richten. Wir akzeptieren nicht, dass die Arbeit in einem Tierpflegebereich (zum Beispiel Südamerika) im Vergleich zu einem anderen (zum Beispiel Raubtiere in Afrika) als niedere Arbeiten abgewertet werden. Ebenso wenig tolerieren wir die verbalen und medialen Angriffe auf andere Mitarbeiter. [...] Der Zoo trifft Entscheidungen wie jedes Unternehmen und jede Institution. Er hat das Recht und die Pflicht dazu."
Am Montagnachmittag meldete sich der Zoo Leipzig gegen 16 Uhr mit einem erneuten Statement via Social Media.
"Liebe Zoofans, uns ist bewusst, dass unser Tierpfleger Jörg Gräser einen großen Bekanntheitsgrad und eine große Fangemeinde hat und wir haben Verständnis dafür, dass sich viele von euch eine Rückkehr ins gewohnte Revier wünschen und Wege suchen, der Enttäuschung und Verwunderung Ausdruck über die für euch plötzliche Veränderung zu verleihen. Wir müssen dennoch um Verständnis bitten, dass betriebsinterne Entscheidungen durch den Zoo Leipzig als intern betrachtet und nicht im Detail öffentlich kommuniziert und erklärt werden, um betriebsinterne Angelegenheiten und Persönlichkeitsrechte zu wahren. Wir bedauern die Entwicklung und wissen, dass Jörg Gräser ein absoluter Sympathieträger ist. Der Personaleinsatz und die Entscheidung über den Einsatzort richtet sich jedoch nach organisatorischen sowie sonstigen Belangen. Bei dem Revierwechsel von Jörg Gräser in die Erlebniswelt Südamerika handelt es sich um eine sorgfältig abgewogene Entscheidung, die die Entscheidungsgremien nicht leichtfertig getroffen haben. All jenen, die sich um die Löwin Kigali sorgen, möchten wir versichern, dass unser Tierpflegerteam aus vielen professionellen und hochengagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, die sich mit Herzblut um die ihnen anvertrauten Tiere kümmern und für ihr Wohl sorgen. Aus diesem Grund bitten wir euch, verantwortungsbewusst mit euren Äußerungen umzugehen. [...]"
Drama der Löwenfamilie seit 2016
Erst kürzlich starb Löwin Kigalis Löwenmann Majo. Majo war einer der beiden Löwenjungen, die im August 2016 in den Zoo kamen (nachdem Altlöwe Matadi in den Jaderpark an der Nordsee umgezogen war). Majo und sein Bruder Motshegetsi gingen durch den tragischen Löwenausbruch im September 2016 in die Historie des Zoos ein. Damals waren die Löwen morgens vor Zooeröffnung über den Wassergraben gesprungen. Nur Majo konnte mit Betäubungsmitteln eingefangen werden und wirkte seitdem verängstigt, lag immerzu nur im hinteren Teil der Anlage im Schilf, kümmerte sich aber prächtig um den Löwennachwuchs. Sein Bruder Motshegetsi starb damals. Danach kam Kigali als Spielgefährtin und zukünftige Partnerin in den Zoo.
Eigentlich hatte man gedacht, dass die kleine Löwenfamilie mit Majo, Kigali und immer wieder geglückten Geburten, nachdem Kigali anfangs mehrmals Jungtiere verstieß, endlich funktionierte. Doch dann machten die neuen Schlagzeilen die Runde, dass der Kater am 1. Mai an einer Rippenfellentzündung verstarb. Er habe zuletzt wenig gefressen und einen Kreislaufzusammenbruch bei den Untersuchungen unter Narkose erlitten.
Dann folgten die oben beschriebenen neuen Schlagzeilen um Jörg Gräser. Tag24 will aus der Belegschaft des Zoos erfahren haben, dass es bei der Versetzung Gräsers um "Fragen der Fütterung und der Zuchtbedingungen gegangen sein" soll. Gerüchten zufolge solle die Löwin schon im Frühling erneut trächtig gewesen sein und mehrere Jungtiere tot zur Welt gebracht und eines abgelehnt, was wohl wenige Tage später auch verstarb, haben. Angeblich haben die geänderten Bedingungen im Rahmen der Geburt zum Tod der Jungtiere geführt. Jörg Gräser soll sich gegen diese Änderungen ausgesprochen haben. Hat der Zoo ihn deshalb versetzt? Der Zoo äußerte sich dazu bislang allerdings nicht.
Mit dem Statement, sind sich Kritiker und Kritikerinnen einig, hat sich der Zoo wohl keinen großen Gefallen getan. Auch gerade nach dem Tod von Majo und den Totgeburten von Kigali (sollten die Gerüchte stimmen) brauche der Löwe jemanden Vertrauten in der Nähe. Doch Jörg pflegt nun die Tiere in "Südamerika".
Petition gestartet
Fans haben online eine Petition gestartet, mit der sie sich erhoffen, dass Jörg Gräser wieder im Afrikabereich arbeiten soll. Am Freitag (23.5.) hatte die Petition bereits 6.000 Unterschriften.
Es gibt aber auch gute Neuigkeiten im Leipziger Zoo, denn in der Nacht zum 29. April wurde ein Elefantenbaby geboren, was einen Namen sucht.
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