Oberwiesenthal. Der 25. Februar des Jahres 1963 ist vielen älteren Oberwiesenthalern bis heute in Erinnerung geblieben. Denn am Abend jenes Rosenmontags stand das Fichtelberghaus lichterloh in Flammen. Der Aussichtsturm des beliebten Ausflugsziels brach in sich zusammen, das 1888 errichtete Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder. Rund 180 Feuerwehrleute aus der umliegenden Region kämpften gegen die Flammen. Doch den Brand unter Kontrolle zu bringen, war von Anfang an ein aussichtsloses Unterfangen. Zum Verhängnis wurde die vorherrschende Wasserknappheit auf dem Berg. Bereits in den Monaten zuvor hatte sich die Situation hier immer mehr zugespitzt. Das Trinkwasser reichte nicht mehr für Küche und Hausgäste des Hotels des Fichtelberghauses und wurde rationiert, weswegen der Wirt eine Schließung des Hauses beantragt hatte, die von der HO als Betreiber aber zurückwiesen wurde, da es sich um ein DDR-Prestigeobjekt handelte. Brigitte Roscher und Eberhard König waren vor 60 Jahren dabei.
Feuer bei Minus 15 Grad
Zwei Oberwiesenthaler Zeitzeugen erinnern sich an das Ereignis auf Sachsens Dach an jenem bitterkalten Februartag bei eiskaltem Nordwind und minus 15 Grad. Eberhard König (85 Jahre) war als 24-jähriger Feuerwehrmann der Freiwilligen Feuerwehr Oberwiesenthal in jener Nacht im Einsatz: "Gegen 19.00 Uhr heulte die Sirene, während ich gerade gemütlich auf der Ofenbank saß. Wir sind sofort ausgerückt. Doch mit dem Lkw bis hinauf auf den Berg zu gelangen, daran war nicht zu denken. Denn sämtliche Straßen waren aufgrund der Schneemassen unpassierbar. Uns blieb nur die Seilbahn, die dann die gesamte Nacht hindurch Pendelverkehr fuhr. Ich kam mit den Kameraden als einer der ersten oben an. Das Feuer war offensichtlich im oberen Teil des Gebäudes ausgebrochen, während zur gleichen Zeit im Saal des Erdgeschosses die Festgesellschaft tanzte, denn der Rosenmontagsball war in vollem Gange. Wir hätten das Gebäude retten können, wenn genug Löschwasser zur Verfügung gestanden hätte. Ich und einige der Kameraden standen während der Löscharbeiten mitten im Feuer. Wir hatten damals keine angemessene Ausrüstung, keine Gasmasken. Wir haben uns stattdessen mit Wasser nass gemacht, um nicht selbst Feuer zu fangen. Die Berufsfeuerwehrleute haben irgendwann die Anweisung zum Abzug gegeben. Es hatte keinen Sinn mehr, denn es kam kein Wasser mehr aus dem Schlauch. Es herrschten in jener Nacht 15 Grad Kälte und ein steifer Nordwind. Glücklicherweise hat ein günstiger Wind den Funkenflug von Wetterwarte und Seilbahn ferngehalten."
Neubau zwei Jahre später
Brigitte Roscher (71 Jahre) war damals 11 Jahre alt, sie bewohnte mit ihrer Familie die Wetterwarte unweit des Fichtelberghauses, ihr Vater war Wetterwarten-Leiter. Sie erinnerte sich: "Ich konnte als Kind die Tragweite des Unglücks anfangs noch gar nicht richtig einschätzen. Wie ich mit meiner Mutter rüber ins Hotel des Fichtelberghauses lief, um ein paar Faschingshüte zu kaufen, kam jemand vom oberen Stockwerk heruntergerannt und rief ´Es brennt!´. Man schickte mich sofort zurück ins Haus, wo mein Bruder und ich uns dann die ganze Nacht die Nasen am Fenster plattdrückten, um das Geschehen zu verfolgen. Die Wetterstation wurde zur Zentrale der Brandbekämpfung, über die alles lief. Meine Mutter kochte Tee für die Helfer und mein Vater dokumentierte mit dem Fotoapparat den Brand."
Mitte 1965 erfolgte der erste Spatenstich für ein neues zweistöckiges Gebäude mit einem 42 Meter hohen Aussichtsturm, welches zwei Jahre später im Sommer fertiggestellt wurde.
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