Streik am Erzgebirgsklinikum: Beschäftigte im nicht-ärztlichen Dienst fordern Gerechtigkeit

Streik Anhebung der Gehälter auf das Niveau des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes ist das große Ziel

Zschopau/Annaberg/Stollberg. 

Mit Trillerpfeifen und Plakaten sind Mitarbeiter des Erzgebirgsklinikums am Montag durch drei große Städte der Region gezogen. Es handelte sich um Beschäftigte im nicht-ärztlichen Dienst, die an den Standorten Annaberg-Buchholz, Stollberg und Zschopau dem Aufruf der Gewerkschaft ver.di folgten und mit einem Streik auf Missstände und ihre Forderungen der Gewerkschaftsmitglieder aufmerksam machten. Letztere bestehen aus einer Inflationsausgleichszahlung in Höhe von 1800 Euro netto sowie einer Anhebung der Gehälter auf das Niveau des Krankenhaustarifvertrages für kommunale Krankenhäuser (TVöD-K).

 

Weniger Lohn trotz gleicher Arbeit

 

Deutlich wird die Ungerechtigkeit, die nach Einschätzung der Streikenden besteht, unter anderem an der Zschopauer Klinik. Dort sind einige Mitarbeiter im nicht-ärztlichen Dienst über einen eigenen Hausvertrag angestellt, andere über den offiziellen Tarifvertrag, der ihnen mindestens 12 Prozent mehr Lohn einbringt. "Das kann zwischen 300 und 400 Euro ausmachen. Und das für das gleiche Engagement", erklärt Michelle Poch. Die 27-jährige Gesundheits- und Krankenpflege gehört zu denjenigen, die weniger verdienen. In Zschopau beteiligte sie sich daher am Streikmarsch, der vom Klinikum durch die Innenstadt zum Jugendclub im August-Bebel-Wohngebiet führte. "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", stand auf mehreren Bannern geschrieben - es war die eindringlichste Botschaft dieser Aktion.

 

Sorgen um die Zukunft der Versorgung

Beteiligt an dem eintägigen Streik haben sich übrigens nicht nur Beschäftigte mit Hausvertrag. "Ich habe selbst keine Nachteile", sagte zum Beispiel Eckehard Röder. Trotzdem ging auch der 48-Jährige, der als Fachkraft Pflege und Anästhesie angestellt ist, mit auf die Straße. "Wenn der Anreiz fehlt, sinkt die Qualität der Versorgung der Patienten", lautet seine Sorge. Und der Anreiz fehlt in Röders Augen, denn zum Beispiel könnten eine über zwei Jahre erworbene Zusatzqualifikation oder die Übernahme einer höheren Leitungsfunktion sogar zu Gehaltseinbußen führen. Nämlich dann, wenn die zunächst über einen Tarifvertrag verfügenden Betroffenen einen neuen Vertrag unterschreiben müssen, der dann den Hauskonditionen entspricht. Das in Zschopau nach 27 Jahren zum ersten Mal gestreikt wurde, gibt Röder zusätzlich zu denken: "Das gute Klima im Haus leidet." Früher sei in Notsituationen eine Lösung auf partnerschaftlicher Basis gefunden worden. doch diese Bereitschaft der Geschäftsführung werde von vielen vermisst.

 

Gehaltslücke soll geschlossen werden

Nach der Fusion der vier Klinik-Standorte im Erzgebirge haben aktuell nur rund 40 Prozent der Beschäftigten Anspruch auf Bezahlung nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Diese Beschäftigten haben im März 2024 je nach Entgeltgruppe eine Gehaltserhöhung zwischen 12 und 16 Prozent erfahren, erklärt Gewerkschaftssekretär Robin Rottloff. Die Forderung der Gewerkschaft für die Beschäftigten, die nach dem Haustarifvertrag bezahlt werden, solle diese Gehaltslücke schließen. "Wir stehen ein für gleiches Geld für gleiche Arbeit. Es ist nicht hinnehmbar, diese Gehaltsunterschiede zu akzeptieren. Die Beschäftigten werden nun eine klare Antwort auf das inakzeptable Angebot der Geschäftsführung finden", so der Kommentar von Rottloff am Montag, als er sich am Streik in Zschopau beteiligte.



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