Es ist ein kühler, aber sonniger Märztag. Mein redaktioneller Auftrag führt mich in eine Welt, die mir bisher fremd war - die Welt des Tätowierens.
Erinnerungen an mein erstes Tattoo
Mein eigenes und einziges Tattoo liegt zeitlich sehr weit zurück. Damals war ich 17 Jahre alt. Es entstand in einer Wohnung in Chemnitz eines mir vollkommen Unbekannten. Genaugenommen in seiner Küche, umwuselt von zwei großen Hunden. Ein Tattoostudio von Innen habe ich bislang noch nicht gesehen.
Einzigartige Eindrücke im Lunatic Ink
Gemeinsam mit Josie - dem Tattoomodel dieser Woche - betrat ich also das Studio Lunatic Ink in Stollberg. Ich war sofort begeistert von dem individuellen Einrichtungsstil. Die Einrichtung des Studios fasziniert mich sofort: Anthrazit- und grünfarbene Wände, verziert mit gebranntem Holz, und kunterbunte Lollis auf dem Tresen. Der Besitzer Danny nimmt uns freundlich in Empfang. Der 27-Jährige hat sich mit diesem Tattoostudio einen seiner Träume verwirklicht. Josie und er kennen sich schon aus vergangenen Sitzungen. Es entsteht ein Smalltalk.
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Gemeinsam mit Josie - dem Tattoomodel dieser Woche - betrat ich also das Studio Lunatic Ink in Stollberg. Foto: Simone Esper
Die Vorbereitung auf das Kunstwerk
Dann nehmen wir kurz auf dem nostalgischen Ledersofa Platz. Es wird sich kurz abgestimmt, was genau heute entstehen soll. Dann sollte es losgehen. Josi wünscht sich ihr Halstattoo ein Stück zu erweitern. Und da sie Herzen liebt, soll eines davon bestenfalls mit darauf Platz finden. Danny holt die abgesprochene Motivvorlage und klebt es an die passende Stelle an Josies Hals. Dann geht es rüber zur Liege, wo es sich Josie auf zwei Kissen bequem macht. Ein kreisrundes Licht, was mich ein bisschen an einen Heiligenschein erinnert, sorgt für eine bessere Sicht.
Hier ein Video:
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Anbringen des Wunschmotives. Hier benötigt es eine ruhige Hand. Foto: Simone Esper
Die Magie des Tätowierens: Ein unerwartet sanfter Prozess
Nun geht es los. Die kleine kabellose Maschine in Dannys Hand, die Tattoos auf die Haut seiner Kunden zaubert, erinnert mich ein wenig an einen Tiptoi-Stift. Also ein digitaler Audiostift, mit dem Kinder die Welt spielerisch entdecken können. Ich muss ein wenig schmunzeln. Das Geräusch, was beim Stechen entsteht, ist sehr viel leiser, als ich glaubte. Meine Fantasie malte da im Vorfeld eher das Geräusch, was man auch beim Zahnarzt hört. Und das gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingsklängen. Eher im Gegenteil - ich verbinde es mit Schmerz.
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Am Hals von Josie wird ihr Tattoo bis ans Kinn erweitert. Foto: Simone Esper
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Anzeichnen, um zu Optimieren. Foto: Simone Esper
Tut es weh, sich ein Tattoo stechen zu lassen?
Apropros Schmerz... Ich sah Josi nun bewusst an, um zu sehen, ob ihr das Tätowieren schmerzen bereitet. Doch sie verzog keine Miene. Ich dachte, dass sie ja auch still halten muss. Ich traute mich auch nicht gleich sie zu fragen, um auch die Konzentration von Danny nicht zu stören. Ich nutzte eine kurze Pause, um diese Frage dann doch zu stellen. Und die Antwort überraschte. Sie sagte - nein, es tut nicht weh. Danny hakte aber ein. Er sagte, dass die Stellen am Hals eigentlich sehr schmerzempfindlich sind. Josi da aber bei allen Sitzungen nicht einmal Schmerz gezeigt hat. Das sei bei Frauen, die tätowiert werden meist so, klärt er auf. Die größten Memmen seien wiederum die mit den dicksten Oberarmen - sagt er und schmunzelt. Josi sagt: "Der Schmerz beim Tätowieren verschwindet, wenn man es wirklich will." Ich versuche mich wieder daran zu erinnern, wie es damals bei mir war. Es war auszuhalten, aber schön war es jedoch nicht.
