Gornsdorf. Wie bei der Premiere im Vorjahr hat auch die zweite Auflage des Oldtimer-Zweiradtreffens in Gornsdorf für riesigen Andrang gesorgt. Mehr als 1000 Besucher konnten auf dem Parkplatz am Naturbad reichlich 400 Fahrzeuge bestaunen. Bei den meisten handelte es sich natürlich um Mopeds der Marke Simson, denn auch der gastgebende Verein zum Erhalt historischer Zweiradtechnik - kurz "Heiße Kette" genannt - hat sich dieser Kulttechnik verschrieben. "Aber es waren auch wieder Mopeds und Motorräder anderer Ost-Marken dabei, einige Oldtimer-Autos und diesmal sogar auch zwei Robur-Busse", so Mitorganisator Sven Stettin.
Im Simsonsattel auf Weltreise
Mit Ansehen war es aber natürlich nicht getan, denn wie immer bei solchen Treffen stand der Austausch im Vordergrund - und nicht zuletzt das Fahren. Deshalb wurde auch wieder eine reichlich 15 Kilometer lange Runde durch die Region gedreht. Außerdem standen mehrere Ehrungen auf dem Programm. Dabei wurde Daniel Groschopp für die weiteste Anreise ausgezeichnet. Aus dem brandenburgischen Lindena kommend hatte er rund 140 Kilometer zurückgelegt. Für den 38-Jährigen aber nur ein Klacks, wenn man bedenkt, dass er mit seiner S83 (Baujahr 1985) schon die 3500 Kilometer bis nach Rom und zurück geschafft hat. "Und dieses Jahr geht's nach Schweden", sagt der gelernte Maurer, der den Ausflug ins Erzgebirge schon mal als kleine Testfahrt nutzte.
Jedes Problem wird gelöst
In der Kategorie Tuning ging einer der Preise an Daniel Groschopp, der seiner Simson unter anderem beheizte Griffe, LED-Scheinwerfer und einen volldigitalen Tacho verpasst hat. Aber eigentlich mache die Einfachheit diese Technik und den damit einher gehenden Kult aus. Teile zu bekommen, sei auch heutzutage kein Problem: "Das ist wie in DDR-Zeiten: Immer gibt es einen, der einen kennt, der dann noch einen kennt - mit dem passenden Teil." Schon sei das Problem gelöst. Genauso wichtig sei aber der Erfahrungsaustausch, weshalb sich der 32-jährige Gornsdorfer riesig über das Zweiradtreffen in der Heimat freute - genau wie all die anderen Teilnehmer und Besucher. Auch die Erweiterung des Programms mit der abendlichen Party inklusive Live-Musik kam bestens an.
Jung und Alt vereint
Mit dabei waren erstaunlich viele junge Leute, denn die Simson erfreut sich bei der jungen Generation großer Beliebtheit. Zum Beispiel, weil damit statt 45 bis zu 60 km/h möglich sind. Und weil sich vieles relativ leicht reparieren lässt. Deshalb ist auch Tim Demmler begeisterter Simson-Fans - und mit 14 Jahren das jüngste Mitglied der "Heißen Kette". "Das Schöne im Verein ist, dass mir viel geholfen wird. Man lernt schnell dazu", so der Schüler. Mit dabei waren am Samstag aber auch alte Hasen wie Horst Grieser und Horst Buschbeck. Letzerer sagt voller Respekt: "Ich ziehe den Hut vor den Leuten, die das hier auf die Beine stellen." Der 81-jährige Gornsdorfer war selbst leidenschaftlicher Moped- und Motorradfahrer, wurde 1962 sogar DDR-Meister im Trialsport. Heute freut er sich, dass die Jugend genauso begeistert ist vom Fahren und vom Schrauben: "Dieses Hobby bringt alle zusammen."
erschienen am 28.04.2024