Lauterbach. "In den Baumarkt gehen und sich Küchenfliesen holen, ist kein Akt. Sich jedoch für Fliesen oder Fußbodenplatten aus zum Abriss verurteilten Gemäuern oder bestehenden Bausubstanzen zu entscheiden, hat für uns weitaus größeren Reiz", so Thomas Tautz aus dem Marienberger Ortsteil Lauterbach.
"Es ist uns Herzenssache"
Im Jahr 2014 kauften er und seine Ehefrau Mara das im Ort bekannte frühere Herberger-Haus - viele Jahrhunderte alt und mit dem Flair vergangener Epochen.
Von Anfang an stand für das aus Wuppertal stammende Ehepaar fest: Sollten sie Fördermittel erhalten, ihr Haus im Rahmen der Möglichkeiten nach altem Vorbild und mit ökologischen Werkstoffen zu sanieren. Den Lauterbachern sind die sympathischen jungen Eltern von inzwischen drei kleinen Kindern schon ans Herz gewachsen und viele ziehen den Hut vor so viel Ehrgeiz. "Ich gehe sehr oft an dem Haus vorbei und freue mich jedes Mal mit, wenn ich es drin werkeln höre. Ich finde es klasse, in heutiger Zeit ein solches Kleinod - auch wenn es nur für die Familie selbst ist - wieder entstehen zu lassen", so Mandy Schaarschmidt.
"Alles nach historischem Vorbild zu rekonstruieren ist uns Herzenssache. Gerade im Erzgebirge wird der Traditionspflege viel Augenmerk geschenkt. Unseres Erachtens zählt die Pflege alter Baukultur ebenfalls dazu. Wir praktizieren das halt im Kleinen und empfinden es als Wertschätzung", so die Eheleute.
Hier ein Beispiel: Der Fliesenspiegel in der Küche ist neu und doch nicht neu. Das Material arbeitete Thomas Tautz in mühevoller Kleinarbeit auf, brach es vorsichtig aus dem ehemaligen Fußboden, säuberte es und verzierte damit die Küche. Die Jugendstilfliesen stammen aus der ehemaligen Marienberger Mosaikplattenfabrik.
Weitere Fußbodenfliesen kommen aus dem alten Lauterbacher Standesamt. Auch sie werden im "Herbergerhaus" mit viel Liebe verbaut.
erschienen am 27.03.2021