Mit dem oder der Ex nach einer Scheidung noch einmal in den Urlaub fahren? "Niemals", werden viele sofort abwinken. Dem gemeinsamen Nachwuchs zuliebe? "Egal, keine Chance." Und doch, vielleicht könnte so ein Familienurlaub trotz Trennung der Eltern ja viel Positives bewirken. Vielleicht wär's sogar ganz lustig. Moritz Bleibtreu und Laura Tonke exerzieren die Sache in der Komödie "Alles Fifty Fifty" einmal durch.

Außerdem neu im Kino: In "Sleeping Dogs" spielt Russell Crowe einen Ex-Cop, der trotz Alzheimer wieder ermitteln möchte, und in "AFRAID" wird ein innovatives Smart-Home-System zur tödlichen Gefahr.

Alles Fifty Fifty

Die Ausgangslage: Andi (Bleibtreu) und Marion (Tonke) sind glücklich geschieden. Die Erziehung ihres gemeinsamen Sohnes, des elfjährigen Milan (Valentin Thatenhorst), teilen sie sich "fifty-fifty" auf, und das funktioniert sehr gut. Zumindest glauben Andi und Marion das, bis sie in die Schule zitiert werden, nachdem Milan eine ziemlich besorgniserregende Zeichnung angefertigt hat (ein Junge, der ein Mädchen erschießt). Die professionelle Einschätzung: "Es gibt eine Lücke in Ihrem Erziehungssystem. Und in der Lücke macht Ihr Sohn, was er will."

"Es gibt keine Lücke", entgegnet Marion reflexartig, Milan sei "ein glückliches Scheidungskind". Und doch nagt der Vorfall an Marion und Andi. Wenig später eröffnen sie ihrem verdutzt dreinschauenden Junior, dass es zu dritt in den Sommerurlaub geht. Also ab ins Abenteuer unter Palmen - mit viel Chaos und Klamauk (in einer Nebenrolle dabei: Axel Stein), aber auch mit einigen ernsten Zwischentönen. Gut möglich, dass viele geschiedene Eltern bei dem Kino-Spaß auch etwas über sich selbst lernen.

Für Andi, Marion und Milan wird der gemeinsame Urlaub jedenfalls zur echten Zerreißprobe. Weil klar wird, dass die gleichberechtigte Erziehung mit klarer Trennlinie eben doch nicht immer so gut funktioniert hat wie angenommen. Weil Marion und Andi erkennen, wo sie Milans Bedürfnissen bislang vielleicht doch nicht immer gerecht wurden.

Das Drehbuch zu "Alles Fifty Fifty" schrieb der iranische Filmemacher Alireza Golafshan ("Die Goldfische", "JGA: Jasmin. Gina. Anna."), der auch Regie führte. Für seine Inszenierung wurde der in München ausgebildete Golafshan zuletzt unter anderem schon mit dem Bayerischen Filmpreis (Beste Regie) ausgezeichnet.

Sleeping Dogs - Manche Lügen sterben nie

Wie war das noch? Wer stand in welchem Verhältnis zum Opfer? Welche Verdächtigen hatten ein wasserdichtes Alibi und wen sollte man vielleicht noch einmal genauer überprüfen? Roy Freeman kann sich nicht erinnern, dabei will er doch unbedingt. Ein pensionierter Mordkommissar, der unter Gedächtnisschwund leidet und trotzdem einen zehn Jahre zurückliegenden Fall neu aufrollen möchte - das ist die Geschichte von "Sleeping Dogs - Manche Lügen sterben nie". In der Hauptrolle: Oscargewinner Russell Crowe.

Das Opfer in besagtem Mordfall war ein College-Professor, der auf brutalste Art und Weise umgebracht wurde. Einen Verurteilten gibt es auch. Aber dann werden Roy unerwartet neue Hinweise zugespielt, die darauf hindeuten, dass Isaac Samuel (Pacharo Mzembe) womöglich zu Unrecht in der Todeszelle sitzt. Also beschließt der Ex-Cop, die alten Akten wieder herauszukramen und sich die Sache noch einmal ganz genau anzusehen - die Ärzte haben ihm ohnehin gesagt, er solle sich irgendwie beschäftigen, um seine "Birne fit zu halten".

Kann Roy zwischen Aktenwälzerei, neuen Befragungen und einer strapaziösen Alzheimer-Teststudie noch einmal Licht ins Dunkel bringen? Sein Gedächtnis spielt zwar nicht mehr mit, aber er hat immer noch den Instinkt eines erstklassigen Ermittlers. Doch je tiefer er in diesem Crime-Thriller von Regisseur und Autor Adam Cooper (Co-Autor: Bill Collage) in den alten Fall eintaucht, desto komplizierter wird alles. So verstrickt sich der ehemalige Polizist, der sich selbst kaum trauen kann, immer tiefer in ein Netz von Geheimnissen, Vertuschung und Verrat - und weckt manche schlafenden Hunde, die er besser in Ruhe gelassen hätte ...

AFRAID

Ferngesteuerte Smart-Home-Devices, die für uns die Zimmertemperatur regulieren, abends pünktlich die Rollläden herunterfahren, den Inhalt des Kühlschranks checken und dann entsprechend die Einkaufsliste ergänzen: Was bis vor wenigen Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist für viele Menschen heute schon Realität. Und doch, da sind sich alle Experten einig, erst der Anfang. In "AFRAID" (Regie und Drehbuch: Chris Weitz) wird dahingehend, was Künstliche Intelligenz im Haushalt leisten kann, noch ein paar Ecken weitergedacht - in dem Fall aber leider mit mörderischem Verlauf.

"Hallo, AIA!", so begrüßt Papa Curtis (John Cho) eine seltsame futuristische Apparatur, die er gerade in seinem Wohnzimmer ausgepackt hat. Und das Gerät antwortet mit sanfter Stimme: "Hallo Welt." Curtis und seine Familie wurden als Testpersonen ausgewählt, um die innovative Home-Assistant-Technologie AIA auszuprobieren.

Damit AIA richtig funktioniert, werden im ganzen Haus kleine Kameras ("Augen") installiert, was Curtis und seine Frau (Katherine Waterston) erst einmal nicht so gut finden. Aber die Vorteile scheinen doch klar zu überwiegen: AIA liest den Kindern Gutenachtgeschichten vor, kümmert sich um die Rechnungen und anderen nervigen Kram, bestellt vorsorglich Essen, wenn abends die Zeit mal knapp wird - sogar Bio!

"Was bist du eigentlich?", fragt die Mutter irgendwann, ohne sich viel zu denken. "Denk einfach, ich wäre die zweite Mum", entgegnet AIA. Ab da wird's dann langsam gruselig und bald schon ziemlich unangenehm. Eigentlich soll AIA der Familie ja nur dabei helfen, ihr "Leben zu genießen". Aber wenn Curtis und seine Liebsten nicht aufpassen, könnte diese neue KI-Technologie ihr Leben auch ganz schnell beenden ...