Es scheint so, als würde Disney sämtliche Wege suchen, um mit ihren Meisterwerken Profit zu machen. 1994 wurde "Der König der Löwen" zu einen der erfolgreichsten Trickfilme, den die Walt Disney Company je produziert hatte. In Deutschland sahen ihn mehr als 11 Millionen Zuschauer im Kino. Aufgrund des enormen Erfolgs etablierten sich nur wenige Jahre später riesige Musicalproduktionen, zum Beispiel am Broadway in New York City (1997) und 2001 dann auch in Hamburg. 2011 präsentierte Disney mit einer Aufarbeitung des Trickfilmmaterials die Geschichte erneut in 3D in den Kinos. Die Fans begrüßten auch diese Version, auch wenn sie nicht ganz so erfolgreich war, wie andere Filme aus dieser Zeit (Kokowäh, Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2 und Fluch der Karibik - Fremde Gezeiten), es waren jedoch trotzdem über eine halbe Millionen Besucher im Kino.
Nur Profit?
Nachdem Disney 2010 mit Alice im Wunderland den Trend zur Realverfilmung der erfolgreichen Trickfilme geschaffen hat, reihten sich immer mehr Meisterwerke, wie zuletzt "Aladdin", "Dumbo", "Cinderella" oder "Die Schöne und das Biest" ein. Marketingtechnisch war das gar nicht so ein schlechter Move von Disney, da die Realverfilmungen immer wieder heiß vom Publikum erwartet werden. Nun läuft seit letztem Donnerstag auch der "Der König der Löwen" in den internationalen Kinos. Dieser Film stellte hohe Erwartungen an die Produktion, da erstmals keine Schauspieler im realen Film zu sehen sein würden, da es nur rein animalische Charaktere gibt.
Ein wenige skeptisch, aber doch vorfreudig habe ich mir den Film am Mittwochabend angeschaut und kann nun ein bisschen erzählen, wie ich die ganze Aufmachung finde. Erst einmal ein großes Kompliment an Disney, da die Animation einfach so echt aussah, dass man vergaß, dass alles nur animiert war. Neben mir saßen zwei Mädchen, etwa 11 Jahre alt, die miteinander diskutierten: "Haben die das eigentlich mit echten Tieren gedreht?" Ich musste schmunzeln. Außerdem ist Disney sehr nah am Trickfilm geblieben und hat die Szenenbilder auch zum Großteil genauso aufgebaut, wie man sie aus dem Original kennt. Das empfand ich als total schön. Die kleinen Löwen Simba und Nala waren einfach so zuckersüß, dass man gar nicht wegschauen wollte. Nur die Stimme des Kinder-Simbas empfand ich im Vergleich zu den anderen deutschen Synchronisationen als sehr unpassend. Vor allem, wenn man die Originalstimme im Hinterkopf hat. Der damalige Sprecher Julius Jellinek, ist nur leider kein Kind mehr, als dass er nochmal synchronisieren hätte können. Aber ich bin der Meinung, dass die Stimme einfach unpassend war. Leider. Dafür waren alle anderen Charaktere einfach super gut besetzt. Timon und Pumba brachten das volle Kino immer wieder zum Lachen und waren grandios dargestellt. Auch der Affe Rafiki stach positiv hervor. Super fand ich auch, dass auch das Ende genau so gelassen wurde, wie im Original, damit sich der "ewige Kreis" schließt und mit einem neuen Löwenbaby namens Kiara alles vom Neuen beginnt und Simba nun Vater ist, wie einst Mufasa.
Hauptsache Beyonce sponsert einen Song
Musikalisch hat sich Disney natürlich auch ins Zeug gelegt, aber was soll ich sagen, so richtig sprang der Funke nicht über. Lediglich am Anfang, bei "Der ewige Kreis" bekam ich Gänsehaut. Vom großen Liebeshit "Kann es wirklich Liebe sein", war ich überhaupt nicht ergriffen. Gerade bei diesem Song bekommt man im Trickfilm immer Gänsehaut. Nicht wirklich gefühlvoll von Magdalena Turba und Pat Lawson gesungen. Die anderen Songs waren in Ordnung und auch die instrumentale Hintergrundmusik hat ziemlich gut zur Stimmung gepasst. Aber hauptsache Beyonce sponsert einen Song zum Film, der in der deutschen Variante natürlich gar nicht zu hören war. Zumindest nicht im Orginal. Ich erinnere mich daran, dass jemand über "Spirit" gesungen hat und ich mich gewundert habe, weil ich den deutschen Song gar nicht kannte.
Mein Fazit des Ganzen, es war wirklich sehenswert, da man lachen und weinen konnte. Mit sehr vielen positive Gedanken habe ich den Kinosaal nach zwei Stunden verlassen und mir gedacht, was das doch tatsächlich für eine wunderschöne Geschichte ist, von der man sehr viel lernen kann und gerade auch Kinder bekommen einen anderen Bezug zu Freundschaft, Familie und Verantwortung gezeigt, als es bei anderen Filmen der Fall ist. Auch wenn bei der Realverfilmung ein wenig die Gefühle flöten gegangen sind, vergebe ich trotzdem 8 von 10 Sternen und hoffe an dieser Stelle, dass Sachsen auch bald kleine Löwenbabys bekommt. Denn (Fakt am Rande) die Löwin Kigali aus dem Leipziger Zoo ist gerade hochtragend. Dann wird aus dem Baby-Simba vielleicht wirklich ein Baby-Sima. ;)
erschienen am 19.07.2019