Wie ein Erzgebirger Kürbisse ohne eigenes Grundstück züchtet

Kürbisse Riesenkürbisse wieder zum Stollberger Bauernmarkt

Stollberg. 

Stollberg. Wenn am 5. und 6. Oktober der traditionelle Bauernmarkt stattfindet, ist Rainer Drechsler mit von der Partie.

Ein Kürbis- und Zucchini-Experte mit Herz

Der Stollberger ist für viele Züchter von Kürbissen und Zucchini eine Institution. Er kennt sich mit dem Riesengemüse aus. Dabei hat er nicht einmal ein Grundstück. Das hat er 2021 verkauft. Selber anbauen kann er daher nicht mehr. Dafür züchtet er die Pflanzen heran. Dazu reicht sein Balkon nicht ganz aus. Daher geht er der Anzucht auch in einer Stollberger Gärtnerei nach. Zeit dafür hat er genug. Rainer Drechsler ist Jahrgang 1944 und seit langem Rentner. Die Arbeit nach dem Ausbringen der Pflanzen nehmen ihm andere ab. Dazu pflegt er alte Kontakte oder knüpft neue auf dem Bauernmarkt. Wieder andere rufen bei ihm an, und bitten ihn um Pflanzen.

Ein Treffen in Stollberg: Undine Scheinpflug und Rainer Drechsler

Undine Scheinpflug hat ihn im vergangenen Jahr an seinem Stand in Stollberg getroffen. Daraufhin bekam sie einige von Rainer Drechslers Pflanzen. Diese wuchsen und gediehen gut verteilt in ihrem Garten in Niederlauterstein. Der größte Kürbis misst 63 Zentimeter im Durchmesser. "Für die Höhenlage hier ist das schon beachtlich", so der Fachmann. 200 Liter Wasser braucht Undine Scheinpflug täglich. Als einziges Hilfsmittel hat sie einen Handwagen. Damit bugsiert sie die Kannen durch den Garten.

 

Vom Parkettleger zum Kürbiszüchter: Rainers ungewöhnlicher Weg

Zu seinem Hobby gekommen ist der Rainer Drechsler mehr oder weniger aus einem Zwang heraus. Von Beruf ist er eigentlich Parkettlegermeister und Modelltischler. Gearbeitet hat er selbständig. Nach der Wende blieben die Aufträge aus. "Da habe ich mir etwas einfallen lassen müssen, wie ich bekannt werde", sagte er. Damals begann er Riesenkürbisse und anderes Gemüse anzubauen. Das verschaffte ihm einen gewissen Bekanntheitsgrad. Dafür sorgten auch andere Ideen, die ihm insgesamt 9 Einträge ins Guinness-Buch der Weltrekorde einbrachten. Dazu zählt die größte Bank der Welt und das Servieren von 1.000 Gläsern Bier mit einem Mal. "Plötzlich hatten wir wieder Arbeit", erinnert er sich. Das Wissen rund um das Riesengemüse hat er sich selber angeeignet. Dazu ist er extra in die Schweiz gefahren. Dort hat er sich mit alteingesessenen und erfolgreichen Züchtern ausgetauscht. Mit ihnen ist der Erzgebirger heute noch in Verbindung. Sein größter eigener Kürbis wog sieben Zentner. Das ist ein Exemplar der Sorte Atlantic Gigant gewesen. Bis heute blieb er dieser treu. Die Samen für die eigene Nachzucht bekommt er von seinen Schützlingen zurück. Dafür kommen nur die aus besonders großen Exemplaren in Frage. Mitunter kauft er auch Kerne von Welt- oder Europameistern zu. Der Kontakt zu den Verwendern seiner Nachzuchtpflanzen reißt in den meisten Fällen die gesamte Saison über nicht ab. Unzählige Telefonate führt er mit ihnen. Seine Ratschläge sind sehr gefragt. Reicht es nicht für eine Ferndiagnose macht er sich auf den Weg zu seinen Schützlingen und besucht sie vor Ort. Dafür ist er in der gesamten Region und auch darüber hinaus unterwegs. Mit Undine Scheinpflug führt er einen sehr regen Kontakt. Sie nutzt das Riesengemüse vor allem zur Dekoration. Die Niederlautersteinerin freut sich, wenn Leute an ihrem Grundstück stehenbleiben, damit sie ihre Zuchtergebnisse bestaunen können. Sie arrangiert die Früchte immer mit sehr viel Liebe. Rainer Drechsler hatte zu 23 Interessenten mit Grundstück Kontakt. Etwa 100 Pflanzen hat er unter seine Schützlinge gebracht. Einige sind mittlerweile abgesprungen. "Das liegt an der vielen Arbeit, die manche unterschätzen", so der Fachmann. Schon das Mischen der Erde mit Nährstoffen und Mist nimmt je nach Anzahl der Pflanzen eine ganze Menge Zeit und Mühe in Anspruch. Im Sommer ist es das viele Gießen, das Arbeit macht.

Kreative Kürbisschnitte auf dem Bauernmarkt

Auf den Bauernmarkt präsentiert er ausgewählte Kürbisse. Diese schneidet er auf und teilt sie für einen geringen Obolus an die Besucher aus. Vier Zentner schwere Exemplare sind so binnen einer Stunde unter die Gäste gebracht. Kerne gibt er natürlich auch weiter.



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