Venusberg. Wo einst jeden Tag die Maschinen dröhnten, herrscht seit 2022 Stille. Die 1838 erstmals urkundlich erwähnte Venusberger Spinnerei, in der es schon seit der Wende sichtlich ruhiger zugegangen war, wurde endgültig geschlossen.
Instustriehallen liegen brach
Der Zahn der Zeit nagt an dem riesigen Industrieobjekt, denn einige Hallen stehen schon länger leer. Darunter auch der große Speisesaal des 1954 eingeweihten Kulturhauses. "Bis 1991 war der Speisesaal in Betrieb. Bis zu 800 Mitarbeiter haben dort jeden Tag gegessen, dazu noch Leute von außerhalb", berichtet Stefan Melzer, langjähriger Technischer Direktor und Betriebsleiter.
Modellauto-Verein eingezogen
An die Zeiten, als es montags immer Makkaroni und auch an den restlichen Tagen leckere Speisen gab, werden nun wieder Erinnerungen wach. Denn in den Speisesaal, der seit Anfang der 1990er-Jahre nur noch als Lagerbereich diente, ist wieder Leben eingezogen. Verantwortlich dafür sind die Modellautopiloten des TSV Gelenau, die aus der Mehrzweckhalle ihres Heimatortes in den Speisesaal umgezogen sind. "Hier sind die Bedingungen ideal. Es gibt keinen größeren Saal in der Gegend", sagt TSV-Mitglied Uwe Sieber, der den Teppich für die Rennstrecke mit seinen Kollegen nicht mehr immer wieder auf- und abbauen muss.
Erzgebirgs-Cup ausgetragen
Auf der 12 mal 23 Meter großen Rennfläche wurde nun mit einem Lauf des Erzgebirgscups sogar der erste Wettkampf ausgetragen. Reichlich 50 Teilnehmer aus ganz Deutschland lobten dabei das Flair der Halle und den ausreichenden Platz, der Fahrerzelte direkt an der Strecke ermöglicht. Denn an den kleinen motorisierten Flitzern muss viel gebastelt werden. Die Veranstaltung lockte auch viele Zuschauer an. Darunter ehemalige Mitarbeiter, die sich darüber freuten, dass im Kulturhaus endlich wieder etwas los ist. Schließlich fanden dort auch früher viele Veranstaltungen statt, darunter der monatliche Familientanz, aber auch Feiern wie der Schulanfang oder die Jugendweihe.
Gemeinde froh über Nutzung
Auch Bürgermeister Jens Haustein von der Gemeinde Drebach, die das Objekt gekauft hat und als Gewerbepark nutzt, ist vom Engagement des TSV angetan: "Wir sind froh, dass dort wieder Leben einzieht." Schließlich beschränkt sich der Großteil der insgesamt 15 Mieter darauf, die Flächen für Lagerzwecke zu nutzen. Durch die Modellwagensportler sei aber endlich wieder etwas los im ehemaligen VEB Feinspinnerei Venusberg/Erzgebirge.
"Lost Place" wird zur Rennstrecke
Für Haustein spielt die Außenwirkung eine wichtige Rolle: "Die Spinnerei wird wieder mehr wahrgenommen." Außerdem tun die TSV-Mitglieder alles dafür, das Objekt in Schuss zu halten. Aus einem "Lost Place" haben sie eine schon jetzt beliebte Rennstrecke gemacht. Und schon am 18. Februar folgt dort der nächste Lauf des Erzgebirgscups.
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