Aue. 432 Mitglieder waren am Freitag zur außerordentlichen Mitgliederversammlung des FC Erzgebirge Aue erschienen. Zwei Jahre konnte das Gremium des Fußball-Drittligisten und seiner weiteren Abteilungen regulär nicht tagen - wegen Corona. Nach Kritik aus Fan- und Sponsorenszene beriefen Vorstand und Aufsichtsrat die außerordentliche Sitzung ein.
Niedrigerer Gewinn als geplant
Im Zentrum standen die Rechenschaftsberichte der jüngsten Geschäftsjahre. Für 2019/2020 stand ein Gewinn von 13.000 Euro zu Buche, geplant waren 259.000 Euro. Das Jahr 2020/2021 weist einen Verlust von 300.000 Euro auf, gerechnet hatte man mit 43.000 Euro minus. Corona, daraus resultierende Geisterspiele und Einnahmeverluste verschärften die finanzielle Lage jedoch erheblich. Deshalb, so Präsident Helge Leonhardt, rückten im Verein in der Krise alle zusammen. Unter anderem dank eines Gehaltsverzichts - auch der Spieler und Trainer - uferte der Schaden nicht noch weiter aus.
Fehler der letzten Saison
Neben der wirtschaftlichen Betrachtung der zwei genannten Spielzeiten, ging es bei der Versammlung auch um die jüngste Saison 2021/2022, in der die Veilchen allein zwölf Partien in der Nachspielzeit verloren und auch deshalb den schmerzhaften Abstieg hinnehmen mussten. Kritik an der Vereinsführung wurde laut, die Fehler wie die Abgabe von Stürmer Pascal Testroet einräumte. Aber auch der Ruf nach dem Neubeginn voller Elan bestimmte die Diskussion. So sprach Spieler Dimitrij Nazarov zu den Fans. "Ich habe als Sportler noch keinen Abstieg erlebt." In Aue habe er das nun leider geschafft. "Weil wir zu viel übereinander und nicht miteinander geredet haben." Das sei jetzt anders. "Wir arbeiten hart an uns", sagte der 32-Jährige, der an die Fans appellierte: "Die Jungs, die jetzt da sind, haben nichts mit der Vergangenheit zu tun. Wir wollen für Aue und die Region wirklich alles geben." Seine Ansprache schloss Nazarov mit einem Hinweis: "Ich bin übrigens auch noch nie aufgestiegen. Ihr wisst also, worum es geht." Dafür erntete er tosenden Beifall.
"Qualität statt Masse"
Ebenso wie der neue Chefcoach Timo Rost, der den "Verein wieder ganz schnell nach vorn bringen" will. Er sprach von einer überragenden Infrastruktur in Aue, auch mit Blick aufs Nachwuchsleistungszentrum. "Wir setzen auf Qualität statt Masse, auch in der Kaderplanung", so Rost. Präsident Helge Leonhardt bedankte sich nach gut dreieinhalb Stunden in seinem Schlusswort für die offenen Worte, auch die teils deutliche Kritik. "Nun sollten wir zu den Taten schreiten."
erschienen am 13.07.2022