Zschopau. Einmal pro Woche sind in Zschopau erzgebirgische Volkslieder und Choräle weithin zu hören. Die Reichweite ist deshalb so groß, weil sie ganz oben auf der Spitze des Kirchturms gespielt werden und die Töne dank der guten Akustik von dort aus bis in viele Straße und Häuser vordringen. Gesungen wird zwar nicht, doch schon allein der Klang von Blasinstrumenten sorgt für Abwechslung im derzeit eher tristen Alltag, was die Kultur angeht. "Unsere Hoffnung ist die, dass wir in Pandemie-Zeiten etwas Freude spenden", sagt Carola Kowal. Sie ist die Kantorin der Kirchgemeinde und leitet als solche auch den Posaunenchor, der mit seinem Turmblasen eine neue Tradition ins Leben gerufen hat.
Rund 200 Stufen bis zum Auftritt
Schon im Winter verbreiteten die Musiker von der Kirchturmspitze aus gute Stimmung. Zwar war es da abends schon dunkel, doch sorgte der in vielen Fenstern und an den Straßen angebrachte Weihnachtsschmuck für die passende Atmosphäre. Seit Mitte April nehmen die Bläser nun wieder die fast 200 Stufen auf sich, um an einen der höchsten Zschopauer Punkte zu gelangen. Schon der Aufstieg allein hat es in sich, denn es warten nicht nur viele Treppen, sondern auch enge Luken, durch die die Instrumente nur schwer zu manövrieren sind. Oben angekommen, können die Musiker kurz durchatmen und die herrliche Aussicht genießen, denn nun ist es bei ihren Auftritten hell. Allerdings immer noch recht kalt, denn der Frühling zeigt sich bislang eher von seiner schattigen Seite.
Musiker trotzen dem Wind
"Letzte Woche mussten wir unseren Auftritt sogar um zwei Tage verschieben, weil der Wind zu heftig war", berichtet Carola Kowal. Statt - wie sonst üblich - dienstags wurde erst am Donnerstag gespielt. Auch da war noch ein heftiger Luftzug zu spüren, der die Notenblätter fast wegwehte, doch vier Mitglieder des Posaunenchors trotzten dem Wind. "Für uns selbst ist das ja auch eine tolle Sache. Schließlich können wir schon seit Monaten nicht mehr proben", erklärt die Kantorin. Durch das Turmblasen bleiben zumindest einige Mitglieder der Truppe also in Übung. Dass dabei nicht jeder Ton immer getroffen wird, ist zu verschmerzen, zumal das Feedback aus der Bevölkerung positiv ist. "Uns haben schon viele Leute gesagt, dass sie sich an den Klängen erfreuen", schildert Carola Kowal ihre positiven Erfahrungen.
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