Zschopau. Als die Babys noch ganz klein waren, wurden sie von Christine Grzelka nachts um 3 Uhr zum ersten Mal gestillt. Aller zwei Stunden gab es neue Milch beziehungsweise Nahrung. Klingt nach dem Alltag in einer jungen Familie. Allerdings ist die Zschopauerin 78 Jahre alt, und bei ihren "Babys" - sechs an der Zahl - handelt es sich um stachlige Vierbeiner. Drei der Igel wurden Ende August in Oederan gefunden, das andere Trio nur wenige Tage später in Freiberg. In beiden Fällen wandten sich die Entdecker an Tierschützer und wurden so zu Christine Grzelka vermittelt.
Viele Gefahren lauern
Die Vorsitzende des Zschopauer Tierschutzvereins ist weithin bekannt dafür, für allerlei Tiere, die ohne Eltern groß werden müssen, in die Mutterrolle zu schlüpfen. Dass zu dieser Jahreszeit Igel bei ihr abgegeben werden, ist nichts Neues. Erst recht, seit der Klimawandel die Temperaturen steigen lässt. "Wenn es extrem trocken ist und die Mütter nicht genügend Milch geben können, verlassen die Kleinen gleich das Nest, weil sie Hunger haben", erklärt Christine Grzelka. Doch auch diejenigen, die im Nest warten, habe es oft schwer, weil ihre Mütter auf der Straße womöglich überfahren werden.
Entwicklung schreitet gut voran
Zumindest diese sechs kleinen Igel haben aber nun in Zschopau ein neues Zuhause gefunden. In der Wohnung der 78-Jährigen, bei der der Wecker inzwischen nicht mehr ganz so früh klingelt. Weil das Gewicht ihrer Mitbewohner inzwischen von rund 60 Gramm auf 200 Gramm gestiegen ist, reicht eine Fütterung aller vier Stunden. Und bald kommen die Igel in die Tierschutzstation, wo sie zunächst im Quarantäne-Raum und dann auf der Igelranch weiter wachsen können. "Wenn sie 800 Gramm wiegen, bekommt jeder seine Eigentumswohnung. Igel sind nämlich Einzelgänger", erklärt die Zschopauerin schmunzelnd.
Ein trauriger Moment
Meistens ziehen die Igel dann irgendwann hinaus in die Natur oder werden von Familien abgeholt, die damit ihren Garten bereichern. Doch im Fall ihrer sechs aktuellen Babys rechnet Christina Grzelka damit, dass wie wohl auch den Winterschlaf noch auf dem Gelände der Tierschutzstation halten werden. "Sie sind noch zu klein", sagt die Rentnerin, die dennoch froh ist über die Entwicklung der Tiere. Nur einer der insgesamt vier Igel, die in Oederan gefunden werden, hat es nicht geschafft. "Er ist für immer in den Igel-Himmel geflogen", sagt Chrsitine Grzelka, die sich dafür umso intensiver um den restlichen Nachwuchs kümmert.
erschienen am 19.09.2023