Grünhainichen. Fast hat man den Eindruck, als blickt man in das Gesicht eines echten Menschen: Die Büsten, die bei einem dreitägigen Workshop in Grünhainichen entstanden sind, üben eine gewisse Faszination auf den Betrachter aus. Sogar auf die zwölf Frauen, die sie erschaffen haben. Denn auf eine erfahrene Hobby-Künstlerin, die ihren Sohn im Stile eines Wikingers abbildete, hatten viele zu Beginn keine klare Vorstellung vom Aussehen der Figuren. Nicht sie schienen über ihre Kunstwerke zu bestimmen, sondern die Werke über sie. Besser gesagt, der Werkstoff. "Der Ton macht mit einem, was er will", sagt beispielsweise Renate Klar, mit 80 Jahren die älteste Teilnehmerin. Doch auch für sie lohnte sich die weite Anreise von der Ostsee. "Was in einem schlummert, kommt durch die Hand einfach heraus", sagt die rüstige Dame aus Prerow, die schon mehrfach an Kursen von Uta Beckert teilgenommen hat.
Proportionen sind die Grundlage
Diesmal hat es die Kunstdozentin aus Bayern, die eigentlich aus Chemnitz stammt und schon in Österreich oder der Schweiz unterrichtet hat, ins Erzgebirge verschlagen. Dass die meisten Teilnehmerinnen dort keine bestimmten Personen mit ihren Büsten nachbilden wollten, findet sie gut. "Keine Kinder, keine Tiere und vor allem keine Verwandten", lautet der Tipp der Workshop-Leiterin. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass Familienangehörige immer etwas auszusetzen haben. So manches Doppelkinn und so manche Falte habe schon für Ärger gesorgt. Besser sei es, der Kreativität freien Lauf zu lassen: "So hat man ein ganzes Universum an Gestalten." Grundlage für ein Gelingen der Arbeit sei aber die Anatomie, weshalb die 54-Jährige auf dieses Thema besonders intensiv einging. Bei allen stimmten dann auch die Proportionen. Es entstanden jedoch völlig unterschiedliche Gesichter - von graziler über nachdenkliche bis hin zu wuchtiger Charakteristik
Neue Kursräume eingeweiht
Für Romy Hobler war am ersten Tag nicht einmal klar, ob ihre Büste tatsächlich eine Frau werden würden, so wie sie sich das vorgenommen hatte. "Am Anfang hätte es auch ein Mann sein können", berichtet die 54-jährige Grünhainichenerin, in deren neuen Räumlichkeiten der Workshop stattfand. Eigentlich leitet die Kunsttherapeutin selbst Töpferkurse und verfügt sogar über ein eigenes Atelier namens "Herzstücke". Doch dort entstehen zumeist Schalen, Lichtkugeln, Häuschen oder Schmuck aus Ton. Mit den Büsten betrat die Erzgebirgerin Neuland - und zwar in doppelter Hinsicht. Nicht nur die Art der Kunstwerke war neu, sondern auch die Räumlichkeiten, in denen sie gefertigt wurden. Im sanierten Obergeschoss des Fachwerkhauses gegenüber dem Spieldosenplatz, wo künftig öfter Workshops stattfinden sollen, war letztlich auch die Gastgeberin mit ihrem Werk zufrieden. Vor allem durch die Haare wurde die Büste zu einer hübschen Frau. "Es hat sich Stück für Stück entwickelt", sagt Romy Hobler über die Arbeit, die allen Beteiligten drei Tage lang großen Spaß bereitete. Nun ist aber noch etwas Geduld gefragt, denn die Kunstwerke müssen noch trocknen und in einem Ofen gebrannt werden.
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