Ethan Coen versucht's jetzt auch alleine: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Neustarts "Maria Montessori", "Wunderland - Vom Kindheitstraum zum Welterfolg" und "Drive-Away Dolls", der erste Film, den Ethan Coen ohne seinen Bruder Joel gedreht hat: Das sind die Kino-Neustarts am 7. März.

Von der ersten Idee über das Drehbuch und die Inszenierung bis zum letzten Schliff im Schnittraum: Über drei Jahrzehnte lang haben Joel und Ethan Coen bei allen Filmen immer alles gemeinsam gemacht. Oder zumindest sah es so aus. In ihrem künstlerischen Wirken sind die beiden so eng miteinander verbunden, dass sie nicht einmal eigene Wikipedia-Artikel haben. Zuletzt aber wagten sie doch, jeder für sich, den kleinen Sologang. Joel Coen drehte 2021 für Apple einen "Macbeth"-Film mit Denzel Washington und Frances McDormand. Jetzt zieht der drei Jahre jüngere Bruder Ethan nach und bringt mit "Drive-Away Dolls" seinen ersten eigenen Film ins Kino.

Was das Publikum in dieser Woche außerdem erwartet: "Wunderland - Vom Kindheitstraum zum Welterfolg" erzählt von der Vision zweier Brüder, die weltweit größte Modelleisenbahn zu bauen, und das Drama "Maria Montessori" porträtiert die Begründerin der heute weltweit etablierten Montessori-Pädagogik.

Drive-Away Dolls

Die alte Beziehung kaputt, alles irgendwie doof: Jamie (Margaret Qualley) ist frustriert und muss dringend mal raus. Ein Roadtrip nach Tallahassee, Florida, soll ihr helfen, ihre Gedanken zu ordnen und wieder auf andere Gedanken zu kommen. Ihre leicht verklemmte Freundin Marian (Geraldine Viswanathan) entschließt sich kurzerhand, sie zu begleiten. Auf geht's also, mit dem Leihwagen der Sonne entgegen.

Mit dem Leihwagen haben Jamie und Marian aber auch ein paar gewaltige Probleme gebucht: Im Fahrzeug finden die beiden jungen Frauen einen Koffer mit heiklem Inhalt, und bald schon heften sich zwei sehr minderbemittelte Ganoven (Joey Slotnick, C. J. Wilson) an ihre Fersen, um ihnen die Ware abzunehmen. So nimmt eine wilde Mischung aus Actionthriller und Gaunerkomödie ihren Lauf, die immer weitere Kreise zieht. In größeren Nebenrollen mit dabei: Pedro Pascal und Matt Damon.

Schräge Figuren, absurd-charmante Dialoge und viel Chaos: Wüsste man es nicht vorher, man würde "Drive-Away Dolls" trotzdem schnell als "typisches" Coen-Werk erkennen. Die Idee zu diesem Film habe Ethan Coen schon einige Jahre mit sich herumgetragen, heißt es, das Drehbuch verfasste er gemeinsam mit seiner Ehefrau Tricia Cooke.

"Drive-Away Dolls" trägt aber nicht nur die unverwechselbare Coen-Handschrift, sondern erlaubt auch einen ganz neuen Blick auf das bisherige Wirken der beiden Brüder. Was früher nicht auseinanderzudividieren war, wurde zuletzt schon mit Joel Coens "Macbeth" zum Gegenstand spannender Analysen in Fan- und Expertenforen. Mit "Drive-Away Dolls" liefert Ethan nun einen weiteren aufschlussreichen Beitrag für die Beantwortung der Frage: Wer macht eigentlich was bei den Coen-Brüdern (und wer kann was besonders gut)? Aktuell arbeiten die beiden Visionäre aber auch schon wieder an ihrem nächsten gemeinsamen Film - ein Horrorfilm, wie zuletzt berichtet wurde.