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Die rote Haut an der Stelle der neu entstandenen Tattoowierung. Foto: Danny
Die Geschichte hinter den Sprüchen an den Wänden
Doch zurück zur Beobachtung, wie ein Tattoo entsteht... Erst werden die vorgezeichneten Linien gestochen. Ich ziehe den Hut davor, dass man sie so gerade hinbekommt. Vor allem weil ja auch die Haut nachgibt, mal mehr, mal weniger. Auf meine Frage, ob Danny als Kind schon gern gezeichnet hat, verneint er überraschend. "Ich bin ein Macher", sagt er. Wenn er sich für etwas begeistere, dann versuche er es einfach. "Und ich habe wirklich das Glück, dass mir das dann auch gelingt." Er selbst habe auch schon andere Zeiten hinter sich. Und keinesfalls sei sein Leben immer einfach gewesen, gibt er zu. Aber er mache das Beste aus allem und glaubt auch daran, dass alles letztlich einen Sinn hat. Und diese Lebensmotto spiegelt sich auch in seinen Sprüchen an den Wänden wieder. "You become what you believe - Du wirst zu dem, woran Du glaubst", ist dafür ein Beispiel.
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Die vielen Vorlagen der Wunschmotive der Kunden des Tattoostudios. Foto: Simone Esper
Feinarbeit und Vollendung: Die letzte Phase des Tattoos
Nachdem die Linien gezeichnet sind, geht es nun ans Ausmalen. Dazu wurde ein anderer Aufsatz gewählt. Und ein Tuch hilft, um hin und wieder die überschüssige Tinte abzuwischen. So langsam sieht es vollständig aus. Und noch immer verzieht Josi keine Miene. Nur die entstandenen Rötungen zeigen, dass es nicht ganz so spurlos entsteht, wie man augenscheinlich glaubt.
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Josies Herz hat seinen perfekten Platz auf ihrer Haut gefunden. Foto: Danny
Vollendung und Persönlichkeit
Jetzt steht noch die wichtige Frage im Raum, wo denn das Herz auf Josis Haut noch Platz finden sollte. Es hat einen perfekten Platz gefunden. Und wenn man sich das Ergebnis so ansieht, dann wirkt es jetzt noch vollständiger und unglaublich passend zu Josis Persönlichkeit. Innerhalb der drei Stunden, in denen ich dort war, ist ein vertrautes Gefühl entstanden. Dieses Tattoostudio ist ein Ort, wo Individualität gewünscht ist und man durch den Blick des anderen auf das Leben bereichert werden kann...
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Und wenn man sich das Ergebnis sich so ansieht, dann wirkt es jetzt noch vollständiger und unglaublich passend zu Josis Persönlichkeit. Foto: Danny
Danny - der kreative Kopf hinter Lunatic Ink
Danny, ein 27-jähriger kreativer Tattoo-Künstler aus Stollberg, hat sein Talent seit seinem 18. Lebensjahr entwickelt. Im Jahr 2021 eröffnete er sein erstes Studio und ist 2024 an die neue Adresse Roßmarkt 10 in Stollberg umgezogen, definitiv der Place to be! In einem dreimonatigen Kraftakt mit Unterstützung hat er ein Tattoostudio mit gemütlichem Wohnzimmerflair geschaffen. Der Name seines Studios, "Lunatic Ink", stammt aus seiner Jugendzeit. Seine Leidenschaft liegt im Realistic Black and Grey, aber er ist für jedes Tattoo-Abenteuer zu haben. Danny legt Wert auf exklusive, persönliche Arbeit und möchte die Menschen hinter den Tattoowünschen kennenlernen. Sein Studio ist geprägt von positiven Vibes und kreativer Kunst. Aktuell arbeitet er alleine, aber er hat größere Visionen und plant, ein Separee für weitere Künstler zu schaffen.
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Danny, ein 27-jähriger Tattoo-Künstler aus Stollberg, hat seit seinem 18. Lebensjahr sein Talent entwickelt. Foto: Simone Esper
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Im Jahr 2021 eröffnete er sein erstes Studio und ist 2024 an die neue Adresse Roßmarkt 10 in Stollberg umgezogen, definitiv der Place to be.! Foto: Simone Esper