Leipzig. Vermochte manch ein Spaziergänger auf dem alten Messegelände auch 2012 noch förmlich den Geist Erich Honeckers in den alten Gemäuern zu spüren, ist heute wenig davon übrig. Der zweifelhafte Charme müffelnder, leerstehender DDR-Hallen weicht Neuem. Diese Woche legte Branchengigant Hornbach an Halle 17 den Grundstein für ein fulminantes Baumarkt- und Gartencenter inklusive "Drive-In" für Baustoffe. Anfang 2023 sollen auf über 14. 000 Quadratmetern Verkaufssfläche die ersten Kunden strömen.
Schon vor der offiziellen Grundsteinlegung am Mittwoch hatten Sanierungsarbeiten rund um die frühere Messehalle 17 begonnen. So liefen etwa Instandsetzungen am Dach. Auch wenn 100jährige Gebäudeteile wie das alte Portal der Halle in den neuen Baumarkt integriert werden sollen, ließ sich einiges nicht retten - die maroden Seitenflügel sind schon abgetragen.
Im Verlauf entstehen noch Fundamente für zwei Neubauten. Sie sind für den Drive-In für Baustoffe sowie das Gartencenter gedacht. Das nach zähen Verhandlungen schließlich im Herbst 2021 genehmigte Baumarktprojekt umfasst insgesamt 5,5 Hektar. Die gigantische Fläche beginnt hinter dem Eventpalast an der Puschstraße und grenzt seitlich an zwei Autohäuser, eines davon in der Richard-Lehmannstraße, das andere in der Zwickauer Straße gelegen.
Der Baumarktriese investiert einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in seinen nunmehr zweiten Leipziger Standort. Eine Filiale operiert bereits an der Dübener Landstraße. Rund 100 Mitarbeiter sollen schließlich bei Hornbach an der Alten Messe beschäftigt sein.
Vom drohenden Verfall zur Moderne
In den vergangenen zehn Jahren mauserte sich die Alte Messe vom schleichenden Verfall zum Hingucker der Messestadt. Seit einigen Jahren existiert etwa rechts neben dem legendären "Doppel-M" an der Prager Straße das Möbelhaus Porta. Die in der Nähe im Jahre 2013 abgerissene Halle 5 ist dort ein Beispiel für unwiderruflich verlorene Gebäudesubstanz.
Im Schatten der früheren Halle 12 sitzt seit 2019 zudem das Stadt¬archiv mit dem Sowjetischen Pavillon an seiner Spitze. Nach baulicher Einbeziehung des von dieser Halle wegen Denkmalschutzes übrig gebliebenen Stahlgerippes zieht hier später das städtische Jugend- und Schulamt ein. Ob XXL-Fachmärkte, neue Büros, Lebensmittelbedarf, eine christliche Grundschule, Kita, oder Biotechfirmen: Das ehemalige DDR-Geschäftstreiben lässt sich auf der Alten Messe heute gedanklich kaum noch nachvollziehen!
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