Leipzig. Nach anderthalb Jahren Bauzeit ist im Leipziger Osten auf rund 18.000 Quadratmetern eine neue öffentliche Grünfläche entstanden. Die sogenannte "Rietzschke-Aue Sellerhausen" erhöht den Freizeit- und Aufenthaltswert und erfüllt wichtige Funktionen für das Stadtklima. Am Donnerstag wurde sie der Öffentlichkeit übergeben.
"Damit haben wir eine neue multifunktionale Grünfläche mit besonderen Qualitäten", betonte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal vor Ort. Die neue Aue solle Auswirkungen von Starkregen und Hitzeperioden mindern und mit dem "Artenschutzturm" auf dem Gelände sowie besonderen Landschaftsstrukturen die Artenvielfalt erhöhen. Gleichzeitig ermögliche sie Naturerlebnis und freies Spielen, biete naturnahe Aufenthaltsbereiche und verbessere die Wegeverbindungen im Viertel.
Kurze Wege für Radfahrer und Fußgänger
Baubürgermeister Thomas Dienberg ergänzte: "Ich freue mich, dass die Fußgänger und Radfahrer im Leipziger Osten nun auf kurzen Wegen durch viel Natur von Volkmarsdorf nach Anger-Crottendorf gelangen können".
Es wurde zudem der Gewässerverlauf der Östlichen Rietzschke offengelegt und als natürlicher Bachlauf gestaltet. Die Grünfläche ist so angelegt, dass anfallendes Regenwasser hier aufgenommen und gespeichert werden kann. Zeitverzögert und reguliert wird es über ein Ablassbauwerk in den Wölbkanal der Östlichen Rietzschke geleitet. So soll ein ausreichender Abfluss bei Starkregenereignissen und gleichzeitig ein möglichst naturnaher Wasserhaushalt in der Rietzschke-Aue Sellerhausen sichergestellt werden. Der Östlichen Rietzschke wird damit ein Teil ihres natürlichen Überschwemmungsgebietes zurückgegeben.
Dr. Ulrich Meyer, Technischer Geschäftsführer der Kommunalen Wasserwerke Leipzig GmbH sagte: "Die wassersensible Stadtentwicklung mit einem höchstmöglichen Rückhalt und einer Nutzung des Regenwassers am Ort des Anfalls ist eines der zentralen Zukunftsthemen zur Anpassung an den Klimawandel. Wir freuen uns, dass mit diesem Gemeinschaftsprojekt eine multifunktionale und beispielhafte Grünfläche entstand."
90 neue Bäume und viele Sträucher
Über 90 neue einheimische, klimaangepasste Bäume und viele Strauch- und Kletterpflanzen bereichern die naturnahe Wasserrückhalte- und Grünfläche. Ein bereits vorhandenes Biotop wurde behutsam integriert und zur Bauphase geschützt. Auch eine große Blumenwiese mit regionalen Saatgutmischungen zur Förderung der Insekten- und Artenvielfalt, Sandlinsen mit Totholz für sandliebende Insekten, Baumstämme zum Balancieren, Verstecken und Spielen sind weitere Highlights. Zusätzlich wurde ein künstlerisches Objekt als Artenschutzturm auf der Fläche errichtet, der Quartiere und Nischen als Nist- und Lebensstätte für verschiedenste Tierarten bietet. In Kooperation mit dem NABU Regionalverband Leipzig, dem GeoWerkstatt Leipzig e.V. und den beauftragten Fachbüros entstand mit dem Artenschutzturm eine individuelle Landmarke als identitätsstiftendes Objekt für den neuen Naturraum inmitten der Stadt.
Multiple Finanzierung für die Aue
Finanziert wurde die Maßnahme über die Richtlinie zur Gewährung von Zuwendungen zur Beseitigung der Hochwasserschäden 2013 des Freistaates Sachsen mit rund 1.000.000 Euro. Ein weiterer Teil wurde mit rund 400.000 Euro vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Auch die Krostitzer Brauerei unterstützte das Projekt im Rahmen der Aktion "Wahre Helden packen's an" mit rund 65.000 Euro für den Artenschutzturm und die Sandlinsen.
Anlass zur Gestaltung der Fläche waren häufige Überflutungen der angrenzenden Kleingärten durch den ehemaligen Bachlauf der Östlichen Rietzschke. Dieser verlief zu großen Teilen verrohrt oder überbaut als Entwässerungsgraben Sellerhausen und konnte anfallendes Wasser bei Starkregen nur bedingt ableiten. Zunächst wurden 94 hochwassergefährdete Nutzgärten gemeinsam mit dem Kleingartenverein Leipzig-Sellerhausen und unterstützt durch die Leipziger Wasserwerke freigelenkt. Zuvor gab es umfassende Abstimmungen und Planungen mit dem Kleingartenverein Leipzig-Sellerhausen, der Stadtpolitik sowie den BürgerInnen vor Ort.