Thalheim. Mit Heckschere und Schubkarre im Außenbereich, mit Besen und Wischeimer im Gebäude - im ehemaligen Erzgebirgsbad in Thalheim haben jetzt viele fleißige Helfer mit angepackt beim zweiten Arbeitseinsatz. Der Hintergrund: das Areal wird hergerichtet für das international ausgerichtet Kunstfestival "Begehungen" mit dem die Veranstalter vom Verein Begehungen vom 11. bis 21. August Akzente setzen. Es gibt in Summe 30 Positionen an Gegenwartskunst. Die Überschrift lautet "Plansch".
Positive Resonanz
Über die positive Resonanz zur Putzaktion freut sich Frank Weinhold vom Festival-Organisationsteam: "Wir sind seit Anfang Juni am Werkeln. Gerade im Gelände war alles zugewachsen und wir mussten erst einmal wieder einen Grund reinbringen. Jetzt gab es letzte Woche einen Arbeitseinsatz, wo wir gut zehn Helfer hatten und diesmal waren es doppelt so viele Freiwilligen, die mit angepackt haben." Mit Blick auf die Kulturhauptstadt 2025 hat es die Idee gegeben, das Festival, das bisher immer in Chemnitz stattgefunden hat, in die Region zu tragen. Das Team der "Begehungen" hat Kommunen im Umland angeschrieben. "Und Nico Dittmann, der Thalheimer Bürgermeister, hat uns das Bad vorgeschlagen. Und das ist natürlich ein Leckerbissen. Es ist ein absoluter Magnet und im Ort durchaus emotional aufgeladen", verspürt Frank Weinhold. Beim Arbeitseinsatz beteiligt war Susanne Kretzschmar aus Thalheim. Wenn sie durch das Bad läuft, spielen Emotionen mit: "Natürlich kennen wir das Erzgebirgsbad und es ist traurig, was damit passiert ist."
Achtes Jahr in Folge geschlossen
Dem stimmt Michael Weißbach, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Stadtmarketing in Thalheim zu: "Das Erzgebirgsbad ist ein Anziehungspunkt gewesen und das nicht nur für die Thalheimer. Es gibt keine Alternativen in der Stadt. Wenn man das Bad jetzt so sieht, läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Es tut richtig weh. Da blutet einem das Herz." Weißbach ist nicht gegen das Festival, wie er sagt, doch für das Geld? In Summe werden 220.000 Euro aufgewendet. "Damals hätte eine notwenige Dachreparatur im Bad laut einem Gutachten 450.000 Euro gekostet, doch das wurde nicht umgesetzt, wie Weißbach sagt. Das Bad sei jetzt das achte Jahr geschlossen: "Zwischendurch ist das Areal für 650.000 Euro umgebaut worden, um Flüchtlingen Unterkunft zu geben. Da hatte man das Geld zur Verfügung." Mitte Juli sind die ersten Künstler nach Thalheim gekommen und auch aktuell sind Kreative am Wirken. Julia Frankenberg aus Berlin gehört dazu. Sie überrascht mit Squirt-Eis. Die Bildhauerin beschreibt ihr Projekt als bildhauerische Intervention mit dreidimensionalem Eis am Stiel in Form der weiblichen Prostata als vergessenes Organ. Die Künstlerin reicht Eis aus und lädt ein zum Dialog. Es sei spannend, an einem Prozess beteiligt zu sein, um eine Datenlücke zu verkleinern.
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