Wolkenstein. So manches Geschenk hat Monika Bauer zu ihrem 60. Geburtstag schon erhalten, doch auf das schönste wartet die Jubilarin aus Wolkenstein noch. Bereiten will es ihr Sohn Candy Bauer in der Nacht zu Sonntag, denn er ist einer der Anschieber im Viererbob von Hoffnungsträger Francesco Friedrich. So wie vor vier Jahren soll es auch diesmal mit einer Goldmedaille klappen. "Wir haben noch einmal kurz telefoniert, Candy fühlt sich richtig gut", blickt die Mutter den insgesamt vier Läufen, von denen die ersten beiden bereits am frühen Samstagmorgen anstehen, optimistisch entgegen.
Aufregung garantiert
Obwohl es jeweils 2.30 Uhr losgeht, wird Monika Bauer mitten in der Nacht die Wettbewerbe natürlich live vor dem Fernseher verfolgen. "Schlafen kann ich sowieso nicht. Dafür bin ich viel zu aufgeregt", sagt das Geburtstagskind, dessen Daumendrücken schon oft geholfen hat. Zum ersten Mal auf dem Fußballfeld, denn als Kind spielte Candy Bauer zunächst Fußball. "Seit er laufen kann, war er nicht zu bremsen", erinnert sich die Mama. Tobte sich der Junior zunächst auf dem Klettergerüst im Wolkensteiner Wohngebiet aus, wo sich damals immer um die 50 Kinder tummelten, so glänzte er dann mit der Rückennummer 9 auf dem Rasen. Doch bald schon wurde von den Trainern des LV 90 Thum sein Talent für die Leichtathletik entdeckt.
Zunächst im Kugelstoßring erfolgreich
"Nach einem Schulwettkampf 2001 stand das Telefon nicht mehr still", erinnert sich die Mutter des heutigen Bob-Anschiebers an die Anrufe von Trainer Rolf Kohlmann. Diese lohnten sich - für alle Beteiligten. Zwar war Candy Bauer als 15-Jähriger auch über die 100 Meter schnell unterwegs (11,6 s), doch spezialisierte er sich aufgrund seiner bulligen Statur bald aufs Kugelstoßen. Neben mehreren deutschen Meistertiteln im Nachwuchsbereich stand für ihn auch Platz 5 bei den Jugend-Weltmeisterschaften 2003 zu Buche. Später gehörte Candy Bauer mit 19,88 Metern im Männerbereich zu den Konkurrenten von David Storl, doch eine Ellenbogenverletzung bremste ihn aus. Sein Werdegang lieferte jedoch den besten Beleg dafür, dass ein Ende gleichzeitig auch ein neuer Anfang sein kann.
Explosivität zahlt sich weiterhin aus
Aufgrund seiner Schnellkraft und seiner Explosivität wechselte der Leichtathlet zum Bobsport - und wurde rasch zu einem wichtigen Bestandteil im Team von Francesco Friedrich. "Franz", wie Friedrich von allen genannt wird, sei ein sehr akribischer, zugleich aber auch ein enorm herzlicher Sportler. "Er nimmt sich immer Zeit für die Fans", berichten Monika Bauer und ihr Mann Arnd. Oft waren sie bei Wettkämpfen vor Ort und haben mitgefeiert. Wegen Corona haben sie ihren Sohn aber seit November nicht mehr getroffen, wofür sie Verständnis hatten: "Er wollte in der Pandemie keinerlei Risiko eingehen, um den Olympiastart nicht zu gefährden." Per Handy gab es aber immer Kontakt - auch jetzt kurz vor den entscheidenden Läufen in China. Sollte der 35-Jährige mit dem Team von Francesco Friedrich dort seine Laufbahn noch einmal krönen, wäre es nicht nur für ihn selbst, sondern auch für die Mutter ein schönes (Geburtstags-)Geschenk.
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