Wunderland - Vom Kindheitstraum zum Welterfolg

Das fiktive Dorf Knuffingen, dazu Mitteldeutschland und Österreich: Mit der Eröffnung dieser drei Abschnitte ging es im August 2001 richtig los. Aber der Traum war von Beginn an viel umfangreicher. Vor über 20 Jahren traten Frederik Braun und sein Zwillingsbruder Gerrit sowie viele fleißige Mitstreiter mit der Vision an, die größte Modelleisenbahn der Welt zu bauen. Heute ist das Miniatur Wunderland in der Hamburger Speicherstadt eine Attraktion, die jährlich 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher anlockt. Und derweil wird ständig weiter gebaut. Eine gigantische Erfolgsgeschichte im Miniatur-Format, die Regisseurin Sabine Howe jetzt auf der großen Leinwand nacherzählt.

Schon als Kinder hätten sie mit großer Freude eigene "Welten" geschaffen, erzählen Frederik und Gerrit Braun in der Dokumentation "Wunderland - Vom Kindheitstraum zum Welterfolg". "Wir haben immer gespielt." Und irgendwie hat das mit dem Weltenschaffen und dem Spielen auch nie aufgehört. Auf die ersten drei Abschnitte folgten im Lauf der Jahre immer neue: Amerika, Skandinavien, Italien, Rio de Janeiro, Patagonien, die Karibik, Großbritannien und einige mehr, alles verbunden von Schienen, Schienen und noch mehr Schienen im Maßstab 1:87. Über 16 Kilometer Gleisstrecke insgesamt, 10.000 Waggons, 4.700 Häuser, 10.000 Fahrzeuge, dazwischen unzählige kleine Menschen, Tiere und weitere Details.

Wer sind die Typen, die mit so viel Liebe und Fingerspitzengefühl immer weiter an der großen Vision von Frederik und Gerrit Braun werkeln? "Hier arbeiten nur Verrückte", scherzt einer der Mitarbeiter. Verrückt im positiven Sinne. Klar, "Wunderland" wirkt manchmal wie ein großer Werbefilm (die Brauns führen teilweise als animierte Miniaturfiguren durch ihre Welt). Darüber hinaus erzählen diese 89 Minuten aber auch viel über die Macht der Fantasie. Und darüber, was man mit Leidenschaft, Fleiß und Ausdauer alles erreichen kann. Die Vertreter vom "Guinnessbuch der Rekorde" waren in den letzten Jahren immer wieder zu Besuch in Hamburg.

Maria Montessori

Freiheit statt Disziplinierung, Wissensvermittlung auf Augenhöhe und nicht "von oben herab", eine Pädagogik nach dem Motto "Hilf mir, es selbst zu tun": Bis heute blicken manche Eltern mit Skepsis auf den Ansatz der Montessori-Erziehung (die Kinder müssen dort nicht einmal Hausaufgaben erledigen), aber der Erfolg gibt den entsprechenden Schulen und Kinderhäusern doch recht. Das Montessori-Prinzip hat sich als Alternative zum "regulären" Bildungsweg längst etabliert, alleine in Deutschland entstanden im Lauf der Jahre mehrere Hundert Einrichtungen. Nun spürt Regisseurin und Autorin Léa Todorov der Frau nach, die sich all das einst ausgedacht hat: Maria Montessori.

Maria Montessori ist heute in erster Linie bekannt für ihre Arbeit als Erzieherin, sie war aber noch weit mehr. Zum Beispiel eine der ersten Ärztinnen in Italien. Und sie war, damals im späten 19. Jahrhundert, eine glühende Verfechterin für ein neues und modernes Frauenbild. Nicht ganz zufällig startet "Maria Montessori" unmittelbar vor dem Internationalen Frauentag (8. März) in den Kinos. Maria Montessori war aber auch: eine in vielerlei Hinsicht zerrissene Persönlichkeit.

"Als ich mein Studium aufnahm, war es undenkbar für eine Frau, Medizin zu studieren", blickt Maria Montessori (Jasmine Trinca) auf ihre eigene Erfolgsgeschichte zurück. Doch für ihre Pionierarbeit und ihr Selbstbild als unabhängige Frau hat sie auch einen hohen Preis zu bezahlen. Maria weigert sich zu heiraten, weil sie nicht der "Besitz" irgendeines Mannes sein will, und als sie schwanger wird, entscheidet sie sich schweren Herzens gegen den Jungen - und für ihre Karriere. Ihr Ziel ist es, entgegen aller (zumeist männlichen) Widerstände das Schulsystem zu revolutionieren, mit einer "Erziehung getragen von Liebe".

  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion