Schönbrunn. Eigentlich war die Stimmung bei Ulrich Reuter bestens. Schließlich kann das von ihm geleitete Wolkensteiner Zug-Hotel ab 1. Juli wieder in den regulären Betrieb übergehen. Statt einem Imbiss mit To-Go-Speisen und Getränken wird es dann wieder die normale Versorgung in der einzigartigen Gaststätte geben, die genau wie die Hotelräume in originalen Zug-Wagons untergebracht ist. Doch genau in dieser wundervollen Einrichtung auf den Gleisen im Wolkensteiner Ortsteil Schönbrunn erlebte der 63-Jährige nun eine böse Überraschung. Als der Betreiber morgens den Gastraum betrat, sah er zerbrochene Glasscheiben am Boden liegen. Sie stammten aus aufgebrochenen Regalen an der Decke, aus denen zahlreiche Modelbahn-Exemplare gestohlen wurden.
Unikate mit Erinnerungen verknüpft
"103 Loks sind weg und dazu noch zahlreiche Wagons", sagt der Modellbahn-Sammler voller Trauer und Frust. Wie groß der finanzielle Schaden genau ist, vermag er nicht zu sagen. Ersten Schätzungen zufolge liegt die Summe im fünfstelligen Bereich. Was bei Ulrich Reuter aber noch viel mehr Enttäuschung und Wut weckt, ist der ideelle Wert der gestohlenen Schätze. "Es waren auch Unikate von meinem Vater und Großvater dabei", erklärt er. Hoffnung, all diese für ihn so bedeutenden Erinnerungsstücke jemals wiederzusehen, hat der Erzgebirger nicht. Trotz der intensiven Spurensicherung und der Ermittlungsarbeiten der Polizei befürchtet er, dass diese Sammlerschätze nicht mehr im deutschsprachigen Raum auftauchen werden. "Wenn, dann werden die Loks bestimmt im Ausland gehandelt", so seine Vermutung.
Ausstellung bleibt bestehen
Auch Berndt-Michael Rassenberg erklärt, dass die entwendeten Raritäten auf deutschen Plattformen für Modellbahnsammler sofort Aufmerksamkeit wecken würden. Der 69-Jährige ist ebenfalls ein begeisterter Sammler und hat einige seiner Modellbahnen in den Regalen von Ulrich Reuter mit ausgestellt. Auch er ist von dem Diebstahl betroffen. "17 Loks und 2 Diesel-Loks sind weg", berichtet der Wolkensteiner, der von einer detailliert geplanten Aktion spricht. Der oder die Täter müssten sich ausgekannt haben, denn es wurden ganz gezielt Exemplare mit hohem Wert mitgenommen. Eine Dose mit Bargeld blieb dagegen stehen. "Für eine der Loks hatte mir jemand letztes Jahr 1000 Euro geboten", erzählt Rassenberg. Er lehnte ab, weil er die Rarität seinem Sohn versprochen hatte. Dass er sie nun nicht mehr vererben kann, sorgt auch bei ihm für große Enttäuschung. Dennoch ist ihm und Ulrich Reuter der Elan nicht zu nehmen. Sie wollen die Regale wieder neu herrichten und mit anderen Modellbahnen auffüllen, damit auch weiterhin das einzigartige Flair des Wolkensteiner Zug-Hotels erhalten bleibt und die Besucher auch nach der Öffnung am 1. Juli zahlreiche interessante Mini-Loks bestaunen können.