Mit Kritik an der Ampel-Koalition und einem Bekenntnis zur eigenen Zukunft hat die Grüne Jugend ihren Bundeskongress in Leipzig begonnen. Nachdem der bisherige Vorstand Ende September verkündet hatte, nicht erneut zu kandidieren und geschlossen aus der Partei auszutreten, habe man sich die Frage gestellt: "Wie sieht die Zukunft der Grünen Jugend aus?", sagte Sarah Linker aus dem Landesvorstand der Grünen Jugend Hessen in ihrer Eröffnungsrede. Es sei klar gewesen: "Die Grüne Jugend bleibt."

Auch Timon Dzienus - bis 2023 Bundesvorsitzender der Grünen Jugend - betonte: "Gerade jetzt, gerade in diesen Tagen, da braucht es eine starke, eine mutige und eine laute Grüne Jugend." Seiner Ansicht nach bräuchte es "eine absolute Kehrtwende der Ampel-Politik". Es könne nicht sein, "dass die Wahlerfolge der AfD immer wieder mit der nächsten Asylrechtsverschärfung beantwortet werden." Wenn Brücken einstürzten, Menschen ihre Miete nicht mehr zahlen könnten sowie Schwimmbäder und Jugendzentren geschlossen seien, könnte es nicht sein, dass Superreiche immer reicher würden. "Das sind doch Zustände, die können wir als Grüne Jugend nicht weiter hinnehmen und die müssen politisch geändert werden", forderte Dzienus.

Während am Abend zunächst Formalia auf dem Programm stehen, geht es am Samstag um die Wahl des neuen Bundesvorstands. Der scheidende Vorstand hatte seinen Parteiaustritt mit Unzufriedenheit mit der Politik der Grünen und zu vielen Kompromissen innerhalb der Ampel-Koalition begründet. 

Wer die Nachwuchsorganisation künftig anführen will

Jette Nietzard und Jakob Blasel kandidieren für die Nachfolge von Svenja Appuhn und Katharina Stolla als Vorsitzende der Parteijugend. Die 25-jährige Nietzard sieht die Neuaufstellung bei der Grünen Jugend als Chance, "zu überlegen, wer wir sein wollen". Sie ist bei den Berliner Grünen aktiv, engagiert sich für Geflüchtete und arbeitet beim Deutschen Kinderhilfswerk.

Der 24-jährige Blasel legt als Teil der Klimabewegung Fridays for Future einen Fokus auf Klimaschutz. In seiner Bewerbung nennt er aber auch soziale Gerechtigkeit, Antirassismus und eine humane Asylpolitik als zentrale Themen für die Nachwuchsorganisation. Bis zur Wahl des neuen Führungsduos am Samstagnachmittag können noch weitere Kandidaturen hinzukommen. 

Das Motto des Kongresses lautet: "Schluss mit Krise – Holen wir uns die Zukunft zurück!". Angemeldet sind rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Fast die Hälfte davon ist Dzienus zufolge zum ersten Mal bei einem Bundeskongress.