Amtsberg. Ziemlich genau 100 Jahre nach ihrer Errichtung ist die sogenannte Decker-Fabrik im Amtsberger Ortsteil Weißbach wieder von der Bildfläche verschwunden. "Der Abriss befindet sich in den letzten Zügen", hatte Bürgermesiter Sylvio Krause bereits vor einigen Wochen verkündet. Schließlich soll dort, wo einst Strümpfe und später Messgeräte gefertigt wurden, künftig eine Lagerhalle für den Amtsberger Bauhof entstehen.

1922 errichtet

Auf diese Weise wird für das Gelände wieder eine Verwendung gefunden, nachdem die alte Fabrik über viele Jahre leer gestanden hatte. Nur Trümmerhaufen, die Anfang kommenden Jahres abtransportiert werden sollen, zeugen noch von dem historischen Objekt, das einst für Aufbruch und Modernisierung stand.

Errichtet worden war die Strumpffabrik 1922 von Baumeister Max Eidam - als Zweigwerg eines Auerbacher Betriebs. Als Geschäftsführer fungierte Arno Decker, dessen Namen die Damenstrümpfe produzierende Fabrik ab 1936 auch offiziell trug. Nach dem Zweiten Weltkrieg, dessen Folgen bis 1953 die Strumpfproduktion verhinderten, konnte sich Decker der kompletten Verstaatlichung entziehen.

Mit Verzögerung verstaatlicht

Weil die Konkurrenz durch die volkseigenen Betriebe immer größer wurde, war 1968 Schluss mit den Strümpfen. Stattdessen setzte Enkel Reinhard Decker - auch auf Anraten des DDR-Wirtschaftsrates - auf elektrische Schaltungen. Auch Bauteile für Fernmeldetechnik verließen fortan die Fabrik in Weißbach, der 1972 als VEB Elektrische Baugruppen Weißbach dann doch verstaatlicht wurde.

Später gehörte der Standort zum VEB Feingerätebau Drebach und konzentrierte sich auf die Herstellung von Baro- und Hygrometern. Nach der Wende lief die Produktion unter einem Eigentümer zunächst weiter, doch 1996 gingen die Lichter aus. Was folgten, waren Insolvenz, Zwangsversteigerung, jahrelanger Leerstand und nun der Abriss.