Zschopau. Als im Juli 2021 die Flutkatastrophe über die Menschen im rheinland-pfälzischen Ahrtal hereinbricht und die Bilder der Verwüstung durch die Medien gehen, zögert sie nicht lange.
Romy Etling steigt ins Auto und fährt los
Romy Etling will etwas tun, sie steigt spontan ins Auto und fährt los. 600 Kilometer sind es von Zschopau bis ins Flutgebiet. Ihr erstes Anlaufziel ist der Ort Rheinbach. In einer zentralen Anlaufstelle wird sie registriert und bekommt die Nummer 187 zugeteilt. Die 58-Jährige ist eine unter rund 200 Helfern täglich, die im Katastrophengebiet eintreffen. Eine überwältigende Welle der Hilfsbereitschaft. Doch bei einem Einsatz belässt es die Angestellte der Gemeindeverwaltung Gornau längst nicht. In der darauffolgenden Zeit fährt sie monatlich zu Hilfseinsätzen in verschiedene betroffene Orte, mittlerweile war sie dreizehn Mal im Flutgebiet, um den Menschen dort Unterstützung zukommen zu lassen. Sie kennt daher die Lage vor Ort und weiß, was die Flutopfer im Alltag am meisten benötigen.
Weitere Unterstützung aus der Heimat
Daheim gelingt es ihr, eine Vielzahl von Menschen in ihrer Umgebung zu gewinnen, die parallel Kleider-, Sach- und Geldspenden sammeln und den Transport organisieren. "Die Spendengelder habe ich den Schwerbetroffenen 1:1 übergeben. Mein erster Einsatzort war Altenahr-Kreuzberg. Ich habe im Wohnhaus Udo Rössels, der leider kürzlich verstarb, die Kellerwände abgewaschen", so Romy Etling und fährt fort: "Ich bin auf die katastropale Lage im Flutgebiet durchs Internet aufmerksam geworden. Ich hatte gerade Urlaub und es war schlechtes Wetter - also auf ging´s. Einmal hatten wir so viel gesammelt, dass wir einen 12-Tonner-Lkw mit 15 Europaletten voll mit Hilfsgütern bis oben hin geschnürt hatten und die Portwand kaum noch schloss", erinnert sich die engagierte Zschopauerin.
Verleihung der Verdienstmedaille
Zum Zeichen der Anerkennung und Würdigung besonderer ehrenamtlicher Verdienste wurde der 58-Jährigen nun bei einer Festveranstaltung am 17. November in Mainz die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz durch die Ministerpräsidentin Manu Dreyer verliehen. Doch die Erzgebirgerin bleibt bescheiden: "Ich kann es kaum in Worte fassen. Ich bin eine von Tausend Helfern und ich kann die hohe Auszeichnung daher nicht nachvollziehen. Aus Sekretariatskreisen der Ministerpräsidentin hieß es, dass das Engagement herausrage aufgrund der großen Entfernung zwischen Sachsen und Rheinland-Pfalz und der Stetigkeit."
"Die am weitesten gereiste Helferin"
Während der Ehrung waren auf der Bühne dann aller Augen auf die Zschopauerin gerichtet. "Der Moderator gab mir zu verstehen, dass ich in dieser Kategorie auf die Bühne solle. Ich fragte, warum gerade ich und er konterte: `Sie haben eine Geschichte, die müssen Sie erzählen. Sie sind die am weitesten gereiste Helferin, das müssen wir rüberbringen.` Ich erzählte also meine Geschichte." Nachdem ihr die Ministerpräsidentin dann persönlich die Medaille angesteckt hatte, habe sie sich in ihrer Dankesrede explizit an das Erzgebirge gewandt, um sich bei allen, die hinter der Hilfe stehen, zu bedanken. Grandios fände die Landeschefin das Engagement der Erzgebirger über die große Entfernung hinweg. Doch noch immer, verweist Romy Etling darauf, gebe es viele Baustellen in dem betroffenen Gebiet.
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