Stollberg. Die Gedenkstätte Hoheneck erinnert an ein düsteres Kapitel der Stollberger Geschichte, die jetzt entsprechend aufbereitet für nachfolgende Generationen erhalten bleibt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat von Zeitzeuginnen erschütternde Geschichten gehört, von menschlicher Kälte, Unbarmherzigkeit, staatlicher Willkür und Zynismus, wie er sagt. In seiner Rede sprach Steinmeier auch davon, dass die Geschichte des Frauengefängnisses Hoheneck von der Furcht des SED-Regimes vor all jenen handelt, die sich nach Freiheit sehnten, kritische Fragen stellten und die gegen Lügen und Unterdrückung aufbegehrten. Jetzt ist es ein historischer Ort: "Wir vergessen nicht, das ist das Versprechen der Gedenkstätte. Es ist an uns, dieses Versprechen fortwährend einzulösen", so Steinmeier.
Kommune ist froh das Projekt angeschoben zu haben
Stollbergs Bürgermeister Marcel Schmidt sagt mit Blick zurück: "Als wir das Objekt gekauft haben, hätte ich niemals gedacht, dass wir innerhalb von zehn Jahren so weit kommen. Das hätte damals niemand für möglich gehalten." Aktuell liegt man kostenseitig bei rund 36 Millionen Euro. Schmidt ist froh, wie er sagt, dass man das Projekt in Angriff genommen hat: "Die Gedenkstätte und Hoheneck ist etwas, wo wir als Stadt in die Pflicht gegangen sind, die eigentlich Bund und Land hätten übernehmen müssen. Doch wir sind heute froh, dass wir uns dazu entschlossen haben. Sonst hätten wir jetzt wahrscheinlich eine Ruine dastehen." Die Gedenkstätte sei nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern ein Bildungsort und gerade das Thema Demokratie sei aktueller denn je. Larissa Günther gehört zur Stadtverwaltung Stollberg. Die 19-jährige ist sichtlich gerührt: "Wenn man die Zeitzeuginnen hautnah erlebt, die ihre Geschichten erzählen, kann man das, was in einem vorgeht, schwer beschreiben und nicht einfach in Worte fassen. Es geht einem persönlich auf jeden Fall ziemlich nah und das alles ist sehr bewegend."
Eine Zeitzeugin erzählt
Birgitt Krüger (79) aus Berlin wurde im Mai 1978 in Hoheneck inhaftiert, weil sie mit ihrem damaligen Mann Ausreise-Anträge aus der DDR gestellt hatte: "Wir haben einen Antrag gestellt. Was wir nicht wussten ist, wenn dieser abgelehnt wird und man stellt einen zweiten, was wir getan haben, behindert man die Staatsorgane in ihrer Tätigkeit und das war schon ein Staatsvergehen und konnte mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden. Wir haben insgesamt vier Anträge gestellt und es tat sich nichts. Wir haben uns direkt an die UNO gewandt. Daraufhin wurde ich von der Arbeit weg verhaftet und mein Mann zuhause wegen staatsfeindlicher Hetze und staatsfeindlicher Verbindungsaufnahme. Selbst wurde ich zu 2,3 Jahren verurteilt und mein Mann zu 2,5 Jahren." Zwar schiebe man die Ereignisse von damals weg, aber es sei immer noch ein gewissen Druck, wenn man in Hoheneck steht: "Die Bilder von damals sind sofort wieder da."
erschienen am 11.07.2024